Kapitel 35

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Ohne lange zu überlegen springe ich auf Kane zu und verwandle mich in der Luft. Die Klamotten fliegen von meinem Körper und verteilen sich auf der Bühne. Mit meinen Pfoten kralle ich mich in seinen Rücken. Ehe ich in seine Kehle beißen kann, schüttelt er mich von seinem Rücken runter. Ein leichter Schmerz zieht sich durch meine rechte Seite. Doch Zeit um mich auf diesen Schmerz zu konzentrieren bleibt mir nicht, denn Kane kommt langsam auf mich.  

So schnell es geht stehe ich wieder auf und begebe mich in Kampfstellung. Zähne fletschend mache ich dem Alpha klar, dass ich so schnell nicht aufgebe. Er schaut mich aus finsteren Augen an. Mit einem Satz rennt er auf mich zu und ich tue es ihm gleich. Mit unseren Vorderpfoten halten wir den einen von dem anderen Fern und mit unseren Mäulern versuchen wir die Kehle unseres Gegners zu durchtrennen. 

Ich schaffe es nach Kanes Bein zu schnappen und er heult auf als ich meine Zähne in dieses hineinramme. Humpelnd steht er jetzt vor mir. Somit habe ich eine Schwachstelle an Kane geschaffen und einen Vorteil für mich. Wieder springe ich auf Kane zu und ehe ich mich versehe rollen wir zusammen über den Boden. Kurz vor der Kante, der Bühne bleiben wir stehen. Fast wären wir auf die Wölfe gefallen, die uns interessiert zuschauen. 

Da ich durch unsere Zuschauer ein wenig abgelenkt bin, gelinkt es Kane mit seinen Klauen meinen Bauch zu streifen. Ein ziehen bildet sich an der Stelle wo er mich erwischt hat und vermutlich blute ich auch aus der Wunde. 

Kane lächelt mich verschmitzt an. Was ehrlich gesagt ziemlich komisch aussieht, wenn ein Wolf das tut. Wütend hole ich aus und treffe auch ihn an der Seite und das noch viel schlimmer als er mich. Direkt vergeht ihm das Lächeln und für ein paar Sekunden knickt er sogar ab. Doch er als Alpha hält natürlich mehr aus, als wie so ein paar kleine Kratzer. 

Wir beide umkreisen uns und in dem Moment als ich einen neuen Angriff starten will, werde ich von einer braunen Wölfin angesprungen. Es ist die Luna! Und sie spielt eindeutig unfair. Das scheint auch Caroline zu bemerken. Denn im nächsten Moment springt eine weiße Wölfin auf die braune drauf und zerrt sie somit von mir hinunter. Jetzt richtet sich meine ganze Aufmerksamkeit wieder auf Kane.   

Immer wieder greifen wir uns gegenseitig an. Immer wieder landet ein andere einen Treffer. Unser Fell ist mit Blutgetränkt. Wo das Blut herkommt, erkennt man schon lange nicht mehr. Und ob das Blut unser ist oder das unseres Gegners noch weniger. Der Kampf ist ausgeglichen. Doch unsere Kräfte schwinden mit der Zeit. Mittlerweile stehen wir beide schweratmend vor dem anderen. 

Lass mich das Regeln, knurrt Lune. 

Sie ist wieder da! Lange habe ich nichts mehr von ihr gehört. Ich dachte erst meine Wölfin wäre für immer verstummt. 

Ohne lange darüber nachzudenken übergebe ich die Kontrolle meines Körpers an Lune. Ich spüre förmlich wie sich meine Augen dunkel rot färben. 

Der Alpha scheint sich für einen kurzen Moment ziemlich zu erschrecken. Ehe er anfängt zu knurren. 
Für die nächsten Minuten bin ich ein Zuschauer in meinem eigenen Körper. Hier und da landet Kane ein paar Treffer, doch keines Wegs so viele wie vorher und Lune schafft es ihn viel Schlimmer zu verwunden als ich. Mein Wolf ist die geborene Kämpferin. 

Der Alpha liegt mittlerweile am Boden. Seine Atmung ist flach und seine Augen nur noch leicht geöffnet. Ich genehmige mir einen Blick zur Seite und sehe wie Caroline die Luna auf den Boden drückt und anknurrt. 

Lune überlässt mir wieder die Kontrolle meines Körpers und ich bewege mich auf Kane zu. Kane liegt neben dem leblosen Körper von Ivan und dieser Anblick lässt neue Wut in mir aufflammen. Mit so viel Kraft wie ich habe ramme ich meine Zähne in den Hals von Kane. Ein letztes Wimmern ist das einzige was man noch hört, ehe er für immer die Augen schließt. 

Luna Erika heult auf und reißt sich aus Carolines Griff. Sie rennt auf ihren Mann zu und verwandelt sich dabei zurück. Schluchzend fällt sie dem toten Wolf um den Hals. Gerade als ich auf sie zugehen will schaut sie zu mir hoch und hass lodert in ihren Augen auf. 

"Ich bringe dich um du Monster", schreit sie und springt wie eine Furie auf mich zu. Aber kurz bevor sie mich erwischt, wird sie von Jannik und Elian festgehalten. Valerie tröstet währenddessen Phoebe, welche vor Ivan kniet und vermutlich immer noch nicht verarbeiten kann, dass ihr Mate tot ist. 

Caroline und ich verwandeln uns beide zurück und stellen uns vor das Rudel, welches gespannt zu uns hinauf schaut. 

"Ich Olivia Sunlight  habe den Alpha besiegt und bin bereit den Posten als neue Alpha zu übernehmen. Wer ein Problem damit hat kann das Rudel jetzt verlassen und als Rouge in der Wildnis leben", brülle ich über den Marktplatz. Zuerst Kommen keine Reaktionen von ihnen. 

Bis ein Jung Wolf aufheult und es ihm die anderen Nachmachen. Alle Jung Wölfe sind mittlerweile aus dem Wald gekommen und stehen mit auf dem Marktplatz. Sie alle heulen auf und verbeugen sich danach vor mir. Das ist das Zeichen, dass sie mich als ihre Alpha akzeptieren und respektieren. 

"Deine Augen sehen ja krass aus", stellt Caroline fest. Meine Augen? Was ist mit denen? Und was interessiert sie überhaupt meine Augen? Einer ihrer engsten Freunde ist tot. 

Ich ignoriere für den Anfang den Kommentar von ihr und widme mich Erika. "Luna Erika aufgrund deiner Mitschuld, für das was das Rudel erleiden musste werde ich dich nicht töten. Doch ich verbanne dich aus diesem Rudel. Dir ist es verboten unser Revier zu betreten oder gar Kontakt zu einem der Rudelmitglieder aufzunehmen", sage ich in einem strengen Ton. Ich nicke Jannik und Elian zu, welche darauf hin Erika loslassen. 

"Du Miststück", zischt diese zu mir. Tränen laufen ihr immer noch über das Gesicht. "Ich werde mich an dir Rächen" 

Mehr als Lachen kann ich darüber nicht. "Vielleicht möchte jemand Erik Gesellschaft leisten?", frage ich das Rudel. MEIN Rudel. "Hudson?", frage ich den Jungen, der mich verraten hat. Beschämt senkt er nur seinen Kopf. Ich werde ihn nicht verbannen. Ich kann mir nicht mal in meinen Träumen ausmalen wie schlimm die Zeit in diesem Rudel war und es ist was völlig normales, die Treue zu seinem Alpha zu halten. 

Wütend geht Erika von der Bühne ab. Ich bitte zwei Wölfe darum sie bis zur Grenze zu begleiten und die Leiche ihres Mates mitzunehmen. Es gibt eine Person die ihr folgt. Der menschliche Arzt. Seinen Namen habe ich schon längst wieder vergessen... 

Plötzlich spüre ich etwas schweres auf meinen Schultern. Elian hat mir einen roten Mantel umgelegt und genau das gleiche hat Jannik bei Caroline mit einem weißen getan. Verdattert schaue ich meinen Bruder an. 

"Damit ihr beide nicht die ganze Zeit nackt hier oben steht. Außerdem passt er zu deinen Augen", zwinkert Elian mir zu. Stimmt, ich habe ganz vergessen, dass wir beide nichts mehr anhaben nach unserer Verwandlung. Allerdings scheint es kein so großes Problem für das Rudel gewesen zu sein. Und was meint er bitte mit meinen Augen?

"Schau nicht so geschockt. Du musst jetzt deinen Beta wählen", lacht mich Elian aus. 

Mein Beta. Eigentlich sollte Ivan mein Beta werden. Und er ist tot. Sofort schießen mir Tränen in die Augen und meine Brust zieht sich zusammen. Mein bester Freund ist tot. Ich kann nicht mal trauern. Vor dem Rudel muss ich stark bleiben. Jetzt erst fällt mir das schluchzen aus Phoebes Richtung so richtig auf. 

Am liebsten würde ich sie einfach in den Arm nehmen und mit ihr trauern. Doch dafür ist keine Zeit. Ich muss meinen Beta wählen. Eigentlich wäre es am einfachsten meinen Bruder zu wählen, aber ich weiß ganz genau, dass er keine Führungsposition will. Er musste seine ganze Jugend etwas tun, was er nicht wollte und jetzt soll er endlich machen dürfen, was er will. 

Ich denke auch, dass es eine Person gibt, der ich diese Rolle zu 100% anvertraue und der ich selber 100% vertraue. Die Person hat mich in letzter Zeit so viel begleitet und mir beigebracht. Ohne die Person wäre ich vermutlich nicht das was ich jetzt bin. Zudem ist sie stark und ein Rudel brauch eine starke Führung. 

"Ich ernenne Caroline zur neuen Beta des Sunlight Rudel", verkünde ich. Alle Rudelmitglieder klatschen und Caroline strahlt bis über beide Ohren. 

Nachdem alle Formalitäten geklärt sind verlassen alle den Markt und ich gehe mit meinen Freunden ins Rudelhaus. Es war wirklich schwer Phoebe dazu zu bringen sich von Ivan zu entfernen. Doch ich kann sie verstehen. Und jetzt können wir alle zusammen um den Verlust unseres Freundes trauern. 




Der Wolf des NordensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt