Kapitel 29

608 76 29
                                    




Er klopfte nur einmal an, wartete kein „Herein" ab, sondern öffnete direkt die Tür.

Sein Blick fiel sofort auf den Schreibtisch, auf dem zerrissene Blätter lagen, ein Teil auch auf dem Boden.

„Was willst du hier?", Harrys Stimme war mit einem leichten Lallen unterlegt und Louis versuchte sich zu sammeln. Er musste jetzt ganz vorsichtig, diplomatisch und sanft vorgehen, wenn nicht er den Zorn abbekommen wollte, der noch immer in den grünen Augen vor ihm loderte.

„Ich wollte nach dir sehen.", seine Stimme klang neutral und er klopfte sich innerlich selbst auf die Schulter.

„Warum?", der Schwarzhaarige nahm das Glas, goss es voll und nahm einen ordentlichen Schluck.

„Ich habe das Gefühl, dir geht es nicht gut.", Louis blickte Harry nicht direkt in die Augen. Nur nicht provozieren war sein Motto in der Sekunde.

„Wie kommst du denn darauf?", das Lachen was kam war gruselig und dem Brünetten lief es eiskalt den Rücken runter.

„Du hast viel getrunken.", sagte er vorsichtig, deutete auf die Whiskeyflasche, die nur noch zu einem Viertel gefüllt war.

„Mir war danach.", erneut setzte er das Glas an die Lippen, trank das brennende Gesöff, als wäre es Apfelsaft.

„Magst du vielleicht mit rüber ins Schlafzimmer kommen? Ich bin müde und könnte eine Schulter zum Kuscheln brauchen.", Louis beobachtete jetzt jede Gefühlsregung des anderen. Normalerweise brachte diese Art von Wunsch seinen Mann immer runter. Besänftigte ihn, weil es seinen Beschützerinstinkt ansprach, jetzt aber sah er nichts dergleichen in seinen Augen.

„Nein!", kam es hart zurück. „Ich gehe gleich zu Ed runter und werde ihm sagen, dass ich seine Eskapaden nicht dulden werde. Er hat mir zu gehorchen. Was denkt er wer er ist, mich so von sich zu stoßen?"

Louis schluckte hart. Wenn er nicht schnell etwas unternahm, würde das hier alles ganz fürchterlich eskalieren. Was sollte er nur tun? Körperlich würde er Harry auf alle Fälle unterlegen sein, wobei bei dem Alkoholspiegel...

Im Augenwinkel sah er, wie dieser sich erhob, leicht schwankend auf seinen Beinen zum Stehen kam.

„Harry, ich glaube das ist keine gute Idee.", sagte Louis nun mutig, ging auf seinen Mann zu und streckte die Arme nach ihm aus. „Komm schon, sprich morgen in Ruhe mit ihm, wenn du wieder nüchtern bist."

Der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf. „Ich rede jetzt mit ihm. Er soll sich dafür entschuldigen, mich so brüskiert, mich so verletzt und gedemütigt zu haben. Er wollte mir dienen und kann es sich jetzt nicht einfach anders überlegen!", polterte er und Louis wusste, dass er jetzt würde handeln müssen.

Er blickte sich hektisch im Büro um, sah die offenen Handschellen auf dem Schreibtisch liegen und griff danach, als Harry an ihm vorbei schwankte und Richtung Treppe lief.

Louis war klar, dass er nur einen einzigen Versuch haben würde. Wenn dieser schief ging... er wollte es sich lieber gar nicht ausmalen.

Langsam lief er hinter Harry die Treppe herunter. Am besten konnte er ihn am Ende der Treppe überwältigen. Mit einem Tritt und anschließendem Griff, den er mal im Kampfunterricht beim Militär gelernt hatte, würde er ihn so zu packen bekommen, dass er die Handschelle schließen und anschließend an den Pfosten der Treppe befestigen konnte.

Die letzten Stufen lagen vor ihnen und jetzt musste er beherzt handeln. Es ging alles ganz schnell. Er trat Harry von hinten in die Knie, sodass dieser sich mit seiner rechten Hand, um Halt zu bekommen ans Geländer klammerte. Sofort schnappte die Handschelle zu und bevor der Betrunkene begriff, was passierte klickte die Handschelle ein weiteres Mal um die Metallstrebe der Treppe.

Ligatus - Larry Stylinson AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt