Kapitel 23

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"Achte auf die Nachteile die dein Gegner hat und nutze diese aus", rief mir Amanda zu. Ich bekam die Worte nur am Rande mit, da ich einem weiteren Schlag von Liam ausweichen musste.

Ich holte mit meine Faust aus und traf in die Luft. Liam hat sich im letzten Moment meinem Schlag entzogen und  reist mir nun die Füße weg vom Boden, worauf ich mit einem Stöhnen hart auf meinem Rücken lande.

Da mir für kurze Zeit die Luft aus meiner Lunge entwichen ist brauchte ich etwas um wieder auf die Beine zu kommen.

"Du sollst dir einen Vorteil suchen. Liam hat seit 2 Wochen eine Verletzung am Bein, wodurch er dieses nicht richtig belasten kann. Seit zwei Wochen sag ich dir, dass du das zu deinem Vorteil nutzen kannst und trotzdem besiegt Liam dich immer wieder", schrie Amanda aufgebracht.

Amanda gab mir schon 3 Wochen Kampftraining. Ich verstand warum sie so aufgebracht war. Ich beherrschte zwar die Grundschritte, aber einen richtigen Kampf konnte ich trotzdem noch nicht austragen. Neben dem Kampftraining bekam ich auch Geschichtsunterricht und Training darin meine Kräfte zu kontrollieren. Das lief um einiges besser als ständig gegen Liam zu kämpfen.

"Liam ist aber auch der nächste Alpha, natürlich ist er stärker als ich", versuchte ich mich heraus zu reden.

"Du bist auch eine Alpha, dazu noch eine der Mächtigsten. Rede dich nicht raus. Du bist unkonzentriert und das von Anfang an." Amanda kam nun auf mich zu, sodass wir uns nicht mehr anschreien mussten.

"Kann ich nicht einfach meine Kräfte nutzen, dann könnte ich Liam sofort besiegen?", fragte ich.

"Du kannst dich nicht nur auf deine Kräfte verlassen, wenn du diese ständig nutzt schwächen dich diese extrem", erklärte mir Amanda zum hundertsten Mal. Ich gab es auf mit ihr zu Diskutieren. Sie lies nicht mit sich reden und das machte sie zu einer guten Lehrerin.

"Ich finde du warst schon besser als die letzten Male", redete Liam mir ein. Ich schenkte ihm nur ein kleines Lächeln. "Hätte sie schon früher was gesagt müssten wir ihr nicht alles auf den letzten Drücker beibringen", mischte sich nun auch Caroline ein. Im Gegensatz zu Phoebe hatte Caroline es noch nicht geschafft über meinen Verrat, wie sie es nannte, hinweg zu kommen. Jetzt hatte sie es sich zur Aufgabe gemacht mir beim Training eben diesen Verrat vorzuhalten. Erst habe ich versucht mit ihr zu reden, da das aber nicht klappte habe ich es nach einer Zeit gelassen. Ich ignorierte sie nun einfach. 

"Ich muss jetzt zu meinem Geschichtsunterricht", sagte ich und verschwand. Als ob der Geschichtsunterricht in der Schule nicht schon schlimm genug sei durfte ich auch nun alles über die Geschichte der Werwölfe erfahren. Dabei wusste ich doch schon das Wichtigste. Werwölfe wurden von Hexen erschaffen um gegen die Menschen zu kämpfen, dann haben die sich immer mal wieder gegenseitig geholfen und gut ist.  

"Liv", rief mir Elian zu, als ich schon die hälfte meines Weges zurückgelegt hatte. Er unterhielt sich mit einer kleinen Gruppe von Werwolf Mädchen, die enttäuscht  schauten, als sich Elians Aufmerksamkeit auf mich richtete.

"Ich glaube deine Fans vermissen dich schon", teilte ich meinem Bruder mit und sah nochmal zu der Gruppe. Diese erdolchte mich gerade mit ihren Blicken. "Oder sie sind Eifersüchtig auf mich"

"Wie war das Training", fragte Elian und ignorierte meine Bemerkung. Die Belustigung auf meinem Gesicht war mit Einmal verschwunden.

"Genau so wie sonst auch. Liam muss sich nicht mal anstrengen um mich zu besiegen, Amanda verzweifelt immer noch an mir und Caroline gibt die ganze Zeit bissige Kommentare ab.", erzähle ich ihm meine nicht vorhandenen Fortschritte.

"Du trainierst aber auch erst seit 3 Wochen, da ist es klar, dass Liam besser als du ist und Amanda nimmt alle hart dran, deswegen ist sie ja auch so eine gute Lehrerin und das mit Caroline legt sich auch wieder. Ich hab mal ihr Ladekabel geborgt, welches sie mir weggenommen hat und sie war 1 Woche lang sauer auf mich"

Bei der Geschichte musste ich kurz auflachen. Caroline schien eine wirklich nachtragende Person zu sein. Allerdings kann ich es bei mir auch nach vollziehen. Ich bin mir nicht mal sicher ob ich mir selber verzeihen würde. Aber im Endeffekt habe ich das alles auch nur aus Selbstschutz getan.

"Kann sein", gebe ich von mir und lasse Elian stehen. Während unseres Gespräches sind wir bis zum Rudelhaus gelaufen. In das ging ich rein auf dem Weg zu meinem Geschichtsunterricht. Wuhu.

"Hallo Verena", begrüßte ich meine Geschichtslehrerin gelangweilt. "Einen wunderschönen Tag, Olivia" Verena strahlte über das ganze Gesicht. Immer wieder fragte ich mich wie man nur so glücklich sein kann. Ich habe dieses Mädchen noch nie ohne ihr Lächeln gesehen. Ich setzte mich an den Tisch, an welchem sie schon saß. 

"Wir werden heute über einige Traditionen der Lykantropen sprechen" Verena benutzte das Wort 'Werwolf' nie, sie  meinte es würde herabwürdigten klingen. Ich akzeptiere es einfach. 

"Das wichtigste Fest ist das "Fest der Luna", bei diesen Feierlichkeiten haben sich bis vor einigen Jahren alle Rudel der Welt zusammen getroffen um die Mondgöttin zu feiern. Jetzt treffen sich nur noch die Rudel der einzelnen Kontinente untereinander. Dieser Tag wird am 13. November gefeiert, der Tag als die Lykantropen entstanden. An diesem Tag wird nicht nur die Mondgöttin gefeiert, sondern wir erhalten auch neue Kraft um den kommenden Winter durchzustehen. Es werden auf einem riesigen Festgelände Stände aufgebaut und es gibt einige Vorführungen, ehe am Abend alle miteinander die Mondgöttin anbeten."

Meine allerersten Pflegeeltern haben mir von einem Fest erzählt, welches jedes Jahr statt fand und sich alle Wölfe trafen um zu feiern. Sie wollten dort aber nie hin. Sie meinten das sie sich nicht unter viele verschiedene Rudel mischen wollten. So haben wir das Fest immer zu Hause gefeiert. 

Verstehend nickte ich und gab Verena das Zeichen, dass sie weiter sprechen könne. Umso eher wir zum Ende kamen , umso schneller konnte ich gehen. 

"Das zweite Fest ist das "Lykantropen-Turnier". Dieses Fest wird unter den einzelnen Rudeln gefeiert. Vor einer längst vergangenen Zeit, als die Menschen noch von der Existenz der Lykantropen wussten, bauten diese große Mauern um die Städte, damit die Lykantropen in den Wäldern bleiben mussten. Einige Jungwölfe machten es sich zum Spaß an jedem Vollmond über diese Mauern zu springen und daraus eine Art Wettstreit zu machen. Wer es nicht über die Mauer schaffte wurde verhöhnt und bis zum nächsten Vollmond ausgeschlossen. Heute ist das alles etwas anders. 

Wir feiern nicht mehr jeden Monat und wir springen auch nicht mehr über Mauern oder verhöhnen die 'Schlechteren'. Am ersten Vollmond im Jahr veranstaltet jedes Rudel sein eigenes kleines Turnier, bei dem jeder mitmachen kann. Es ist unterschiedlich in jedem Rudel was der Gewinner bekommt. In manchen gebührt einem eine Gewisse Ehre, in anderen kriegt man Geld oder sowas. 

Die Aufgaben bei dem Turnier sind auch alle ziemlich verschieden. Es gibt zum Beispiel Zweikämpfe in Wolf und Menschengestalt, Baumstammwerfen, Wettrennen oder Weitsprung."

Der Wolf des NordensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt