Kapitel 14

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Leise und bedacht darauf keinen Mucks von uns zu geben schlichen wir die Treppe hinunter. Da jeder schlief herrschte im Haus totale Stille. Der Flur war in Schatten getränkt und wir konnten das Licht nicht einschalten, sonst würden wir der Gefahr unterlaufen jemanden auf zu wecken. Megan hatten wir doch noch einmal angetroffen. Sie kam kurze Zeit nachdem wir uns bettfertig gemacht hatten in mein Zimmer. Sie wünschte uns eine gute Nacht. Sie war auch sehr überrascht Mary zu sehen. Sie fragte meine Freundin über ihren Vater ein paar wenige Dinge aus. Ihre Mutter sprach sie erst gar nicht an. Sie wusste wohl auch was mit ihr passiert war. Warum sollte sie auch nicht. Mary hörte ihr kaum zu, weil sie mit etwas anderem beschäftig war. Sie versuchte Megans Gedanken zu lesen. Sie hatte sich kurzfristig dazu entschlossen nach der Information zu suchen, wo das Buch versteckt ist. Ich hätte gedacht das Megan ihre Gedanken verschlüsselt oder so, wenn sie schon weiß was Mary kann. Zumindest glaub ich das. Und doch kam sie ganz einfach an die Info. Nachdem sie erzählte was sie gerade getan hatte, begannen wir uns einen Plan zu überlegen. Einen Plan der nicht wirklich ausgeklügelt war.

So schlichen wir jetzt durch das Haus zum Versteck. Anscheinend sollte es unter dem Sofa sein. Megan schien letztens zu aufgebracht als dass das Buch so unwichtig sei um es so leichtsinnig zu verstecken. "Fuck", fluchte Mary leise, als eine Diele, auf welche sie getreten ist anfing zu knirschen. Ich legte meinen Zeigefinger auf meine Lippen um Mary zu signalisieren, sie solle ruhig sein. Wir schlichen weiter bis zum Wohnzimmer. Nun standen wir vor dem Sofa und überlegten wie es weiter gehen würde. War das Buch unter dem Sofa unter oder im Sofa? Ich legte mich auf den Boden und sah unter das Sofa. Nachdem ich nichts fand, stand ich auf und schüttelte den Kopf. Die Hoffnung verschwand aus Marys Gesicht allmählig. Nach kurzer Zeit überlegen, dirigierte ich Mary zur anderen Seite des Sofas und deutete an die normalen und Sitzkissen ab zu räumen. Ich begann auf der einen und sie auf der anderen Seite. Ich hob zuerst das Kissen an der Lehne an und ließ es dann zu Boden fallen. Danach hob ich das Sitzkissen an. Darunter erschien eine Kiste.

Es war eine Holzkiste mit verschnörkelten Verzierungen aus Ranken und Blättern. Die gleichen Verzierungen wie auf dem Buch. Ich hob die Kiste heraus und direkt sah Mary auf. Ihr Augen wurden größer und sie legte das Kissen in ihrer Hand zurück auf das Sofa. Ich machte es ihr nach und begann das Sofa aufzuräumen. Nachdem wir fertig waren begaben wir uns in mein Zimmer. Die Kiste stellte ich auf meinen Schreibtisch und ich ließ mich auf das Bett fallen. In diesem Moment viel mir ein kleines Metallschloss an der Kiste auf. "Wir haben ein Problem", sagte ich zu Mary die neben mir saß und zeigte auf das Schloss. "Das ist schlecht", stellte Mary fest. Es war nur ein kleines Schloss, also so schwierig konnte es ja nicht sein dieses zu öffnen. "Können wir das nicht aufbrechen?", fragte ich. "Megan soll doch nicht bemerken das du die Kiste genommen hast, wenn du sie mit einem kaputten Schloss zurück gibst fällt das direkt auf", antwortete mit Mary. Das klang logisch. Ich wäre sicher die erste die verdächtigt werden würde. Und dann müsste ich viele Fragen beantworten. Einen Schlüssel aber hatten wir zu dem Schloss nicht und wir wussten auch nicht wo einer war. Vielleicht sollte es mir auch egal sein und ich sollte hoffen das man es nicht bemerkt, dass das Schloss aufgebrochen wurde oder "Könntest du nicht einfach deine Magie nutzen?"

Wieso bin ich den nicht früher drauf gekommen. Mary konnte ja Zaubern. Nur ist die Frage ob sie auch sowas konnte. Meiner Meinung nach war es kein großer Zauber, aber am Ende gehörte es nicht in ihre Magieklasse. "Nein", antwortete Mary strikt. "Wieso", fragte ich verwundert. "Weil Magie ihren Preis hat. Auf jede Aktion folgt eine Reaktion", erklärte sie mir. Ich starrte sie verdattert an da ich nur Bahnhof verstand. Sie schien das auch zu bemerken. "Wenn ich zum Beispiel dieses Schloss öffne, dann schließt sich woanders eines oder wenn ich dieses Schloss schließe, dann öffnet sich woanders eines"

Jetzt verstand ich es. Ich fand den Preis nicht so gravierend, das wir ihn nicht nutzen sollten. Das sagte ich auch Mary. "Oke", als sie das sagte wäre ich fast in die Luft gesprungen "aber, wenn etwas passiert ich habe es dir gesagt und zweitens lass das erst morgen früh machen und über wichtigere Dinge reden. Ich stimmte zu, da wir heute genug erreicht hatten. Also legten wir beide uns ins Bett.

"Aber dieser beste Freund von Caroline sieht echt gut aus", haute Mary auf einmal raus. "Wie kommst du jetzt darauf und woher weißt du wie Elian aussieht ?", fragte ich verwundert. "Caroline hat mir ein Bild gezeigt und ich find den gutaussehend", antwortete sie mir. "Wie du meinst. Finde ich jetzt nicht so. Und er ist ein Werwolf, außerdem kennst du ihn ja nicht mal, am Ende sieht der auf dem Foto ganz anders aus", erklärte ich. Ich hatte das schon, das ich auf Fotos anders aussehe als in echt und das liegt nicht an Filtern. "Wenn du meinst", meinte Mary achselzuckend. "Ich fang einfach was mit dem Barkeeper an"

Auf diese Bemerkung fing ich an zu lachen. Mary konnte sich auch einfach für keinen Typen entscheiden. Wir führten noch eine ganze Weile Deep Talk bis wir beide einpennten.

[...]

Ein Schwall Wasser landete genau in Marys Gesicht. Sie sah mich schockiert und komplett durchnässt an. Ich stand mit einem leeren Glas vor ihr und lachte mir einen Ast ab. Wir hatten uns einen Wecker relativ zeitig gestellt, da wir noch Zeit für unser kleines Vorhaben brauchten. Mary hat diesen nicht gehört und ich musste halt zu anderen Mitteln greifen. Somit schüttete ich ihr ein Glas Wasser über den Kopf. Im Nachhinein war es eine schlechte Idee, den jetzt war auch mein Bett komplett nass. "Was sollte das den?", fragte die Hexe mich aufgebracht. Sie ist bereits aufgestanden und hatte sich ein Handtuch gesucht, mit diesem sie sich jetzt abtrocknete. "Du bist nicht aufgewacht", sagte ich zu ihr. Sie verdrehte genervt die Augen. "Wie spät ist es", fragte sie mich als nächstes. "6:30 Uhr ca.", gab ich ihr die Antwort. "So früh erst", sagte sie und machte Anstalten sich wieder ins Bett zu legen.

"Nicht so schnell. Wir haben noch was vor", so hielt ich Mary von ihrem Plan ab. Genervt stand sie auf und stellte sich neben mich an den Schreibtisch, auf welchen immer noch die Holzkiste stand. "Also wie geht das jetzt. Musst du irgendwelche Sprüche aufsagen oder...", gerade als ich weiter sprechen wollte ertönte ein Klick und das Schloss viel von der Kiste. "Oke", sagte ich kleinlaut.

Gespannt öffnete ich die Kiste und tatsächlich erschien das Buch. Ehrfürchtig nahm ich es heraus. "Ach, das Buch meinst du", sagte Mary überrascht. Ich sah Mary fragend an. "Ich habe das Buch einige Male im Rudelhaus gesehen, als meine Mum noch für dieses Arbeiten konnte", beantwortete sie mir meine stille Frage. "Achso" Ich legte das Buch neben die Kiste. Das Buch hatte mehr Verzierungen als ich es in Erinnerung hatte und der Titel schien auch aus Ranken bestehen zu sollen. In einer Ecke konnte man sogar einen kleinen Mond erkennen. Gerade als ich das Buch öffnen wollte klopfte es an der Tür.

Ich lies es in der Kiste verschwinden und gab diese Mary. Mary stellte sie unter das Bett während ich "Herein" rief. Die Tür wurde geöffnet und Megan steckte ihren Kopf in mein Zimmer. "Ihr seit also schon wach", stellte sie verwundert fest. "Schlafen Mädchen in eurem Alter nicht sonst immer bis in den Tag rein" "Eigentlich schon", sagte Mary patzig. "Ich konnte nicht mehr schlafen und dann habe ich Mary geweckt", antwortete ich, bevor Megan etwas zu Marys Kommentar sagen konnte. Diese hatte sich jetzt auf mein Bett gesetzt. "Da könnt ihr mir ja beim Tischdecken helfen. Mein Mann wird uns beim Frühstück endlich wieder beglücken", sagte sie freudig und forderte uns somit auf mit runter in die Küche zu kommen.

Nachdem Megan begann war fingen wir an uns fertig zu machen. Mary zog sich eine weiße Jogginghose und schwarzes Top an. Ich zog mir eine beigefarbene Jogginghose und ein schwarzes Top an. Dazu machten wir uns beide einen hohen Zopf und gingen nach unten.

Megan gab uns die Teller und Besteck und wir begannen den Tisch zu decken. Einige Zeit saßen wir dann noch in der Küche und redeten bis Sophie herein kam. Ihre Haare standen ihr kreuz und quere. Sie rieb sich die Augen und gähnte einmal laut. In ihrem rosa Schlafanzug sah sie aus wie Dornröschen, welche gerade aus ihrem Schlaf erwacht war. "Morgen", sagten wir drei freundlich und wacher als sie es war zu ihr. "Morgen", gab das kleine Mädchen verschlafen zurück. "Morgen", ertönte hinter ihr auf einmal eine Männerstimme. Sophie drehte sich um und rief: "Dad." Sie sprang ihrem Vater in die Arme, welcher sie geschickt auffing. "Da wir jetzt vollzählig sind können wir ja essen", sagte Megan und klatschte sich dabei in die Hände. Die beiden Neuzugenge setzten sich mit dazu und wir aßen gemütlich unser Frühstück.

Der Wolf des NordensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt