Überarbeitet: 2. Juni 2023
Die endlose Dunkelheit, die mich umgibt, lässt allmählich von mir ab. Es ist wie ein Schleier, der meine Sicht bedeckt. »Miss Martínez, wie geht es Ihnen?«, ertönt eine sanfte und beruhigende Stimme. Für einen Moment habe ich gedacht, dass es meine Mutter sei, die mich wecken tut, aber dann fiel mir wieder ein, dass ich sie gesehen habe.
Tot. Umgeben von ihrem eigenen Blut, während mich ihre Augen anstarren, als wäre ich die Schuldige an ihrem Tod. Ich schlage meine Augen auf und sehe eine etwas ältere Dame neben mir sitzen. Ihre giftgrünen Augen sehen mich besorgt an, während sie einen Lappen auswringt. »W-Wo bin i-Ich?«, meine Stimme ist nichts weiter als ein krächzen, als hätte ich Halsschmerzen.
Aber ich habe keine, das einzige, das mich plagt, ist das beklemmende und schmerzende Gefühl in meiner Brust. Und ich spüre, wie Tränen meine Augen aufquellen, je mehr mir bewusst wird, dass meine Eltern tot sind. »Miss Martínez, Sie sollten noch etwas liegen bleiben.«, empfiehlt die Frau und legt ihre Hand behutsam auf meine Schulter.
»Sind sie Tod?«, frage ich. »Sind meine Eltern Tod?«, eine Träne entgleitet meinem Auge und ich kralle meine Hände in die Decke. »Oh, kleines.«, sie umfasst eine meiner Hände und drückt zu, um mir zu vergewissern, dass ich nicht alleine bin. Sie scheint eine gute Seele zu sein, aber das macht meine Situation nicht besser.
»Alles wird gut, da bin ich mir sicher.«, ein zierliches Lächeln ziert ihre spröden Lippen. »Ruhen Sie sich noch etwas aus, Mr. Sánchez wird bald zurück sein und Ihnen alles erklären.«, sie wischt mir die Träne weg, aber kurz darauf folgen die nächsten. »Ich will zurück.«, hauche ich, während mich meine Angst zu überholen droht.
»Ich weiß, liebes. Ich weiß.«, sie legt mir das feuchte Tuch auf die Stirn und streicht über meine Decke. »K-Können Sie mir sagen, wo ich bin?«, es fühlt sich an, als würde mir die Luft ausgehen. Aber ich weiß, dass ich atme, dass ich lebe und vielleicht sollte ich das glücklich schätzen. Aber ich bin nicht glücklich, fröhlich oder dankbar. »Hier bist du sicher, dass ist alles, was ich dir sagen kann und darf.«, ein bemitleidendes Lächeln ruht auf ihren Lippen und sie klimpert mit ihren Wimpern.
»Wer ist er?«, frage ich leise und deute auf den Mann, den sie vorhin erwähnt hat. Ist es der, der mich hierher verschleppt hat? Der, der mir das Tuch mit dem Chloroform vor die Nase gehalten hat? Der, dessen grauen Augen mich eindringlich betrachteten?
Sie sagt nichts und steht von dem Bett auf, in dem ich noch immer liege. Mein Körper fühlt sich an, als hätte mich ein verdammter Elefant überrannt. Alle meine Alarmglocken im Kopf schrillen so laut, dass ich Kopfschmerzen bekomme. Ich atme laut aus und wimmere leise. »War er es, der meine Eltern umgebracht hat?«, meine Stimme bebt.
»Wird er mich auch ... umbringen?«, mein Herz pocht fest gegen meine Brust und meine Angst droht mich zu packen. »Er wird dir nichts tun, da bin ich mir sicher.«, es ist nur eine Antwort auf meine letzte Frage, nicht auf die, ob er meine Eltern umgebracht hat. Also stimmt es, dass er sie umgebracht hat.
Mir wird augenblicklich schlecht, dass ich ruckartig aufstehe und mir die Hand vor dem Mund halte. Alles dreht sich und schwarze Punkte bilden sich vor meinen Augen, die mich dazu bringen, gegen den Nachtschrank zu stoßen. »Miss Martínez, ist alles in Ordnung mit Ihnen?«, die Stimme der Frau wirkt weit entfernt.
»Hier.«, mir wird ein Eimer hingehalten, woraufhin ich mich übergebe. Mein Mageninhalt landet in diesem Plastikeimer, in dem noch etwas Wasser drinnen ist. Eine Gänsehaut durchzieht meinen gesamten Körper, als ich raue Hände an meinem Nacken spüre, die meine Haare zurücklegen. Tränen kullern meine Wangen hinab. »Alles wird gut.«, seine Stimme nahe an meinem Ohr.
Ich schrecke zurück, als ich mir sicher bin, dass ich mich nicht mehr übergeben muss. Meine Augen weiten sich und ich drücke mich an dem Nachtschrank, an den ich mich gestoßen habe. Da hockt er und starrt mich mit seinen grauen Augen an. Gepresst atme ich ein und aus. »Mi Amore, du brauchst dich nicht zu schämen.«, er lächelt und kommt mir näher, während er ein Tuch in der Hand hält.
Mein ganzer Körper schlottert und macht sich darauf gefasst, erneut das Bewusstsein zu verlieren. Ich kneife meine Augen zusammen und drehe meinen Kopf weg. Mein Brustkorb hebt und senkt sich. Meine Unterlippe bebt vor Angst und die Tränen sammeln sich in meinen Augen, wie das Wasser im Staudamm ansammelt.
Ich spüre eine sanfte Bewegung an meinem Mundwinkel und eine Hand, die meine Wange umfasst, um mein Gesicht zu sich zu drehen. »Öffne deine Augen.«, fordert er mich auf, dass ich nach kurzem zögern tue. »So ist es gut.«, er lächelt zufrieden, als wäre er stolz darauf, dass ich ihn ansehe. Seine schwarzen Haare fielen ihm ins Gesicht, als er sich vorbeugt, um mir noch näher zu sein. Meine Atmung und mein Herzrasen verschnellert sich.
»Bl-Bleib weg!«, sage ich und stupse ihn von mir, damit er mir nicht näher kommt. Aber als ich spürte, dass meine Hand auf seinem Rollkragen Pullover ruht, bemerke ich, dass es gar nichts gebracht hat, ihn weg zu schubsen. Ich will meine Hand von ihm nehmen, als er sie festhält. Alles in mir erzittert. »Mi Amore, niemand wird mich von sich stoßen.«, er nimmt seine Hand mit dem Tuch, das meinen rechten Mundwinkel noch immer berührt, von mir, aber behält den Griff um mein Handgelenk.
»Weder du, noch sonst wer.«, meine Tränen laufen unaufhörlich über meine Wangen. »Nicht weinen.«, seine Augen schauen mich traurig an, aber mir ist bewusst, dass das nur eine Fassade hinter seinem Ich ist. »Lass mich.«, flehe ich. »Willst du denn nicht wissen, warum du hier bist?«, er hebt eine Braue und kommt mir erneut näher. Ich ziehe meine Beine an mich, um ihm zu signalisieren, dass er auf Abstand bleiben soll.
»Das hält mich nicht davon ab.«, raunt er und plötzlich geht alles schneller, als erwartet. Sein linker Arm ist unter meinen Kniekehlen, während sein rechter Arm um meinen Oberkörper geschlungen ist. Ich japse auf und umfasse reflexartig seinen Nacken. Doch als ich registriere, dass er mich auf seinen Armen trägt, zapple ich und sage, dass er mich runter lassen soll.
Aber er macht keine Anstalten mich herunter zu lassen, genauso wie es ihn kalt lässt, dass ich in seinen Armen zapple. »Du hast recht, Mi Amore.«, plötzlich halte ich inne, als er seine Stimme erneut erhebt. »Ich habe deine Eltern umgebracht.«, sagt er, als wäre das etwas Leichtes für ihn. Sind Schuldgefühle für ihn ein fremd Wort?
»Aber warum?«
»Warum hast du meine Eltern getötet!?«, Tränen vor Wut und Verzweiflung rinnen aus meinen Augen, während ich meine Arme gegen seinen Oberkörper aufprallen lasse. »Mi Amore, jetzt hör auf zu zappeln! Alles was ich tue ist nicht Grundlos oder aus Langeweile!«, er lässt mich hart auf die Matratze fallen und drückt mich tief in die Matratze. Mein Herz pocht schneller, während die Angst, wie Alkohol durch meinen Körper rauscht.»Deine Eltern wollten ihre Abmachung nicht einhalten und obendrein haben Sie schmierige Handelsangebote angenommen, die ich nicht weiter dulden konnte. Also musste ich reagieren und sie töten, um das zu bekommen, weswegen ich ihnen die Macht und das Reichtum gegeben habe.«, seine Wangenknochen sind angespannt, während er eine Haarsträhne zwischen seine Finger nimmt.
Ich schluchze und möchte nicht glauben, was er da sagt. Ich winde mich unter ihm, in der Hoffnung, endlich von ihm loszukommen, aber er ist größer und stärker als ich. »Du lügst!«, brülle ich. »Alles, was du sagst, sind lügen!«, ich bin erbärmlich, aber vielleicht ist es mein Überlebenswillen, der mein erbärmliches Ich zum Scheinen bringt. »Dann werde ich es wohl beweisen müssen.«, er geht von mir runter, weswegen ich die Gelegenheit nutze und zur anderen Seite des Bettes rutsche.
»Ich werde es dir zeigen.«, er streckt mir seine Hand entgegen, aber ich ziehe es nicht in Erwägung, ihm meine Hand zu reichen. »Gut, dann morgen. Es ist sowieso spät, also Schlaf etwas.«
DU LIEST GERADE
Mr. & Mrs. Sánchez 3✔️
Random𝐒𝐚́𝐧𝐜𝐡𝐞𝐳 𝐁𝐚𝐧𝐝 𝟑 »Dann hättest du mich töten sollen.«, krächze ich. »Das scheint dir ja leicht zu fallen.« »Leicht fällt mir gar nichts.«, er nähert sich meinem Ohr. »Aber weißt du, was jetzt ein Leichtes wäre?«, meine Nackenhaare stellen...