Überarbeitet: 27. Juli 2023
Ich presse meine Lippen aufeinander und lege mein Handy weg. Privilegiertes Arschloch! Ich möchte doch nur, dass er bei mir ist. Ich möchte mich dafür entschuldigen, ihn von mir abgestoßen zu haben, denn jetzt brauche ich ihn mehr denn je. Ich kann ihn nicht vergessen oder aus meinem Leben drängen, denn er ist bereits ein Teil von meinem Leben, nur ist es mir am Anfang nie klar gewesen.
Ich wollte es nicht einsehen, denn ich bin blind vor Wut, Verzweiflung, Furcht und Frustration gewesen. Diese Gefühle haben sich wie ein Schleier über meine Augen gelegt und mir die Sicht auf das wirklich gute genommen.
Ich vermisse es, in seinen Armen zu liegen, morgens beim aufwachen, beim Film sehen, nach dem duschen, vor dem einschlafen oder nach dem Sex. Oh Gott. Ich ziehe meine Beine an meinen Körper und umschlingt sie fest, während ich meinen Kopf zwischen meine Knie verstecke.
Ich vermisse seine sanften Berührungen und Küsse, oder seine Worte, die mir Mut gemacht haben, mich rot werden ließen und mich zur Weißglut gebracht haben. Ich vermisse seine irre leckeren Pfannkuchen und seine wuscheligen Haare, wenn er morgens aufsteht und sie in alle Richtungen stehen.
Mein Welpe, den mir Liam geschenkt hat und ich ihn Koa getauft habe, klammert sich an meinen Beinen, weil er meine Aufmerksamkeit möchte. Ich lächle und sehe zu ihm, während ich mit einer Hand sein super weiches Fell streiche. »Liam muss die Internetseite aufgerufen haben, denn genau dich wollte ich.«, flüstere ich.
Koa spielt mit meinen Händen, lenkt mich von meinen tiefen Gedanken ab und Liam, den ich womöglich nie wiedersehen werde. Aber es hat gut getan, wenigstens seine Stimme wieder zu hören, selbst wenn es nur für einen kurzen Moment gewesen ist. Und doch habe ich ihm nicht die Worte sagen können, die, die ich schon so lange versuche, ihn zu sagen.
Nach dem Schuss, nach dem Koma, nach den Tausenden von Voicemails und nach dem Telefonat.
»Koa der Krieger.«, ich kichere leise und kraule den Bauch meines neuen Freundes. Er ist ein Husky, ich habe zwischen Husky und Schäferhund geschwankt. Und ich freue mich, dass es ein Husky ist, aber ich denke, ich möchte auch noch einen Schäferhund haben.
Liam wird wohl nie wieder zu mir kommen, also werde ich keine Rücksicht auf ihn nehmen müssen, auch wenn es mich bitter traurig macht. Ich streiche eine Haarsträhne hinter meinem Ohr und bin dabei mich aufzustellen, als es plötzlich an meiner Tür klingelt.
Seufzend streiche ich meine Kleidung glatt und gehe träge zur Tür, ehe ich, mit der Vermutung, dass das einer dieser gruseligen Schwarz gekleideten Männer ist, die Tür öffne. »Was gibt es ...?«
Ich werde leiser, während meine Augen sich weiten und sich Tränen in ihnen bilden. »L-Liam, was machst du hier?«, schluchze ich und kneife meine Augen weinerlich zusammen. »Du hast nach mir gerufen.«
»Hast du Hunger? Ich habe Essen mitgebracht.«, er hält eine Tüte hoch, in der sich höchstwahrscheinlich etwas vom Chinesen befindet. Ich kichere leise, doch falle ich direkt wieder ins Schluchzen.
»Du bist ein Idiot!«, ich sehe ihn an und balle meine Fäuste. »Du bist ein Mistkerl!«, ich beiße auf meine Unterlippe und ziehe meine Nase hoch, weswegen er sein Gesicht verzieht. »Ich weiß, Amore.«, seine raue, tiefe Stimme lässt meinen Körper beben und die Gefühle für ihn wieder aufblühen, wie die Knospen im Frühling.
Wie ein kleines, weinendes Kind, klammere ich mich an ihn, ohne Rücksicht auf Verluste. Liam scheint sich darauf vorbereitet zu haben, denn er steht fest, als ich mich quasi an ihn geschmissen habe. Seine Hände legen sich behutsam um meinen Körper, während er mich fester an sich drückt, als würde der Boden unter uns gleich verschwinden.
»Lass mich nie wieder los.«, flehe ich krächzend und schmiege mich, so gut es noch geht, an ihn. Ich spüre seinen weichen Atem an meiner Halsbeuge und ein leises Seufzen, das darauf hindeutet, dass er sanft lächelt. »Nie wieder, Amore.«
»Nie wieder.«, wiederholt er sich und veranlasst mich dazu, mich noch fester an ihn zu krallen, dass ich befürchte, seine Kleidung kaputt zu reißen. Meine Tränen kullern unaufhörlich über meine Wangen und meine Töne, die meine Lippen verlassen, hallen im ganzen Flur wieder.
»Das Kind, Liam. Ich habe es verloren.«, schluchze ich und gebe mir die Schuld an allem. Liam lehnt sich zurück und legt seine Hand an meine Wange, bevor er seinen Kopf schüttelt. »Nein, Amore, wir haben es verloren. Aber nicht wir sind schuld.«, er legt seine Stirn an die meine.
Ich schließe meine Augen und versuche, mich von meiner Heulattacke zu erholen, während ich seinen Atem lausche. »Es ist schmerzhaft, aber noch viel schmerzhafter wäre gewesen, wenn ich dich verloren hätte, wenn du in meinen Armen gestorben wärst und nie wieder deine Augen für mich geöffnet hättest.«
Ich schnappe zittrig nach Luft. »Aber du hast mich alleine gelassen.«, erwidere ich und erwarte eine aussagekräftige Antwort. Er nickt, sich dessen bewusst, was er getan hat. »Es tut mir leid, aber ich habe gedacht, es wäre das Beste für dich. Du hast es gewollt gehabt und nach dem du angeschossen wurdest dachte ich, es wäre das beste.«
»Wenn du gehst und mich stattdessen von einhundert anderen Menschen verfolgen und beobachten lässt?«, ich hebe meine Brauen in die Höhe. Er lacht leise und sieht mich mit seinen sturmgrauen Augen an. »Es sind mehr als hundert. Aber ja, du hast recht.«
Ich weiche seinem Blick aus, weil er mich nervös macht. »Ich möchte, dass du mich beobachtest und verfolgst, nicht diese Leute.«, murmle ich und halte meine Hände noch immer fest an seinem Hemd gekrallt. Er zieht mich an meinen Hüften nah an sich, die Tüte, mit dem Essen längst auf den Boden gestellt. »Aber lass uns essen, ich habe Hunger.«, unterbreche ich ihn und wische mir über mein Gesicht, ehe ich mich zu der Tüte runterbeuge und Liam entsetztes Gesicht erblicke.
Lachend laufe ich hinein, während Koa kläffend auf mich zukommt. Doch bevor ich im Wohnzimmer verschwinde, drehe ich mich zu Liam um, der das Apartment betritt.
»Liam, ich liebe dich.«
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Mr. & Mrs. Sánchez 3✔️
Random𝐒𝐚́𝐧𝐜𝐡𝐞𝐳 𝐁𝐚𝐧𝐝 𝟑 »Dann hättest du mich töten sollen.«, krächze ich. »Das scheint dir ja leicht zu fallen.« »Leicht fällt mir gar nichts.«, er nähert sich meinem Ohr. »Aber weißt du, was jetzt ein Leichtes wäre?«, meine Nackenhaare stellen...