7||Feli

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Überarbeitet: 18. Juni 2023

»Du bist dir sicher, dass du Selbstverteidigung lernen möchtest?«, er baut sich vor mir auf, seine Augenbrauen in die Höhe gehoben, während seine Augen mich eindringlich anschauen. Ich schlucke hart und nicke. »Ja.«, piepse ich. Ich komme mir vor wie ein Hase, gefangen in den Armen des Wolfes.

»Du weißt, dass ich ihnen drohen könnte?«, ich bin mir dessen bewusst, dass er ihnen drohen könnte, dass er sie sogar töten könnte. Aber ... »Ich möchte es aus eigener Hand schaffen.«

Ein Grinsen, das Zufriedenheit und irgendwie Stolz ausstrahlt, ziert seine vollen Lippen. »Na gut, Mi Amore.«, er beugt sich zu mir runter, weswegen ich für einen kurzen Moment erstarre. »Ich werde dir Selbstverteidigung beibringen.«, seine Hände legen sich auf meine zitternden Schultern und ich kneife reflexartig meine Augen zusammen. »Ei-Eigentlich möchte ich, d-dass mir Sophia hilft.«
»Mi Amore, Sophia ist zwar eine meiner Guten Leute, aber ihre Lernmethoden sind komisch.«, er lehnt sich zurück.

Vorsichtig öffne ich meine Augen und schaue hoch in seinen eisern grauen Augen. »Als deine Tutorin ist sie nicht geeignet.«
»Ey! Ich stehe direkt hinter euch!«

Liam rollt mit seinen Augen, ehe er grinsend über seine Schulter blickt. »Nicht jeder verträgt die Wahrheit.«, sagt er und wendet sich wieder zu mir, während Sophia empört ihren Mund öffnet und dazu bereit ist, ihm eine Standpauke zu halten. Ihr Mut ist bewundernswert, aber manchmal auch ziemlich riskant. »D-Dann Dylan!«
»Nein.«

Er fährt sich über sein Gesicht, als würde er überlegen, was er mit mir anstellen soll, weil ich nicht ihn wähle. Er sucht verzweifelt nach einer Antwort, die mich dazu bringen soll, ihn endlich zu akzeptieren. Aber ich kann es nicht, so sehr ich es versuchen würde. »Ich fahre dich nach Hause, wir diskutieren heute Abend weiter.«, Kopfschüttelnd wendet er sich ab und trottet zu seinem Auto. Schweigend folge ich ihm und sehe zu Sophia, die mir ihre Daumen zeigt. Ich lächle geschwächt, weil sie mir damit andeutet, dass ich es packen werde.

»Bis morgen.«, forme ich mit meinen Lippen und winke den beiden zu, da sie in einem anderen Auto zurückfahren werden. Beide nicken und winke mir kurz zu, ehe selbst sie sich auf den Weg machen. Die Fahrt verläuft still, nicht einmal Liam sagt irgendetwas, wo er doch irgendwie immer etwas zu sagen hat. Aber ausnahmsweise fühle ich mich nicht bedrängt. Die Stille wirkt angenehm und beruhigend, dass ich mich entspannt im Sitz zurücklehne und an nichts denke.

Bis mir wieder in den Sinn kommt, dass ich seine Familie in zwei Tagen kennenlerne. Ich weiß nicht, was für einen Plan er verfolgt, ob er möchte, dass ich seine Familie treffe, weil wir heiraten werden. Ob er damit erreichen will, dass ich seine Familie so sehr mag, dass ich nicht anders kann, als dem ganzen zuzustimmen. Letztendlich bleibt mir sowieso keine andere Wahl, als zuzustimmen. Es gibt nichts, dass diesen Vertrag auflösen kann, obwohl meine Eltern Geschichte sind.

Dennoch frage ich mich, wie seine Familie ist.
Aber ich frage mich auch, ob ich dem ganzen vielleicht doch entkommen kann?

 Aber ich frage mich auch, ob ich dem ganzen vielleicht doch entkommen kann?

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»Julia, du bist wieder da.«, stelle ich glücklich fest, als ich die alte Dame erblicke. Ein fröhliches Lächeln schleicht sich auf ihre spröden Lippen. »Liebes, dir scheint es besser zu gehen.«, sie umfasst mein Gesicht, um es genauer zu betrachten, ehe sie zu Liam sieht. »Du hast nichts getan, was sie nicht wollte, oder?«, mahnend hebt sie ihren Zeigefinger. Ich mag diese Frau!

Liam hebt unschuldig seine Hände. »Nein.«, erst sieht Julia Liam forschend an, dann mich. Vielleicht sucht sie nach etwas, dass das Gegenteil beweist. Er hat mir nichts getan, was ich nicht wollte. Und dennoch hat er mir Angst gemacht. »Gut.«, sie lächelt. »Ich mache dir ein Bad fertig, damit du zur Ruhe kommst.«, sie tätschelt meine Schulter, weil sie zu erkennen scheint, dass ich dennoch fix und fertig aussehe. Und zugegeben, ich bin kaputt.

Bevor ich Julia hinterher gehe, blicke ich zu Liam, dessen Lippen ein sanftes Lächeln tragen. Das Lächeln hat ehrlich ausgesehen, dass mir warm ums Herz wurde. Ich werde ihm nicht verzeihen können, weder ihm noch meinen oder seinen Eltern. Aber vielleicht kann ich lernen, denn ist es nicht das, was ich wollte? Ich wollte, dass mir jemand hilft. Dass mich endlich jemand aus dem schwarzen Loch holt. Ich wollte, dass jemand dem Mobbing ein Ende setzt, jemand der mich versteht.

Und obwohl er mir Angst einjagt, versucht er alles, um für mein Wohlergehen zu sorgen. »Werde ich ihm je vertrauen können?«, ich sehe zu Julia, die einen Stapel Kleidung auf der Kommode stellt. Das Wasser fließt in die Badewanne. »Liam mag zwar jemand gefährliches sein, aber auch er ist jemand mit Herz und ich bin mir sicher, dass er dir alles geben wird, wonach du dich sehnst. Du kannst ihm nicht verzeihen, aber vertrauen. Doch ob du ihm vertrauen wirst, liegt gänzlich bei dir...«, sagt sie und schaut mich mit ihren grünen Augen an. Ihre Augen sind der pure Frühling, sie triefen vor Wärme und Wahrheit.

Ich lächle. »Danke.«

»Dieser Kerl, Diego, wie stehst du zu ihm?«, sein Unterkiefer angespannt sieht er mich fest an

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»Dieser Kerl, Diego, wie stehst du zu ihm?«, sein Unterkiefer angespannt sieht er mich fest an. »Wir sind Freunde.«, murmle ich und stecke meine Gabel in die Nudeln. »Wie lange?«, er hebt seine Braue. »Seit Beginn des ersten Semesters?«, Ich lege meinen Kopf schief. »Warum fragst du mich das?«, jetzt bin ich es, die ihre Brauen in die Höhen hebt. »Nur so.«, er zuckt belanglos mit seinen Schultern und widmet sich seinem Essen. »Sophia und Dylan werden fortan neben deiner Seite sein.«

Ich nicke, weil ich nichts dagegen habe. Dylan und Sophia sind zwei gute Personen. Am Anfang bin ich skeptisch gegenüber den beiden gewesen, weil ich gedacht habe, dass sie schroff sind und sich vor gar nichts scheuen. Nicht davor, die Waffe zu zücken und zu töten. »Du kannst dir überlegen, an welchen Datum du heiraten willst.«, mein Atem stockt als er die Heirat zur Sprache bringt.

»I-Ich will noch ni-«
»Ich bin mir dessen bewusst, es ist sowieso nur eine Unterschrift, ein Kuss, das war's.«, murmelt er desinteressiert. Für ihn mag es etwas belangloses sein, doch für mich ist es etwas großes, sehr großes.

Eine Heirat bedeutet, an jemanden gebunden zu sein, dem man schwört stets an seiner Seite zu bleiben, egal was geschieht. Aber vor allem, dem man seine Liebe schwört und verewigt.

»Aber wenn ich's mir recht überlege, meine Familie sieht uns sicher auf einer Hochzeit.«, er sieht mich an, um zu sehen, wie ich reagiere. Aber alles, was er sieht, ist, wie meine Gesichtszüge erneut entgleiten. »Ich ... Ich bin müde.«, krächze ich heiser und stehe vom Platz auf. Mein Herz schlägt schnell gegen meine Brust und plötzlich stauen sich schwarze Punkte an. »Mi Amore.«, höre ich Liam gedämpft nach mir rufen, doch ich höre nicht darauf und gehe auf mein Zimmer.

Ich weiß nicht, ob ich das schaffe.
Ich weiß nicht, ob es wirklich das ist, was ich will.
Ich weiß gar nichts.

Ich stehe ganz alleine hier, im dunklen.

Mr. & Mrs. Sánchez 3✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt