18||Feli

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Überarbeitet: 9. Juli 2023

Grau.

Grau ist die Farbe, die ich anstarre, während mein Brustkorb sich hebt und senkt. »Feli.«, mein Blick fällt zur Tür und ich setze mich ruckartig auf. »Zoè, ist etwas passiert oder soll ich dir bei etwas helfen? Setz dich, das muss sicher anstrengend gewesen sein, die Treppen hinauf zu steigen.«

Als sie lacht, blinzle ich verwirrt und setze mich an die Kante des Bettes. »Du machst dir so viel Sorgen, obwohl du gerade selbst Schwierigkeiten hast.«, sie nimmt neben mir Platz und legt ihre Hand auf meine, die auf meine Oberschenkel ruht.

Ich verziehe verzweifelt mein Gesicht und starre zu Boden. Wenn ich daran zurückdenke, dann zieht sich alles in mir zusammen. »Es ist in Ordnung.«

Als ich aufsehe, lächelt sie mich schwach an. »Wenn du weinen möchtest, dann tue es. Mein Mann ist mit den Kids rausgegangen.«, beruhigend streicht sie mit ihren Daumen über meine Hand.

»Ich möchte nicht mehr ein heulendes Wrack sein.«, flüstere ich und spüre den schmerzenden Kloß in meinen Hals, der immer größer wird. »Weinen ist nichts schwaches. Es zeigt nur, dass du eine starke Person bist, selbst mit Tränen in den Augen.«

Meine Unterlippe zittert und ich sträube mich dagegen, zu weinen. Aber letztendlich fließen die Tränen meine Wangen hinab und ich lehne mich schluchzend an Zoé, die mich sanft in die Arme nimmt.

»Ich dachte wirklich, ich kann ihn endlich vertrauen.«, schluchze ich. »Ich dachte, er mag mich wirklich.«, unaufhörlich laufen meine Tränen mein Gesicht hinab und tropfen auf meine Kleidung.

»Dulzura, er mag dich wirklich sehr und er bereut das alles zutiefst, aber Feli, so sehr ihm das auch leid tut, es bist du, die entscheidet, ob er es ernst meint.«
(Übersetzung; Süße)

Ich wische mir über mein Tränen überströmtes Gesicht. »Ich weiß nicht, was ich machen soll.«, gebe ich ehrlich zu und flechte meine Hände ineinander. »Es ist in Ordnung, verzweifelt zu sein und nicht zu wissen, was man tun soll. Ich war genauso, ich wusste nicht, was ich tun sollte.«

»Und was hast du getan?«, frage ich mit heiser Stimme. Ihr Blick wird weich und sie drückt meine Hände. »Ich habe mit Nathan geredet, obwohl mir dabei nicht wohl war.«, zuversichtlich lächelt sie mich an und versucht mir damit zu sagen, dass ich mir Liam reden soll - und sie hat recht, ich sollte. Aber ich weiß nicht, ob ich ihm in die Augen schauen kann.

»Es muss nicht heute oder morgen sein, aber bald, wenn du dir sicher bist und dich bereit fühlst, ihm entgegenzutreten, treten und so lange wirst du bei uns bleiben!«, ein schelmisches Grinsen breitet sich auf ihren vollen Lippen aus.

»Hier wird's nicht langweilig!«, verspricht sie mir. »Mierda, ich habe Hunger.«, murmle ich lachend, während im selben Moment mein Magen knurrt. »Kein Wunder, du hattest zum Frühstück und Mittag so gut wie nichts!«, sie steht auf und eilt zur Tür. »Ich mache uns etwas feines!«, sie lächelt mir zuversichtlich zu und verschwindet hinter der Tür.

Ich hole mein Handy aus meiner Schublade und schalte es zum ersten Mal seit einer Woche wieder an. Zuletzt habe ich Diego geschrieben, dass ich nicht zur Uni erscheinen werde, da familiär etwas dazwischen gekommen ist. Als mein Handy angeht, gehen etliche Nachrichten ein, von denen die meisten ihm gehören. Nachrichten, in denen er sich entschuldigt und mit mir reden möchte.

Ich zögere und schlucke den Kloss hinunter.

Ich: Lass uns übermorgen darüber reden.

Meine Hände zittern, als ich die Nachricht abschicke und nicht einmal fünf Sekunden später das Zeichen aufkommt, dass er online ist. Er tippt und es bringt mich beinahe um, wie lange es dauert und doch fühle ich ein sanftes Gefühl durch meine Adern rauschen.

Liam: Einverstanden! Wo möchtest du dich treffen und wann?
Liam: Warte, ich hole dich übermorgen ab!
Liam: Es tut mir wirklich leid.
Liam: Ruhe dich aus und iss genug ...

Nach der letzten Textnachricht, schalte ich mein Handy erneut aus und lege es zurück in die Schublade. Mein Herz hämmert gegen meine Rippen, als wäre ich einen Marathon gelaufen.

Meine Beine fühlen sich an wie Wackelpudding, als ich die Treppen hinab steige. »Ich werde übermorgen mit ihm reden.«, beichte ich Zoé, die dabei ist, einen Obstteller vorzubereiten. »Wie schön! Also nicht schön, dass du gehen musst und dieses Thema ansprechen musst, obwohl du versuchst es zu verdrängen, es aber einsiehst, aber schön, dass du dich traust!«

Ich kichere, als sie versucht sich noch zu retten. Zoé sieht verstört auf den Obstteller. »Habe ich schon wieder wirres Zeug gesagt?«, fragt sie und nimmt peinlich berührt eine Strähne, die sie um ihren Finger kräuselt. »Ein bisschen.«

Ihre Wangen röten sich. »Das passiert mir manchmal, schon seit ich klein bin.«, sie seufzt hysterisch und schneidet das Grünzeug von der Erdbeere ab.

»Wir werden gleich Filme schauen, mit Schokolade, Obst, Eis und so ein Kramm.«, sie grinst mich schelmisch an. »Wollen wir hoffen, dass mein Herz nicht kollabiert.«, lache ich scherzhaft.

»Dulzura, wir machen so etwas nicht jeden Tag!«, ihr grinsen wird breiter und freudiger. Als würde sie es kaum abwarten können, die Süßigkeiten zu vernaschen. »Wenn du erst einmal Schwanger bist, dann wirst du selbst staunen was für ein Appetit du hast und vor allem auf was.«

»Vorausgesehen du möchtest ein oder mehr Kinder.«, fügt sie eilig hinzu. Ein sanftes Lächeln ziert meine Lippen. Aber dann gerate ich ein wenig in Panik. »I-Ich bin gleich wieder da!«, sage ich und renne schnellstmöglich hoch auf das Gästezimmer, dass mir Zoé parat gegeben hat.

Mein Herz schlägt viel zu schnell, dass ich befürchte, es springt mir gleich aus meiner Brust. Mein ganzer Körper zittert, als ich nach meinem Handy greife und es erneut einschalte. Nachrichten von Liam gehen erneut ein, aber ich ignoriere sie und starre auf das Datum.

Es vergeht eine Sekunde.
Eine Minute.
Fünf Minuten.

Bis das Handy mir aus meinen Händen rutscht und mit einem lauten Knall aufprallt. »Vielleicht ist das auch nur ein Irrtum?«, versuche ich mir einzureden und hebe mein Handy auf. Ich lache sarkastisch auf, bis sich Tränen in meinen Augen bilden. »Es muss ein Irrtum sein.«

Mr. & Mrs. Sánchez 3✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt