2||Feli

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Überarbeitet: 5. Juni 2023

»Du solltest auch ein Bad nehmen, es sei denn, du willst in deiner Kotze schlafen.«, er bleibt im Türrahmen stehen und blickt mich mit einem amüsierten Lächeln an. Seine Augen wandern an mir herab und mit mal fühle ich mich, als hätte ich keinen Fussel Kleidung an. Meine Augen weiten sich, als ich an mir herab sehe und bemerke, dass ich nichts weiter als ein langes, weißes Hemd trage. Ich greife zitternd nach meiner Decke.

»W-Wer hat mich umgezogen?«, ich hoffe inständig, dass es die nette Dame gewesen ist - bitte, lass es die Dame gewesen sein. »Da war noch was.«, meint er plötzlich und sein Blick verdunkelt sich. Mein Griff um die Decke verstärkt sich. »Die Hämatome, woher stammen sie?«, seine eiserne raue Stimme hinterlässt einen kalten Schauer auf meinem Nacken.

Ein erstickender Kloß bildet sich in meinem Hals und in meinen Augen spüre ich das sanfte Ziehen, weil sich Tränen anbahnen. Ich atme zittrig aus und spüre, wie mein Inneres sich verkrampft. Er hat mich umgezogen und meine Hämatome gesehen. »Mi Amore, ich finde es auch so raus, ohne dich zu fragen. Also sag es mir, oder Köpfe rollen.«

Ich schlucke. Nicht einmal meinen schlimmsten Feinden wünsche ich einen schnellen Tod durch jemandes Hand. »Ich habe mich gestoßen.«, murmle ich heiser und rutsche weiter zurück, je mehr er mir näher kommt. »Die Hämatome stammen sicher nicht von einem Zusammenprall mit der Wand oder einem Schrank.«, er fährt sich mit seiner Hand durch sein volles, schwarzes Haar. Eine Träne entgleitet mir.

»Liam, lass die kleine in Ruhe.«, ertönt die weibliche Stimme der Dame, die sich vorhin um mich kümmerte. Mein Gegenüber seufzt und dreht sich zu ihr. »Julia, danke das du dich um sie kümmerst, aber jetzt übernehme ich.«
»Liam, danke, dass du dich sorgst und mich nicht weiter belasten willst, aber sieh sie dir an. Sie hat Angst und muss dringend ein Bad nehmen, um sich zu entspannen.«

Sie gehen miteinander um, als wären sie Mutter und Sohn. »Glück gehabt, Feli, aber morgen reden wir weiter.«, ein verschmitztes Grinsen ziert seine vollen Lippen. »Kümmere dich bitte gut um meine Zukünftige.«, es fühlt sich an, als würde die Welt sich noch ein Stückchen mehr in Stücke reißen. »Zukünftige? Was meint er damit und wieso nennt er mich Mi Amore?«, wende ich mich an die Dame, die ein Stapel Kleidung in ihren Händen trägt. »Er wird es dir morgen sicher erklären, aber jetzt mache ich dir ein Bad.«

Sie lächelt und geht durch eine der Türen, die sich in diesem Zimmer befindet. In diesem Zimmer befindet sich lediglich das große Bett, neben dem zwei Nachtische stehen. Drei Türen, die eine, die in den Flur führt, die andere, die in das Badezimmer führt, also wo führt die andere Tür hin? Ich steige aus dem Bett und tapse vorsichtig zum Badezimmer, aus dem der Klang des fließenden Wassers ertönt.

»Die Kleidung habe ich dir hier hingelegt.«, sie deutet auf den Stapel, der auf einer Kommode ruht. Ich nicke träge und bemerke, wie meine Kräfte allmählich schwinden. »Habe keine Angst, dir wird nichts passieren.«, sagt sie, um mich zu beruhigen, aber so sehr sie das auch versucht, es klappt nicht. Dieser Mann ist der Inbegriff eines widerlichen, elenden, unverschämten Mörders!

»Hast du Hunger?«, wendet sie sich mir nochmals zu. Mit meinen grünen Augen schaue ich sie an, während auf Kommando mein Magen knurrt. Peinlich berührt sehe ich auf den Fliesen. »Ein bisschen ...«, murmle ich. »Ich bringe dir etwas.«, die Tür geht zu. Nur das Wasser füllt den Raum mit Tönen. Ich beiße mir auf meine Unterlippe, um die aufkommenden Tränen zu unterdrücken.

Ich ziehe mir das Shirt über meinen Kopf und lege es in den Wäschekorb - zumindest hoffe ich, dass es der Wäschekorb ist. Meine Unterwäsche folgt dem Shirt. Ich laufe den kalten Fliesen entlang, zu der Badewanne, die sich immer mehr mit Wasser füllt. Der Schaum knistert sanft in meinen Ohren.

Ich lasse meinen Fuß vorsichtig in das angenehm heiße Wasser tauchen und seufze viel zu laut. Das warme Wasser empfängt mich und ein wohliger Schauer durchfährt meinen gesamten Körper. Ich schließe meine Augen und genieße den Moment der Stille. Meine Hände lasse ich meinen Körper hinauf wandern, während ich mich in meiner eigenen Haut unwohl fühle. Die Hämatome zerstören alles an mir.

Frisch angezogen und mit feuchten Haaren verlasse ich das Badezimmer. »Dir scheint das Bad ein wenig gut getan zu haben.«, Julia lächelt sanft. Ich nicke zaghaft. »Ein wenig.«, zögernd setze ich mich auf das Bett, während ich dabei zusehe, wie sie die Decke zurücklegt. »Das Essen steht auf dem Nachttisch, wenn etwas ist, dann zögere nicht und fordere Liam dazu auf mich zu rufen.«

»Sollte er sich weigern, darfst du ihn anbrüllen!«, fügt sie hinzu und geht zur Tür. Ein kleines Lächeln schleicht sich auf meine Lippen. »Können Sie vielleicht hier bleiben?«, frage ich vorsichtig und ziehe meine Beine auf das Bett. Sie dreht sich mir zu. »Wenn du das möchtest.«, sie schließt die Tür.

»Wie lange werde ich hier bleiben?«, frage ich, aber ich winke wieder ab, weil ich weiß, dass sie mir darauf nicht antworten kann. »Ich weiß es nicht, Liebes. Aber ich weiß, dass dir nichts passieren wird, solange Liam da ist.«
»Aber er hat meine Eltern getötet.«, allein der Gedanke daran lässt mein Herz erneut zusammenziehen.

Bedrückt blicke ich zu Boden und spüre, wie mein Inneres zittert. Julia legt ihre Hand auf meinen Rücken und streicht diesen vorsichtig entlang.

Mr. & Mrs. Sánchez 3✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt