Kapitel 38 - Raise a glass of wine for the last time

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Irgendwann war ich tatsächlich dort oben eingeschlafen, und geweckt wurde ich erst kurz vor Dämmerung durch einen entfernten, aber immer noch lauten Aufprall. Ich schreckte hoch und blickte zum Horizont.
Die Stadt stand in Flammen und Rauch hing tief über dem See. Aber kein Drache war am Himmel zu sehen. Smaug war tot.
Als mein Blick weiter nach Westen, also rechts, schweifte, erkannte ich kleine Gestalten auf der Spitze des Rabenbergs. Das mussten Bilbo und die Zwerge sein, die jetzt begannen, sich triumphierend auf die Schultern zu klopfen und die Arme in die Luft zu werfen. Auch sie hatten den Fall Smaugs des Schrecklichen mitangesehen.
Von weiter weg hörte ich schon Raben krächzen, und sie kamen immer näher und flogen über meinem Kopf hinweg.
„Die Raben Erebors kehren zum Berg zurück", murmelte ich schwach lächelnd.
Das Lächeln verging mir schnell, denn ich realisierte, was jetzt kam. Nicht mehr lange, und die Schlacht der fünf Heere würde beginnen.

*

Auf meinem Weg vom Kopf der Statue wieder durchs große Tor nach drinnen traf ich auf Thorin. Er machte mal wieder eine finstere Miene, und ich war mir sicher, dass er auf dem Weg in die Goldhalle war.
Ich rief seinen Namen und riss ihn aus seinen Gedanken. Überrascht drehte er sich um, behielt sein Gesicht aber ausdruckslos.
„Bevor du wieder verschwindest, dachte ich mir, wir könnten heute Kílis und meine Verlobung feiern?" Hoffnungsvoll zog ich die Augenbrauen hoch und setzte ein bittendes Lächeln auf.
Mein Plan schien funktioniert zu haben; Thorins Miene wurde weicher und er nickte.
„Eine gute Idee. Einen Tag können wir uns leisten, glaube ich. Morgen beginnen wir unsere Vorbereitungen, aber heute feiern wir. Ich gehe nur kurz hinunter-"
„Nein, bitte nicht!", unterbrach ich ihn sofort. Ich wollte diese Verlobung unbedingt vor der Schlacht feiern, und ganz gerne mit Thorin so sehr er selbst wie möglich. Würde er jetzt in die Schatzhalle gehen, konnte ich das vergessen.
„Ich meine, wofür Zeit verschwenden? Trommeln wir doch schonmal alle zusammen. Weißt du schon einen guten Ort zum feiern?"
Geschafft. Ich hatte meinen neuen Papa ausreichend ins Gespräch verwickelt. Jetzt redete er über all die schönen Hallen des Berges, die geeignet waren für die Feier, und ich entschied mich für den Gemeinschaftsraum der Wachen des großen Tors. Dort gab es wohl einen Kamin, ausreichend Tische und Stühle, genug Platz zum Tanzen und noch immer ein paar Weinfässer. Außerdem war er auf demselben Korridor wie die Wohnung des Wachhauptmannes, sodass das verlobte Paar direkt eine Bleibe hatte.

*

Für eine zwergische Verlobungsfeier hatte sich niemand zweimal bitten lassen müssen.
Normalerweise bestand das ganze aus einem Haufen guten Essen, Musik, Singen, Tanzen und Spielen, aber dafür hatten wir jetzt nicht die Ressourcen.
Wir waren alle im Gemeinschaftsraum der Wachen zusammen getrommelt worden, wo Becher voll ziemlich altem Wein bereit standen. Dank der Ablenkung und diesem großen Ereignis schien Thorin tatsächlich ganz der alte.
Er stand auf einem der Tische, Kíli und ich Hand in Hand vor ihm, hinter uns der Rest, der um eine Rede bettelte.
„Heute feiern wir die Verlobung meines Soh- Neffen Prinz Kíli, Erbe Durins und der ehrenwerten Charissa Lavinia Brown, Charissa Adaneth, Prinzessin unter dem Berge!"
Während er das so sagte, fiel mir mal wieder auf, wie komisch es war, meinen ganzen Namen zu hören. Ich hatte lange schon das Gefühl gehabt, dass er nicht so ganz zu mir passte. Auch Prinzessin klang so unnatürlich in dieser Situation, und es war einfach kein schönes Wort. Aber hey, was ist eigentlich Gender? Zumindest nicht das richtige Thema für jetzt. Wie gesagt, ich musste irgendwann mal alleine nachdenken gehen.
„Als König unter dem Berge wünsche ich Euch alles Glück auf dieser Erde, all die Liebe unter der Sonne, dem Mond und den Sternen und alle Segen, die Mahal nur geben kann! Erhebt eure Gläser, Freunde! Erhebt eure Gläser ein letztes Mal!"
Und so applaudierten wir, ehe wir die Becher erhoben und ansetzten. Natürlich verzogen wir alle das Gesicht und spuckten den Wein wieder aus. Der war über hundert Jahre alt.
„Lasst die Feier beginnen!", hustete Thorin so feierlich es ging.
Kíli nahm mir den vollen Becher ab und stellte ihn auf einen freien Tisch, nahm meine Hände und forderte mich unwiderstehlich lächelnd zum Tanz auf.
Da die Zwerge ihre Instrumente vor einer halben Ewigkeit schon verloren hatten, machten wir unsere eigene Musik. Erst pfiffen wir langsam in der Melodie von For the Dancing and the Dreaming, dann bildeten die Zwerge um uns herum einen Kreis und übernahmen das Pfeifen für uns, sodass wir singen und tanzen konnte.

Mittelerde... Ernsthaft?! //Hobbit ff Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt