Kapitel 13 - Bruchtal

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Bald schon hatten wir das Ende des Pfades erreicht. Licht durchflutete den breiter werdenden Gang, ich spürte die Atmosphäre sich verändern und endlich verwandelte der Spalt sich zu einem Gebirgspfad entlang der Bergwand, durch die wir gekommen waren.
Von hier oben aus hatte man die perfekte Aussicht auf das Tal zwischen den Bergen und dem Fluss Bruinen.
Wasserfälle prasselten zwischen den Häusern in den schnell fließenden Fluss, und Büsche, ein paar Bäume und anderes Grünzeug räkelten sich im Licht der goldenen Nachmittagssonne.
Hier und da wurden einzelne Felsinseln von Brücken verbunden, und anders kam man gar nicht hinein in die Stadt.
„Wow", murmelte ich. Klar kannte ich das alles aus den Filmen, aber in echt war es so viel schöner, dass mir wirklich fast der Atem fehlte.
„Das Tal von Imladris", verkündete Gandalf, der als letzter aus dem engen Gang zwischen den Felsen kam. Dem Satz folgte das zufriedene Schnauben seines Pferdes. „Gemeinhin ist es unter einem anderen Namen bekannt."
„Bruchtal", erkannte Bilbo, der staunend neben mir stand und seiner Myrte lobend den Hals klopfte. Reiten konnte er zwar noch immer nicht wirklich, aber sein Pony hatte er inzwischen ins Herz geschlossen.
„Hier liegt das letzte heimelige Haus östlich der See."

Ich bemerkte Thorin, mal wieder mit grimmiger Miene, der die Zügel seines Ponys Dwalin in die Hand drückte und sich auf den Weg zu Gandalf machte, um ihn eine Runde anzumeckern. Also verzog ich mich von Bilbos Seite und bewegte mich mit Harry näher auf den Abgrund zu, wo der Rest der Zwerge noch immer aufs Tal herab blickte. Viel Platz war hier nicht mehr, so mit siebzehn Ponys.
„Hübsch, oder?", warf ich in die Runde.
„Vielleicht, aber es sind noch immer Elben, die dort leben", brummte Dwalin, und erntete zustimmendes Gemurmel.
Ich verdrehte die Augen. ,,Das ist auch nichts anderes als Rassismus."

Schließlich einigten sich Thorin und Gandalf darauf, dass der Zauberer das Reden übernehmen würde. Also ordneten wir uns wieder, manche stiegen zurück auf die Ponyrücken und wir machten uns auf den Weg, den Gebirgspfad hinunter ins Tal zu wandern, beziehungsweise zu reiten.
Wie immer blieb ich bei Fíli und Kíli.
„Erzählt mal was", warf ich in die Runde und drückte weiter meine Knie zusammen, um bergab ohne Sattel nicht auf Harrys Hals zu rutschen.
„Was denn?", kam es von Kíli.
„Irgendwas", antwortete ich. „Was ist eure Lieblingsfarbe? Lieblingstier? Lieblingsessen?"
„Ich mag grün", antwortete Fíli. „Und Hasen. Also nicht zum essen, sondern ich finde sie niedlich. Aber zum essen mag ich Kartoffeln."
„Cool", kommentierte ich, und bei dem Gedanken, dass Fíli Hasen süß fand, musste ich grinsen.
„Und du?", fragte ich Richtung Kíli.
„Blau finde ich schön. Aber noch lieber mag ich Violett. So wie Weintrauben. Das ist übrigens auch mein liebstes Essen. Und ich mag Pferde. Beziehungsweise Ponys, also auch nicht zum essen sondern als Tiere."
„Sehr cool", lächelte ich, und er grinste viel süßer zurück.
„Und du?", fragte Fíli.
„Ähm", machte ich. „Gute Frage. Also ich mag eigentlich so ziemlich alle Farben. Am besten natürlich Regenbogen. Aber schwarz und dunkelgrün eher als Standard. Mein Lieblingsessen ist Pizza, was ihr natürlich nicht kennt und meine Lieblingstiere sind Pferde, Wölfe und Drachen. Natürlich nicht so welche wie Smaug, sondern Ohnezahn und Drogon und so, die ihr natürlich auch nicht kennt."
Bevor irgendjemand antworten konnte, hatten wir schon die erste Plattform Bruchtals erreicht und ein dunkelhaariger Elb in eleganter Tunika schritt die Treppenstufen herab, die in die Stadt führten.
„Mithrandir!", rief er aus und vollführte den Elbengruß.
Der alte Mann ließ die Zügel seines Pferdes los, drehte sich überrascht zur Treppe und antwortete: ,,Ah, Lindir!"

„Warum hasst ihr Elben nochmal? Die hier haben euch doch garnichts getan", flüsterte ich nach rechts, während Lindir irgendwas auf Elbisch zu Gandalf sagte.
„Aus Prinzip", antwortete Fíli, während er und die anderen von den Ponys stiegen.
Er erhielt von allen Seiten Zuspruch, nur Kíli zu meiner linken schwieg.
Plötzlich ertönte aus der Ferne ein heller Hornstoß, der Elrond und einige Reiter ankündigte. Darauf folgte lautes Hufgetrappel, und ich schwang mich gerade noch rechtzeitig von Haryons Rücken. Die Zwerge drängten sich zu einem engen Kreis zusammen, Bilbo, ich und die Pferde in der Mitte, als seien wir die Kleinen, die es zu beschützen galt.
Die großen Pferde der Elben und deren Reiter galoppierten über die Brücke und umkreisten uns, wurden endlich langsamer und hielten an, aber die Zwerge hielten übermotiviert ihre Waffen bereit. Unsere Ponys legten nervös die Ohren an und ich musste aufpassen, dass sie mich und Bilbo nicht umschubsten.
Die Reiter waren in Rüstung und trugen entweder Banner oder Speer, während ihre Pferde nur weiß oder gräulich waren. Elrond war der einzige, der einen Rappen ritt. Er stieg ab, bahnte sich seinen Weg zu Gandalf und die beiden begrüßten sich anständig, aber von ihrem Elbisch verstand ich nichts.
„Ungewöhnlich für Orks, unserer Grenze so nahe zu kommen. Irgendetwas oder irgendjemand hat sie wohl angelockt", sagte der Hausherr endlich in der gemeinen Zunge und drückte Lindir eine orkische Klinge in die Hand, die er wohl als Beute behalten wollte.
„Ah, das könnten wir gewesen sein", antwortete Gandalf und deutete auf uns.
Der Kreis wurde endlich aufgelöst, sodass Bilbo und ich nicht mehr zerquetscht wurden. Währenddessen versuchten die Zwerge gefährlich auszusehen, aber neben den zotteligen Ponys gelang ihnen das nicht sehr gut.
Thorin kam endlich hinter Dwalin, Glóin und deren Stuten hervor, um den Elbenherren herausfordernd zu mustern.
„Willkommen Thorin, Sohn des Thráin", begrüßte Elrond ihn.
„Ich glaube nicht, dass wir uns kennen." Der Zwerg klang weit weniger freundlich, hatte aber einen einigermaßen höflichen Ton aufgesetzt.
„Du hast deines Großvaters Erscheinung. Ich kannte Thrór, als er König unter dem Berge war."
„Ach ja? Von Euch hat er nie gesprochen."
Elrond zog scharf Luft ein, Bilbo reckte neugierig seinen Kopf und schließlich sagte der hohe Herr etwas auf Elbisch, was in dem Kontext tatsächlich wie eine Drohung klang.
„Was hat er gesagt? War das etwa eine Beleidigung?!", bellte Glóin schon und kramte schon wieder seine Axt heraus.
„Nein, Meister Glóin. Nur eine Einladung zum Essen", lachte Gandalf nervös.
Wir steckten geheimnistuerisch unsere Köpfe zusammen, aber hier und da blickte auch ein Ponykopf in die Runde.
„Was machen wir?", flüsterte Kíli.
„Ich könnte etwas vertragen", flüsterte Bombur.
„Du zählst nicht", flüsterte Bofur und gab seinem Bruder einen Klaps auf den Bauch.
„Ich hab Hunger", jammerte ich leise.
„Ruhe", beendete Thorin die Beratung. Wir sahen alle wieder auf und warteten darauf, dass irgendjemand antwortete.
„Nun Gut. Wenn das so ist, geht voran.", entschied Glóin.
Ein paar des Schönen Volkes nahmen uns die Pferde ab und brachten sie auf eine große Weide vor den Stallungen, von denen ich nichtmal gewusst hatte, dass sie existierten.

Mittelerde... Ernsthaft?! //Hobbit ff Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt