33||Liam

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Überarbeitet: 26. Juli 2023

»Liam, wo bist du? Warum kommst du mich nicht besuchen ... ich vermisse dich.«
»Ende der Voicemail.«

»Scheiß Mistkerl! Beweg deinen verdammten Arsch hierher, die vier weißen Wände sind langweilig! Ich habe keine Lust mehr hier zu versauern!«
»Ende der Voicemail«

»Ernsthaft, Liam. Warum bist du nicht hier? Ich dachte, wenn ich aufwache, dass du der erste bist, der bei mir ist ...«
»Ende der Voicemail«

»Liam, was soll das? W-Warum möchtest du mich nicht auch bei dir haben?«
»Ende der Voicemail«

»... ich bin's wieder. Ich habe den Brief gelesen ... danke für den süßen Welpen und den riesigen Raum, mit nähkram.«
»Ende der Voicemail.«

»Liam ... ich vermisse dich! B-Bitte komm zu mir! Ich brauche dich!«
»Ende der Voicemail.«

»Wenn ich mir wünsche, dass du bei mir wärst, würdest du dann zu mir kommen? Wenn ja, dann bitte ... komm zu mir und nehme mich in deinen Armen. Ich kann das nicht alleine. Liam, ich brauche dich mehr als alles andere ... ich li-«
»Ende der Voicemail.«

Angestrengt lege ich meinen Kopf in den Nacken und lausche ihrer Stimme, die mit jedem mal immer weinerlicher klingt und es schmerzt, wenn ich sie so höre. Doch es ist das Beste, sie hat es sich von Anfang an so gewünscht. Jede Sekunde ohne sie ist eine Qual für mich.

Aber ich habe ihr versprochen, mich aus ihrem Leben zu streichen. »Warum hast du ihr meine Nummer auf ihrem neuen Handy gespeichert?«, frage ich leise und meine dabei Ryan, der sich jedoch nicht hier bei mir befindet.

Ich vermisse sie auch so sehr, dass es schmerzt. So sehr, dass ich aus dem Anwesen rennen möchte, mich ins Auto setze und direkt losfahren möchte. Doch ich zügle mich.

Ich versuche so wenig wie möglich zu Hause zu sein, denn egal wo ich hinsehe, oder gehe ich sehe sie. Und es fühlt sich an, als würde ich ersticken. Mein Herz schlägt unaufhörlich schnell gegen meine Brust, während ich dagegen ankämpfe, zu ihr zu gehen.

Ich stecke das Handy weg und gehe in den Raum, aus dem ich vorhin gegangen bin, um frische Luft zu schnappen. »Nun denn, wo haben wir aufgehört?«, frage ich meinen Gegenüber, der seinen Kopf gesenkt hält. »Mierda, du siehst schrecklich aus.«, murmle ich, als ich seinen Schopf gepackt habe und seinen Kopf anhob.

Sein Gesicht ist dreckig, angeschwollen und mit Blutgerinsel verziert. Es wäre ein Wunder, wenn er mich verstünde oder ich ihn. Er sitzt zwischen Leben und Tod. Doch noch werde ich ihn nicht sterben lassen, denn solange er lebt, bin ich seine persönliche Hölle.

»Bas ... tard.«, keucht er unverständlich und spuckt Blut. »F-Feli ... hätte samt ... Kind ster-«, ich lasse ihn nicht zu Ende reden, da hole ich aus und schlage ihm ins Gesicht, dass er zu Boden fällt und röchelt. Gerade, als ich erneut aushole, klingelt mein Handy, weswegen ich mich zurücklehne und den Dreckskerl am Boden liegen lasse.

»Sorgt dafür, dass wir ihn nicht verlieren.«, gebe ich Anweisungen an die zwei Angestellten. Ich hole mein Handy hervor und sehe, dass es lediglich nur Feli ist. Ich frage mich, ob ich rangehen soll.

Und noch bevor ich es realisiert habe, gehe ich ran und halte mein Handy am Ohr. Eine Zeitlang ist es still, bis ich den Hund kläffen höre. »Sei still, Koa!«, ertönt ihre Stimme, die mein Herz höher schlagen lässt.

Lächelnd lasse ich mich an der Wand herunter rutschen. »Koa.«, murmle ich den Namen, den sie ihrem Hund gegeben hat. Ich höre sie nach Luft schnappen. »Liam ...?«

»Ich dachte ... du würdest dich nie wieder melden.«, haucht sie und ich könnte meinen, dass sich Tränen in ihren wundervollen grünen Augen füllen. Hatte ich auch vor, Amore.

Ich bleibe still und höre den Hund ein weiteres Mal kläffen, und dann, wie Feli wahrscheinlich aufsteht, um zu ihm zu gehen. »Komm her.«, flüstert sie. »Bitte.«

»Ich ... habe Angst, ganz allein.«
»Du hast Koa.«, erwidere ich und bereue sofort, was ich gesagt habe. »Koa ist nicht du. Du hast gesagt und ich habe das sogar auf schwarz und weiß, dass der Wunsch, meinen Wünschen nachzukommen, nicht übertreffen kann.«, ich schmunzle, als sie ihre Karten ausspielt.

» ... also ich ... ich wünsche mir, dass du bei mir bist.«, ihre Stimme ist nichts weiter als ein leises Wispern. »Ich wünsche mir, dass du vor meiner Tür stehst, mich ansiehst und mir sagst, wie sehr du es bereut hast ... ich vermisse dich, du Idiot!«

Sie schluchzt und ein Stich durchfährt mich, weil ich es bin, der sie zum Weinen bringt. »Mir ist es egal, was passiert! Ich möchte bei dir sein!«, ihre Stimme wird lauter, beinahe zu einem flehenden Schrei. Schweigend nehme ich mein Handy vom Ohr und möchte nicht auflegen, weil ich ihre Stimme, wie ein Foto, festhalten möchte. Und doch tue ich das, wovor ich am meisten Abwege, auflegen.

Nachdem ich mich gesammelt habe und denke, dass ich es schaffen werde, stehe ich auf und verlasse diesen Ort, an dem wir alle festhalten, die wir foltern und verhören wollen. Der Ort, an dem schlimmes geschieht und keiner von uns wichtigen Personen je betreten wird, weder unsere zukünftigen Kinder noch Ehefrauen.

Ich fahre nicht lange, als ich mir etwas zu essen hole und mich wieder auf den Weg mache. Der Himmel verziert mit kleinen, leuchtenden Sternen und ich frage mich, ob sie dasselbe sieht. Seit wann bin ich so ...?

Ich lehne meinen Kopf an das Lenkrad, als ich angehalten bin und seufze viel zu laut. Bevor ich den Motor wieder starte und  schnell durch die Straßen fahre, nicht einmal eine rote Ampel hält mich davon ab, zu fahren, als würde mein Leben davon abhängen. Das Adrenalin schießt durch meinen Körper, sorgt dafür, dass es sich gut anfühlt.

Ich halte ruckartig und steige, nachdem ich geparkt habe aus. Ohne Plan, was ich tun soll. Was ich überhaupt hier mache. Ich raufe mir meine Haare und starre in die Weite. Ich raufe mir meine Haare und starre in die Weite. Aber alles, was ich sehe, sind nur Autos, die an mir vorbeifahren, hohe Gebäude und Bäume, die die Straßenränder säumen.

Mr. & Mrs. Sánchez 3✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt