19||Feli

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Überarbeitet: 9. Juli 2023

»Oho.«, Zoé betrachtet mich von der Seite, als ich einen Löffel mit einer großen Portion Eis in meinem Mund stopfe und dabei weinend diesen klischeehaften Film ansehe.

»Was soll das?«, frage ich und schniefe laut. »Sag, geht es dir gut?«, fragt Zoé vorsichtig. »Hm? Ja, klar! Dieses Eis ist wirklich lecker, du bist hier und der Film ist Klischee genug, könnte nicht besser sein.«

Ich nehme einen erneuten Löffel mit Eis. »Du musst mir unbedingt sagen, woher du das Eis hast.«, sage ich und versuche, mich selbst damit abzulenken. »Süße, du bekommst noch Gehirnfrost.«, versucht mich Zoé davon abzuhalten, den nächsten Löffel in mich reinzustopfen, aber es ist bereits zu spät.

Ich stöhne und fasse mir an meinen Kopf. »Mist.«, ich wische meine Tränen weg und krümme mich. Zoé lacht und streicht meinen Rücken in Kreisbewegungen. »Was ist passiert, als du kurz hoch gegangen bist?«, bohrt sie nach.

Ich verziehe mein Gesicht und umfasse die Eisverpackung fester. »Nichts ...«, murmle ich. »Ich habe lediglich geguckt, ob mein Handy ausgeschaltet ist.«, ich zucke belanglos mit meinen Schultern und kann mir selbst kaum glauben.

»Aber seit du runter gekommen bist, bist du völlig aufgelöst ...«, misstrauisch schaut sie mich an. »Du musst nicht reden, wir sitzen schließlich hier, um uns abzulenken!«, enthusiastisch greift sie nach ihrem Eisbecher und nimmt selbst eine große Portion, bis sie sich krümmt und stöhnt.

Ich lache und tätschle ihren Oberarm. Ich schätze es sehr, dass sie hier sitzt und sich Sorgen um mich macht, sich um mich kümmert, obwohl sie andere Dinge um die Ohren hat. Ich sollte mich revanchieren oder mich wenigstens aufrichtig bedanken.

»Wann ist es eigentlich so weit?«, frage ich sie und schaue auf ihr Bauch. »Wie ist es so ... schwanger zu sein oder Kinder zu haben?«, jetzt schaue ich in ihre Augen, die mich ein wenig an Liam's erinnern.

Sie legt ihre Hände, nachdem sie den Eisbecher zurückgestellt hat, auf ihren runden Bauch. »Jeder muss seine Erfahrungen selbst damit machen, um zu wissen, wie es ist, Mutter zu werden, denn jeder hat eine andere Meinung.«

»Aber es ist schön.«, sie lächelt und streicht ihren Bauch entlang. »Natürlich wirst du mit schlaflosen Nächten, Kotze, Krankheiten und mehr bereichert, aber Mutter sein hat auch gute Momente. Und mittlerweile wüsste ich nicht, wie ich ohne meine Kinder leben könnte. Sie sind mein ein und alles.«

Sie sieht mich wieder an und ein sanftmütiges Lächeln erstrahlt ihr Gesicht, und es beruhigt mich ein wenig.. »Ich glaube, ich bin schwanger.«, lasse ich die Bombe platzen. Augenblicklich schlage ich meine Hände vor meinem vorlauten Mundwerk.

»Was!?«, ihre Augen weiten sich und sie sieht mich überrascht an - positiv überrascht. »N-Nein ... also ich weiß es nicht!«, murmle ich. »Ich b-bin seit zwei Wochen überfällig ...«

»A-Aber es steht nicht fest!«, ich raufe mir meine Haare und seufze hysterisch, weil ich meinen Mund nicht halten kann und immer wieder nach einer Ausrede suche, die bestätigt, dass ich nicht Schwanger bin.

»Okay, Feli, du musst ruhig bleiben.«, sie nimmt meine Hände in ihre. »Ich weiß, es ist ein Schock und man möchte es nicht wahrhaben, man gerät in Panik.«, ihre weichen Hände üben Druck aus.

»Ich habe eine Private Frauenärztin und wie es der Zufall möchte, habe ich morgen ein Termin, ich kann sie bitten, sich kurz Zeit für dich zu nehmen, da ich lediglich nur ans CTG muss.«, sie zieht ihre Beine auf die Couch, um sich im Schneidersitz hinzusetzen.

»Aber das ist zu viel.«, flüstere ich und senke meinen Kopf. »Dulzura, nichts ist zu viel. Ich möchte dir helfen, wo ich kann, weil ich dich gern habe. Du hast meinem Bruder eine gescheuert, das macht dich sogar noch beliebter!«, sie lacht herzhaft, weswegen ich meine Stirn runzle.

»Hast du nur das aufgeschnappt?«, ich fasse mir seufzend an die Stirn und schüttelte belustigt meinen Kopf. »Ich muss ihm auch mal eine Klatschen.«, sie fasst sich am Kinn und denkt im Ernst darüber nach, Liam eine zu scheuern.

»Ich habe sogar eine Menge Gründe!«, ein teuflisches Lachen entfährt ihren Lippen. »Dein innerer Dämon?«
»Dämon? Ich bin der Teufel höchstpersönlich.«

»Er hat mein Pudding von vor sechs Jahren aufgegessen, obwohl da mein Name stand, in groß Buchstaben!«

Oh wow

Wenn ich Geschwister hätte, wäre ich wohl auch sauer, bin ich aber nicht, denn ich habe keine Geschwister, die mir meine Sachen wegessen können. »Wobei ich das mit seiner Kreditkarte ausgeglichen habe, also sind wir mit dem Pudding quitt.«

Ich ziehe meine Brauen in die Höhe. »Hast du das auch mit deinen anderen Brüdern abgezogen?«, misstrauisch schaue ich sie an. Sollte ich Angst vor ihr haben? »Wo denkst du hin?«, sie winkt ab.

»Natürlich habe ich das, dass sind meine Brüder und selbst Nathan durfte das an seinem eigenen Leib erfahren.«, sie grinst süffisant, während mir ein entsetzter und belustigter Ton über die Lippen fährt.

»Ich kann dir so viel erzählen, dass du alle drei nie wieder ernst in die Augen schauen kannst. Aber wir weichen vom Thema ab.«, sie kichert und tätschelt meine Hände. Mierda, was hat sie ihren Brüdern und Nathan getan?

»Wir gehen morgen dahin.«
»Ich möchte Liam noch nichts sagen.«, flüstere ich zurückhaltend und sie nickt verstehend. »Das ist okay und ich werde genauso schweigen. Aber halte es nicht allzu lange für dich.«, sie hält mir ihren kleinen Finger hin. »Kleines Indianer Ehrenwort.«

Vielleicht denkt man flüchtig im Alltag darüber nach, was man machen sollte, wenn man schwanger ist - sein sollte

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Vielleicht denkt man flüchtig im Alltag darüber nach, was man machen sollte, wenn man schwanger ist - sein sollte. Ich habe darüber nachgedacht, aber darüber denken ist nicht dasselbe, wenn es passiert.

Die Panik und Angst nimmt Platz in deinem Kopf, und du weißt zunächst nicht, was du tun sollst. Alles steht Kopf.

»Danke, dass ihr mich hierher gefahren habt.«, bedanke ich mich bei Zoé, die mir zuversichtlich zu lächelt. »Vor dem Termin haben wir noch Zeit, also lass dir ruhig Zeit und verabschiede dich, so, wie du es wolltest.«

Ich nicke und wende mich dem Auto ab. »Komm schnell wieder, Tante Feli!«, sagt Louisa und grinst breit. Louis sieht zwar aus, als wolle er sagen, dass ich mir Zeit lassen soll, aber auch er möchte, dass ich mich beeile. »Ai, Ai, ich werde schnell wieder da sein!«, gespielt salutiere ich und wende mich endgültig ab.

Das Haus weitet sich vor mir aus und ein unwohles Gefühl macht sich in mir breit. Zuletzt habe ich dieses Haus betreten, als ich von der Uni gekommen bin und meine Mutter tot aufgefunden habe.

Mein Herz schlägt schnell gegen meine Brust und ich hole meinen Schlüssel hervor.

Mr. & Mrs. Sánchez 3✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt