Kapitel 44 - Durins Erbe will mich smashen aber dann heulen wir wieder

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Noch in derselben Nacht waren wir genauso depressed in unsere Wohnung zurückgekehrt, wie als wir die Tour geplant hatten.
Zumindest waren wir so am nächsten Morgen wieder da, sodass wir den Besuch des Elbenheers nicht verpassten.

„Wo bei Durin wart ihr?", begrüßte Fíli uns, als wir uns endlich mal wieder beim Frühstück blicken ließen. „Thorin wurde schon wütend. Sagt, ihr würdet eure Pflichten vernachlässigen."
„So ganz unrecht hat er ja nicht", murmelte ich.
„Wir wollten ein paar spätabendliche freie Stunden für die Erkundung nutzen, haben uns aber verlaufen", log Kíli.
Zur Überraschung aller marschierte Thorin auf einmal in den Gemeinschaftsraum. Er sah niemanden an, hielt den Blick starr nach vorn gerichtet und sagte nur grimmig sein Kommando: „An die Mauer!"
Wie die Soldaten, die wir waren, sprangen wir sofort auf, einige sammelten noch ihre Waffen ein und folgten dem psychisch labilen König.
Auf der Mauer angekommen, stand Thorin natürlich in der Mitte. Neben ihm sein Hobbit, auf der anderen Seite sein Erbe Fíli. Ich und Kíli neben dem Blonden, die anderen um uns herum verteilt.
Alle sahen wir grimmig drein. Zurecht; ein ganzes Heer von Elben in goldener Rüstung stand in den Ruinen von Thal, piekfein geordnet und bereit für Befehle.
So begann es also.

Hufgeräusche kamen immer näher, bis ein weißes Kaltblut Pferd mit Reiter zu erkennen war. Wenige Meter vor der Mauer hielt er an, sprang ab und trat näher. Es war Bard, der den Drachen getötet hatte. Oh Überraschung.
„Seid gegrüßt, Thorin, Sohn von Thráin! Dass Ihr noch am leben seid, wagten wir nicht, zu hoffen."
Thorin antwortete mit weit weniger guten Manieren: „Warum kommt Ihr in Kriegsrüstung an das Tor des Königs unter dem Berge?"
„Warum verschanzt sich der König unter dem Berge wie ein Räuber in seiner Höhle?", rief Bard, der sich dem Ton des Gesprächs angepasst hatte.
„Vielleicht, weil ich erwarte, beraubt zu werden!"
„Mein Herr, um Euch zu berauben, sind wir nicht hier. Nur um einer gerechten Einigung Willen. Wollt Ihr nicht mit mir sprechen?"
Majestic, wie er noch immer war, neigte Thorin den Kopf zur Bejahung und schritt elegant die Stufen hinunter.
Von hier oben aus konnte man das Gespräch der beiden nicht sehr gut belauschen, aber wir blieben erstmal hier.
Was man von hier oben aber ganz wunderbar beobachten konnte, war Thorin, der einem großen Raben etwas zuflüsterte. Dann flog der Vogel über unsere Köpfe hinweg gen Osten, Richtung Eisenberge.
Irgendwann entschieden wir als Kollektiv, doch mal hinunter zu gehen. Gerade als Thorin sich der Konversation entzog und einfach umdrehte, hatten wir uns versammelt.
„Verschwindet! Ehe unsere Pfeile fliegen!", donnerte er dann.
Von meiner Position aus konnte man noch flüchtig Bards Kopf durch ein Loch in der Mauer gucken sehen. Frustriert schlug er gegen den Stein, dann verschwand er.
Gerne hätte ich Thorin konfrontiert, ihn versucht, zur Vernunft zu bringen. Zwar hatten die Seestädter uns aus eigennützigen Gründen geholfen, aber ohne unser eigenes Haus und die Verpflegung wäre meine Heilung wohl noch schlechter verlaufen.
Trotzdem blieb ich still. Ich wusste, dass es sowieso nichts bringen würde, dann musste ich meine Kraft jetzt nicht damit verschwenden, einen aussichtslosen Kampf anzufangen.
Thorin schickte uns wieder auf die Mauer, von wo aus wir das davon galoppierende Pferd beobachteten.
„Was tust du?", mischte Bilbo sich endlich ein. „Du.. kannst doch keinen Krieg führen!"
„Das geht dich nichts an", brummte er.
„Entschuldige, aber falls du es noch nicht bemerkt hast, ein Elbenheer steht dort unten vor dem Tor! Ganz zu schweigen von hundert zornigen Fischern! Wir sind deutlich in der Unterzahl."
Wir drehten uns alle zu dem Kleinen, sahen aber nur grimmig zu.
Thorins Miene dagegen schien sich wieder zu erweichen.
„Nicht mehr sehr lange", sagte er ruhig.
Bilbo schnitt eine seiner verwirrten Grimassen: „Was soll das heißen?"
„Das heißt, mein lieber Bilbo," dabei trat Thorin wieder unnötig nah an den Hobbit heran, „dass man Zwerge niemals unterschätzen sollte."
Und wohl gemerkt, die Line aus dem Film wäre Meister Beutlin gewesen. Trotz seiner kritischen psychischen Lage, ging es langsam voran mit Bagginshield.
„Wir haben den Erebor zurück. Nun verteidigen wir ihn."
Damit machte er seinen stolzen Abgang, musterte mich und Kíli aber noch mit einem missbilligenden Blick, der mich direkt ins Herz traf.
Balin war sichtlich in Sorge, und auch Fílis und Kílis Gesichter wechselten von grimmig zu besorgt. Der Rest würde größtenteils tun, was ihr König ihnen befahl, ohne Fragen zu stellen. Dwalin war da vielleicht noch eine Ausnahme.

Mittelerde... Ernsthaft?! //Hobbit ff Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt