43||Liam

1.6K 62 0
                                    

Überarbeitet: 10. August 2023

Sie ist verrückt.
Nein.

Sie macht mich verrückt. Sie lässt mich Dinge sagen und tun, für die ich weder Verständnis habe noch tun möchte. Dinge wie Diego treffen. Allein schon sein Name ekelt mich. Doch viel mehr mache ich mir Sorgen, wie sie reagieren wird. Ich habe Angst, wenn sie ihn sieht - wie er aussieht -, dass sie Angst vor mir bekommt.

Ich bin es, der ihn so zugerichtet hat. Ich habe sein Gesicht verunstaltet, seinen Körper. »Mi Rana.«, holt mich ihre sanfte Stimme aus meinen Gedanken, während sich ihre zarte Hand auf meiner befindet. Meine Hand umfasst das Lenkrad viel zu fest.

Es stört mich nicht mehr, dass sie mich Frosch nennt. Ich liebe es, egal wie sie mich nennt, ich werde es immer lieben. Dios mio, ich bin verrückt nach ihr. Besessen trifft es besonders. »Alles wird gut.«, versichert sie mir lächelnd.

Ich lächle geschwächt. »Ich wünschte, es wäre so.«, flüstere ich und sie scheint nicht zu verstehen, was ich meine. Doch bald wird sie ihre Antwort bekommen und wird angewidert sein. Ich habe versucht, es zu verhindern, all die letzten vergangenen Monate, in denen wir sorglos gelebt haben.

Doch ...

die Antworten auf ihre Fragen hat sie verdient.

Sie erschaudert und ich nehme ihre Hand, weil ich ihr zeigen möchte, dass ich da bin

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Sie erschaudert und ich nehme ihre Hand, weil ich ihr zeigen möchte, dass ich da bin. Der Flur, den wir entlang schreiten, wird nur schwach von den Lampen gedämmt. Es fühlt sich, während wir hier entlang laufen, so endlos lang und kalt an. Ich habe mir geschworen, sie nie herzubringen. Nicht hier, in einem Keller der nach Blut, Urin und Angst riecht. Und Tod.

Ich breche meine Regeln für sie.

Dieser Ort ist schrecklicher als die Lügen, die ich ihr damals zu Beginn aufgetischt habe. Aber sie möchte es so und sie scheint mit den Konsequenzen leben zu wollen. »Erschrecke dich nicht.«, hauche ich, bevor ich die Tür zum Raum öffne, in dem sich der Kotzbrocken befindet.

Ihr Händedruck verstärkt sich und sie hält inne, bevor sie den Raum betretet und scharf die Luft einzieht. Geschockt weiten sich ihre Augen und sie hält sich ihre Hände vor ihrem Mund. »Oh Gott.«, verlässt es ihre Lippen.

Hinter dieser durchsichtigen Wand sitzt er, gefesselt an einem Stuhl, während sein Gesicht, sein ganzer Körper, bedeckt mit Blut ist. Sein Kopf ist gesenkt und man hört seine flachen Atemzüge. So sehr mich es zufrieden stellt, so sehr schockt es Feli ihn so zu sehen und wenn ich es nicht besser wüsste, dann wird sie sich übergeben wollen. Rausrennen, weil ihr das alles zu Kopf steigt.

Sie gesteht sich in diesem Moment ein, dass es keine gute Idee gewesen ist, und dennoch zwingt sie sich dazu, ihn anzusehen und mit ihm reden zu wollen. Sie ist stärker als sie denkt. Ich gehe hinein und setze mich auf einen der beiden Stühle, die vor der Wand stehen. Ich habe ihn extra herbringen lassen, damit sie nicht die anderen Dinge, die Werkzeuge und das andere Blut sieht.

»Was ist ...«, sie atmet. »Was ist passiert?«, sie schüttelt ihren Kopf, erwartet keine Antwort, denn sie weiß bereits die Antwort auf ihre Frage. Ihre Schritte sind langsam und zurückhaltend. »Diego?«, er regt sich, als sie ihn leise ruft.

»Diego.«, wieder regt er sich und versucht seinen Kopf zu heben. Blutgerinnsel hängt an seinem Mund, während das mittlerweile getrocknete Blut in seinem Gesicht klebt, das mit etlichen Verletzungen geziert ist. Sein Gesicht ist geschwollen und blau.

Feli schnappt entsetzt nach Luft, das Diego scheinbar belustigt lächeln lässt. »L-Lange ist ... es h-her–«, er hustet und das Blut beschmutzt den frisch geputzten Boden. »D-Du lebst immer n-noch ... wie ... schade.«, ich möchte ihn dafür zu Tode schlagen, aber ich bleibe ruhig.

Viel zu ruhig.

»Ich habe Fragen, viele Fragen.«, Feli faltet ihre gespreizten Hände zusammen und sieht auf den Boden. Verzweifelt runzelt sich ihre Stirn und wirkt angeekelt. Sie steht noch immer und ich befürchte, wenn sie sich nicht setzt, dass sie allerspätestens nach dem Gespräch zusammenbricht.

»Warum?«, Tränen bahnen sich in ihren Augen. Sie blinzelt und versucht dabei, die Tränen weg zu blinzeln, während sie wieder mit ihren gläsernen Augen zu ihm sieht. »H-Hab ich ... dir doch schon g-gesagt ... deine Eltern–«
»Nein!«, schreit sie und man hört den Klang ihres Schmerzes.

»Du hast auf mich geschossen, obwohl du wusstest, dass ich wahrscheinlich schwanger bin! Es war nicht, weil ich zu Liam stehe und es war auch nicht, weil ich dich nicht liebe

»W-Wer sind meine wahren Eltern? Und was weißt du noch?«, sie beißt sich auf ihre Unterlippe und macht einen Schritt vor. »WARUM?«

»Ich dachte, wenn ich ... das t-tue, dass sich e-etwas ... in di-dir auslöst. Dass d-du endlich a-aufwachst.«, erneut hustet er kaum noch, Imstande Sätze zu formen. »Alles was du in mir Auslöst ... ist Abscheu.«

Ich lehne mich zurück, beobachte alles im Stillen, während ich meine Arme verschränke. »Ich bin Schwanger.«, sagt sie und zuerst bin ich erschrocken darüber, dass sie ihm das erzählt. »Ich ...«

»D-Du ... willst abschließen.«, unterbricht er sie. »Und danach ... w-wird e-er mich töten.«, seine Augen treffen auf mich und ich lächle unschuldig. Feli sieht mich mit einem undefinierbaren Blick an, dass ich mir Sorgen mache. Hat sie das abgeschreckt?

»Mierda.«, murmelt er und lacht krächzend. »I-Ich wünschte ... es w-wäre alles w-wie damals.«, eine Träne entgleitet ihm und vielleicht meint er die Zeit mit Feli oder die Zeit mit seinen Eltern, als sie noch gelebt haben. »F-Feli, d-deine biologischen Eltern st-starben, weil d-deine Adoptiveltern k-keine Kinder ... bekommen konnten.«, er nimmt einen tiefen Atemzug.

Und Felis Augen weiten sich ungläubig. Ihre Adoptiveltern haben ihre biologischen Eltern getötet. Unzählige Tränen kullern ihre Wangen hinab. »D-Deine Eltern w-waren im Besitz ... solch eine M-Macht ... von der j-jeder hätte träumen können. Doch ... als s-sie mit d-dir Schwanger wurden ... warst du ein Hindernis ... aber sie fanden zwei Menschen ... die ein Kind wollten.«

Er senkt seinen Kopf und nimmt einen tiefen, schweren Atemzug. Es fällt ihm schwer und dennoch möchte er Feli die Wahrheit sagen. Er mag sie und hat sie dennoch angeschossen, es macht mich wütend.

So wütend.

»A-Alles war b-bereits geplant ... die A-Adoption wäre Illegal gewesen ... doch als deine Mutter ... d-deine echte Mutter ... dich erblickte, wollte s-sie dich behalten. Sie waren in dich verliebt.«

»Woher weißt du das alles?«, fragt sie ihn atemlos. »Meine Eltern ...waren ein Teil des Plans und alles ... w-was geschehen sollte ... ist ... stand geschrieben auf etlichen ... Plakaten ... Papiere versteckt I-in einigen K-Kartons u-unter dem B-Boden ... meines Hauses.«

Feli schluchzt und ich stehe ruckartig auf, um sie aufzufangen. Sie prallt gegen meine Brust und sieht mich an, bevor sie stärker zu weinen beginnt. Sanftmütig sehe ich sie an. »Das reicht.«, flüstere ich und umfasse ihren Körper. Sie verkrampft sich und krallt sich heftig an mich. »Wir gehen.«

»Danke, Feli! Danke ... für die Zeit ... mit dir ...«

Mr. & Mrs. Sánchez 3✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt