29||Liam

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Überarbeitet: 23. Juli 2023

»Feli!«, eilig trage ich sie in das Krankenhaus, wo mir direkt Ärzte entgegenkommen. Ich lege Feli auf die Trage, die sie direkt in den Op Saal führen wird. Mein Herz rast hämmernd gegen meine Rippen.

Ihre Haut ist blass wie eine Leiche und es macht mir Angst, dass sie am Ende nur noch eine Leiche ist. Mein ganzer Körper zittert, während ich dabei zusehen wie sie hinter den Türen verschwindet.

»... Sir ...«, ich höre mein eigenes Herz schlagen, während mir etliche Szenarien durch den Kopf gehen. Wäre ich früher da gewesen, wäre ihr nicht passiert. Vermutlich wäre sie in meinen Armen ganz munter. Eine Träne entglitt mir. Bin ich dabei, sie zu verlieren?

»Sir!«, ich zucke kaum merklich zusammen. Eine Ärztin steht neben mir und sieht mich mit großen Augen an, als ich wütend meine Stirn runzle. »Was?«, frage ich und stelle mir vor, wie ich dem Mistkerl, der Feli angeschossen hat, alle Arten von Folter zeige.

»V-Verzeihung, Sir! Aber ich müsste wissen, wer Sie sind und wer diese Frau ist?«, stottert sie und hält das Klemmbrett vor. »Füllen Sie das aus und wir müssen wissen, wegen der Bluttransfusion, was ihre Blutgruppe ist und ob irgendwelche Krankheiten vorliegen.«

»Blutgruppe A und Krankheiten liegen keine vor.«, murmle ich und schreibe dies auch auf das Blatt, das auf dem Klemmbrett geklemmt ist. »Retten Sie sie, ansonsten wird dieses gottverdammte Krankenhaus nicht mehr existieren.«, drohe ich und drücke ihr das Klemmbrett in die Hand.

»Was?«, erschrocken weiten sich ihre Augen und ich mache mit meiner Hand eine Bewegung, die sie dazu bringt, endlich zu gehen. Ich möchte gerade mit meiner Hand durch mein Haar fahren, als ich das ganze Blut erblicke. Sowohl auf meiner Haut, als auch auf meiner Kleidung.

Meine Hände zittern und ich spüre noch immer, wie sie in meinen Armen liegt. Ich sehe vor meinen Augen, wie sich ihre Augen schließen und sie aufhört zu reden.

»Liam!«, ich drehe mich von der Tür weg und sehe meinen älteren Bruder an, der mir entgegen gelaufen kommt. »Sophie und Dylan bringen Diego weg, der hat nur eine Kugel in die Schulter bekommen.«

»Was ist mit Feli?«, fragt er direkt und spüre erneut einen stechenden Schmerz in meiner Brust. »Sie hat nicht mehr geatmet.«, flüstere ich erstickt. »Hey, sie wird es schaffen, verstanden.«, er umfasst mein Gesicht und quetscht meine Wangen ein.

»Warum jetzt? Warum überhaupt?«, ich entziehe mich stirnrunzelnd aus seinen Fängen. »Ich hätte sie nicht gehen lassen dürfen.«, murmle ich und gebe mir wie immer die Schuld an allen.

»Es stimmt, du hättest sie nicht gehen lassen dürfen. Aber kannst du etwas daran ändern, wenn du jetzt darüber nachdenkst? Was passiert, ist passiert und kann nicht rückgängig gemacht werden. Und ich bin mir sicher, dass sie es schaffen wird, sie war doch bisher auch stark.«

Ich balle meine Hände zu Fäusten und atme frustriert aus. »Dieses ekelpaket wird sich wünschen, schon vorhin gestorben zu sein.«, knurre ich wütend und gehe in den Wartebereich, in der Hoffnung, dass die Ärzte alles mögliche tun, um Feli zu retten.

Ich stelle mir vor, wie ich ihn auf die unbedenklichste und unmenschlichste Art und Weise foltere.

Wäre all das nie passiert, dass mit der Verlobung und unserem ersten Treffen, dann wäre sie wahrscheinlich glücklich. Sie könne ihr Studium beenden und die beste Modedesignerin werden.

Die Stunden verstreichen quälend langsam, dass mir immer zu schlechter wird. Je länger es dauert, desto mehr mache ich mir Sorgen, was in diesem OP Saal passiert und es macht mir Angst.

Werde ich sie nie wiedersehen?

»Ist das für Sloan okay?«, frage ich meinen Bruder, der noch immer bei mir ist. »Ja, sie hielt es besonders fürs beste, dass du nicht alleine bist.«, er starrt konzentriert auf sein Handy, auf das er in den letzten Stunden ständig getippt hat.

»Aber du machst dir Sorgen um sie.«, ich verziehe mein Gesicht, weil es gerade besonders schwer für die beiden ist, besonders für Sloan, die so gut es geht, alles zu verbergen versucht.

Er lächelt mich schwach an. »Wir machen uns alle Sorgen.«, erwidert er. »Sowohl jetzt um Feli, als auch um Sloan.«, Ryan sieht wieder auf sein Handy und tippt eine Nachricht, wahrscheinlich um sie zu fragen ob alles gut ist und sie es zu tausenden Mal bestätigt.

»Ich denke, wir sind viel weicher geworden, seit eine besondere Frau in unser Leben getreten ist.«, ich lehne mich zurück und lege meinen Kopf in den Nacken, während ich an Feli denke. »Stimmt.«

»Ich hätte ihrer Sturheit-«, ruckartig wende ich meinen Kopf zur Tür, die sich öffnet und ein Arzt hineinkommt. Wir stellen uns auf und sehen den Arzt wartend an. »Mr. Sánchez, Schön Sie wieder zu sehen.«

Ich winke ab. »Wie geht es ihr?«, frage ich ohne Drumherum. Er schenkt mir ein aufmunterndes Lächeln. »Señora Martínez hat es überstanden.«

Erleichterung sammelt sich in meinem ganzen Körper und ich lasse mich auf einen der Sitze fallen. »Allerdings Mr. Sánchez, habe ich zwei eher unerfreuliche Nachrichten.«, sofort sehe ich ihn wieder an, während ich meinen Atem anhalte.

Noch nie hatte ich Angst um eine Frau, die mir am Herzen liegt. »Was?«, frage ich und auch Ryan wirkt plötzlich angespannt. »Señora Martínez war in der dritten Woche Schwanger, doch aufgrund des fehlenden Sauerstoffs verloren wir das Kind und Señora Martínez fiel ins Koma.«

Mein Herz rast unglaublich schnell und ich vergesse zu atmen. Fehlender Sauerstoff? War sie dabei zu sterben? »Ich möchte zu ihr.«, ich stelle mich mit geballten Fäusten auf. Ein stechender Schmerz macht sich in mir breit.

Ich habe ein Kind verloren, dass wir alles hätte geben können, aber am allermeisten bereitet mir Schmerzen, dass ich Feli um ein Haar verloren hätte.

»Selbstverständlich, Señor.«, der Arzt nickt und zögert nicht lange. Bevor ich gehe, wende ich mich an Ryan. »Fahre nach Hause, Sloan braucht dich.«, ich ringe mir ein Lächeln ab und er nickt. »Meld dich, wenn es neues gibt.«

Ich laufe dem Arzt hinterher, der vor einer Tür stehen bleibt. »Bitte erschrecken Sie sich nicht. Ich werde Sie alleine lassen.«, murmelt er und geht, um mich alleine zu lassen. Ich stehe vor der Tür, mit einem erdrückenden Gefühl in meiner Brust.

Meine Hand auf den Türknauf legend, atme ich zweimal kräftig durch und drücke diese runter. Nicht zum ersten Mal heute beginnen meine Augen zu brennen, weil diese verfluchten Tränen einen Ausweg nach draußen suchen.

Ich mache die Tür zu und gehe mit schweren Schritten an ihr Bett heran. »Feli ...«, mein Herz fühlt sich an, als würde es Tonnen wiegen, so schwer sitzt es in meiner Brust. Ich nehme ihre kühle Hand in meine und drücke einen sanften Kuss drauf.

Mit der anderen Hand streiche ich über ihr Kopf. »Wach auf, damit ich dir das geben kann, wonach du dich sehnst ... seit unser gemeinsames Wiedersehen.«

Mr. & Mrs. Sánchez 3✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt