Kapitel 21 - Mal wieder zu viel rennen

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Irgendwie hatten wir es über eine in den Berg gehauene Treppe ins Tal geschafft und standen jetzt ratlos in der Gegend herum.
„Was jetzt?", warf ich in die Runde, aber das letzte Wort ging in weit entferntem Warggeheul unter.
Thorin sah alarmiert zu Gandalf, der ebenfalls ein besorgtes Gesicht machte.
„Lauft!", entschied er. „Deckung! Wir brauchen Deckung, um dann unser weiteres Vorgehen zu besprechen. Lauft!"
,,Warum wurde ich nicht irgendwo anders hin teleportiert? MCU; da hätte ich Superkräfte und könnte vielleicht fliegen. Westeros oder Supernatural; da wär ich sowieso gestorben, bevor ich viel laufen müsste. Aber nein. Mittelerde. Und jeden Tag fast an Sport sterben", murmelte ich, als ich den anderen hinterher sprintete und nach den ersten paar Schritten schon wieder Schnappatmung bekam.
Aufmerksam wie ich war, bemerkte ich zu spät, dass alle plötzlich stehen geblieben waren, sodass ich mit voller Kraft gegen Bilbo rannte, der von dem Gewicht ins Taumeln kam und gegen Thorins Schulter knallte, der sehr unmajestätisch zu Boden fiel und mit dem Hobbit den Hügel hinunter purzelte, bis beide endlich langsamer wurden und im stillen Fluss landeten. Das ganze sah sehr homoerotisch aus.
Die ersten Sekunden versuchte ich noch, mein Lachen zurückzuhalten, aber dann prustete es lauthals aus mir raus.
Verdutzt sahen Gandalf und die Zwerge zu den beiden hinunter; der Hobbit sah aus wie ein nasser Welpe und streckte hilflos seine Arme zum Ufer, während der ach so prächtige König jede Würde verloren hatte; sein Fellmantel war nass, ein paar Haarsträhnen klebten ihm im Gesicht und er bahnte sich fluchend seinen Weg durchs Wasser, das ihm bis zur Schulter reichte.
„Das ist gar nicht so dumm. Wenn wir unsere Spuren im Fluss verwischen und den Geruch loswerden, wird unsere Fährte schwerer zu finden sein. Die Meute scheint noch viele Wegstunden entfernt zu sein, sodass wir uns etwas Zeit lassen können."
„Wohoo! Badeparty!", grinste ich, kaum hatte Gandalf ausgesprochen. Ich sprang auf und rannte hinunter zum Ufer, ehe irgendjemand reagieren konnte.
Wieder badete ich nur in Sport-BH und dem mittelalterlichen Boxershorts Equivalent; alles ließ ich achtlos auf die Wiese fallen. Mein blutverschmiertes Hemd nahm ich mit zum Wasser, aber ich bekam es nur teilweise sauber. Ein leichter Orange-Stich blieb darin, und so legte ich es zum Trocknen zu den anderen Sachen.

In sehr gemächlichem Tempo entledigte sich auch der Rest der Zwerge ihrer Klamotten.
Thorin hatte meine spontane Waschaktion genauestens beobachtet, und sein grimmiger Blick verflog. Als ich mich ans Ufer setzte, mit den Beinen im Wasser, kam er zu mir. Dabei sah er noch immer aus wie ein nasser irischer Wolfshund; die mit den ganzen grauen Zottelhaaren.
„Wie geht es deinen Wunden?", fragte er vorsichtig und sah tatsächlich etwas schuldbewusst zu mir auf.
Ich zuckte mit den Schultern. „Tut nicht mehr weh, aber ich hab wohl kaum einen Spiegel hier. Könnte also schlimmer sein, als es sich anfühlt."
„Darf ich mal sehen?" Er senkte seine Stimme so tief, dass ich das Gefühl hatte, es sei ihm peinlich, in aller Öffentlichkeit Fürsorge zu zeigen.
Ich nickte und drehte mich langsam um, wobei ich mir seltsam entblößt vorkam.
„Hm", machte Thorin. „Sie heilen gut, Gandalf sei Dank. Als wäre es bereits ein paar Wochen her."
Vorsichtig berührte er meinen Rücken und folgte den Narben, als sei meine Haut empfindliches Porzellan. Es schmerzte zwar ein wenig, aber ich ließ ihn.
„Es tut mir übrigens leid", begann er leise. „Du hast mir einen Schwur geleistet, und darunter ist dir Leid zugestoßen. Ich fühle mich dafür verantwortlich, als Leiter der Unternehmung." Er senkte seine Hand und ich drehte mich zurück, um in sein eindeutig durch Schuld geplagtes Gesicht zu sehen.
Ich nickte langsam. „Ich wusste, worauf ich mich einlasse, als ich den Schwur geleistet habe. Und ich werde mich daran halten, egal was passiert. Danke für deine Rücksicht, aber es ist schon okay."
Als ich realisierte, dass es ihm wirklich wichtig war, und er das nicht nur aus Mitleid oder Höflichkeit tat, lächelte ich zaghaft. „Danke."
Für einen Moment waren wir still, während im Hintergrund bereits ein großer Badespaß begann.
„Allerdings klebt noch überall Blut an deinem Rücken. Lass mich dir helfen."
Geschmeichelt sah ich hinunter auf meine Knie und nickte.
Endlich ließ ich mich ins kühle Wasser gleiten, und Thorin nahm mich etwas abseits von den anderen. Sehr vorsichtig begann er, das Blut von den Narben zu spülen. Manchmal tat es noch weh, als er direkt mit den Händen dran kam, aber eigentlich tat es gut. Es war ein ekliges Gefühl unter dem Korsett gewesen, und ich liebte es, wie sanft Thorin mit mir umging. Als wäre er wirklich ein Vater. Wobei er natürlich zu großen Teilen Fíli und Kíli mit großgezogen hatte, also musste er so oder so Erfahrung mit Kindern haben.

Mittelerde... Ernsthaft?! //Hobbit ff Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt