8||Feli

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Überarbeitet: 21. Juni 2023

»Meine Familie ist aufdringlich und einige sind sicher vorsichtig und besonders neugierig.«, er linst zu mir, nur um mich nervös auf der Lippe kauen zu sehen. Wärme strömt durch meinen gesamten Körper und in mir verkrampft sich alles, wenn ich daran denke, gleich aus diesem Auto gehen zu müssen, an Liam's Seite.

Ich spüre seine Hand, die sich auf meine Hand legt, doch sofort nehme ich meine Hand zurück und sehe ihn an. Er seufzt und zieht seine Hand wieder zu sich. »Wir müssen wenigstens so tun, als ob wir uns lieben.«, ein Wort mit so viel Wucht, dass es mich beinahe um den Verstand bringt.

»Wenigstens die Hand halten.«, er legt seine Hand auf den Türgriff und öffnet die Autotür, ehe er der erste ist, der das Auto verlässt. Nur einen kurzen Moment bleibe ich sitzen, schließe meine Augen und atme durch. Ich spüre das brennen hinter meinen Augen, wenn sich Tränen anbahnen und mir die Sicht trüben. Ich darf nicht schwach sein, nicht jetzt. Nicht heute.

»Nur heute?«
»Ja, Mi Amore.«, seine Hände stecken in seiner dunklen Jeans, die er heute gemeinsam mit einem schwarzen Pullover, der seine Figur betont, trägt und ihm harmlos aussehen lässt. Ich schlucke und nähere mich den Wolf. »Aber kein Kuss.«, sage ich harsch. »Und keine anderen Berührungen, außer die Hand.«, füge ich hinzu und sehe auf meine Hand.

»Eigentlich lasse ich nicht mit mir reden, aber weil du es bist, Mi Amore, drücke ich ein Auge zu.«, er hält mir seine Hand bereitwillig entgegen. Seine Hände versähen kleine Narben, weswegen ich mich frage, woher diese Narben stammen. Doch ohne weiter zu überlegen, lege ich meine Hand in die seiner. In seiner Hand, wirkt meine zierlich und doch ungewöhnlich schön.

Als ich seinen Augen treffe, werden meine Knie weich. Die Sanftheit mit der er mich ansieht, ist mir allmählich bekannt. Sein Händedruck ist sanft und dennoch so fest, dass er mir damit sagt, dass er mich nicht loslassen wird, ehe alles im grünen Bereich steht. Sind alle der festen Überzeugung, dass wir eine Paar sind? Ein richtiges Liebespaar?

»Gib mir bitte deine anderen Hand.«, fordert er mich auf, jedoch mit Rücksicht auf mich. Ich hebe meine Hand und bemerke, dass sie zittert. Vielleicht, weil ich Angst davor habe, was er tun wird. Als ich ihm meine Hand entgegen strecke, setzt er etwas an meinem Ringfinger. »Sicher hast du dir so etwas anders vorgestellt, aber um es realistischer aussehen zu lassen, muss der Ring vorerst her.«, ein kleiner Stein sitzt in der Mitte des Ringes, der golden strahlt.

»Wenn er dir nicht gefällt, kann ich dir auch einen anderen besorgen.«, ich blinzle und sollte angeekelt von seinem Verhalten sein, weil er mir weis macht, dass er viel Geld besitzt. Aber ich kann nicht, denn der Ring fasziniert mich auf eine bestimmte Weise. »Danke.«, murmle ich leise und weiß nicht einmal, wofür ich mich bedanke.

Das Anwesen, welches uns erstreckt, ist riesig, dass da eine große Familie mit Sicherheit rein passt. Unten liegt ein kleiner See, wo neben dem Steg ein kleines Boot schaukelt. Vereinzelte Bäume zieren das Gehöft. Efeuranken umzingeln die Säulen vor dem Eingang. Vor der Tür, aus weißer Farbe, bleiben wir stehen. Ein Kranz, mit einem Holzstück auf dem Willkommen steht.

Keine zwei Minuten vergehen, da wird die Tür geöffnet und ein Mann, der ein Kind auf dem Arm trägt, steht da. »Onkel Liam!«, das Kind grinst breit und hüpft in den Armen seines Vaters, um ihn zu signalisieren, ihn runter zu lassen. »Das letzte Familienmitglied ist eingetroffen.«, der Mann grinst breit und lässt das Kind hinunter, das direkt zu Liam übergeht.

»Ryan Sánchez.«, wendet sich der Mann an mich. Völlig überrumpelt gebe ich ihm meine freie Hand. »Feli ...«, sage ich. Sein Händedruck ist fest, genauso wie Liam's. Seine Meeresblauen Augen sehen fesselnd und schön zugleich aus. »Wer ist sie?«, fragt mich das Kind, das Liam plötzlich trägt. »Das ist Feli.«, stellt mich Liam ihm vor. Ich lächle den kleinen Jungen an, der sofort breit zu grinsen beginnt. »Ich bin Luan!«

»Schön dich kennenzulernen, Luan.«, seine blauen Augen sind dieselben, wie die von Ryan. »Ryan, ist Liam endlich da?!«, ertönt es von einer lauten, weiblichen Stimme. »Ja, sie sind da.«, der schwarzhaarige tritt beiseite, um uns Einlass zu gewähren. »Sie? Liam hat Begleitung dabei?«, eine braunhaarige Frau kommt uns entgegen.

Ihre Hände liegen auf ihrem gewölbten Bauch, der sich hinter einem babyblauen Pullover versteckt. »Wie Schön!«, fröhlich über die Begleitung von Liam, mich, stellt sie sich vor mich und grinst breit. »Ich bin Zoé, Liam's liebreizende Schwester!«, ihre braunen Haare liegen offen auf ihren Schultern, während mich ihre grauen Augen voller Energie betrachten.

»Kinder, Onkel Liam ist da!«, ruft sie über ihre Schultern, ehe ganz plötzlich zwei weitere Kinder aus einem mir noch unbekannten Raum rennen und Liam anspringen. Leise kichere ich, weil ich das unfassbar süß finde. »Louis und Louisa das ist Feli!«, sagt Luan und zeigt auf mich, weswegen die beiden mich angucken, sich aber immer noch an Liam's Bein klammern.

»Geht ihr euren Eltern auch prächtig auf den Kicker?«, fragt Liam die Kinder grinsend. »Wenn du erst einmal eigene Kinder hast, bringe ich deinen Kindern bei, was es heißt ihren Eltern auf den Keks zu gehen.«, fest entschlossen stemmt Ryan seine Hände an seine Hüften. Und plötzlich spüre ich den Blick von Liam auf mich.

Vielleicht die Heirat, aber keine Kinder. Kein Kind dieser Welt hat es verdient so zu leben, wie ich lebe. Wir lieben uns nicht, nicht einmal mögen oder kennen tun wir uns. Ich will nicht, dass ein Kind, mein Kind, bei einem Mörder aufwächst. Also sage ich mit meinem Blick, dass er mich nicht so anzusehen braucht, denn von mir wird er nichts kriegen. Nicht einmal ein Haar von mir. »Du bist die Tochter der Martínez.«, eine Frau betritt den Raum, die weitaus älter als jeder andere hier aussieht, also gehe ich davon aus, dass sie die Mutter ist. »Mh ... Ja, die bin ich.«, bestätige ich zurückhaltend.

»Du bist ja richtig groß geworden.«, ihr sanftes Lächeln und ihre warme Stimme sorgt dafür, dass plötzlich alle meine Sorgen sich vorerst in Luft auflösen. Ich wusste nicht, dass jemand wie sie eine solche Wirkung auf jemand haben kann. »Ich bin Lilith, sicher seid ihr durstig. Kommt Ich habe gerade Tee gemacht.«
»Wo ist Papá?«, wendet Liam fragend ein. »Der ist draußen, mit Lucian und Nathan und unterhält sich.«, ich sehe zu Liam, dessen Hand ich längst nicht mehr halte. »Ich gehe kurz raus, bleibe hier. Sie werden dir nichts tun.«, er zwinkert mir zuversichtlich zu und huscht an uns vorbei.

Nervös beiße ich mir auf meine Unterlippe und folge Lilith. Sie werden schon nicht so schlimm sein wie Liam, oder? »Bist du denn nicht wütend?«, fragt mich Ryan plötzlich. Er schielt zu mir, während er sich an dem Türrahmen lehnt. Die Kinder sind Liam hinterher, um hinaus in den Garten zu gelangen. »Wütend auf was?«
»Das versprechen auf dem Vertrag.«
»Ryan, hör auf damit.«, mahnt Zoé ihn.

Es ist, als würde mein Herz in die Hose rutschen. Sie wissen also alle Bescheid, dass die Ehe von unseren Eltern arrangiert wurde? Mein Herz pocht und ich sehe ihn an. »Sollte ich wütend sein?«, frage ich. Ich bin wütend, aber auch frustriert und traurig, weil ich nicht weiter weiß. Ich wurde mein Leben belogen und betrogen. »Ryan, hör auf Wunden aufzureißen.«, sagt nun auch Lilith, die mich danach entschuldigend anschaut. Ich lächle, um damit anzudeuten, dass alles in Ordnung ist. »Ich bin nur neugierig.«, er lacht.

»Tut mir leid, wenn ich dich damit bedrängt habe.«, er lächelt entschuldigend, dass ich winkend abtue. »Schon Gut.«, murmle ich und setze mich an einen freien Platz am Tisch. Eine Tasse mit roter Flüssigkeit wird mir vor meine Nase gestellt. Der heiße Dampf steigt in die Luft und hinterlässt einen süßen Geruch. »Erdbeertee.«, sagt Lilith lächelnd und setzt sich mir gegenüber, an den langen Tisch. »Ah, danke.«, ich nicke dankend und sehe zu Zoé, die sich neben mir gesetzt hat, weil der Platz am nächsten gewesen ist. Sie streicht mit ihrer flachen Hand ihren runden Bauch, der in ihrem Pullover gut zur Geltung kommt.

Sie sieht glücklich und dennoch bedrückt aus, als sie auf ihren Bauch blickt. Mich geht es nichts an und dennoch wüsste ich gerne, was sie bedrückt. Diese Familie steckt voller Rätsel, dass ich Angst bekomme. Werde ich mich zurechtfinden?

Mr. & Mrs. Sánchez 3✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt