9. Traum

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Angespannt saß ich auf dem Stuhl vor meinem Schreibtisch. Das Feuerzeug ließ ich ein paar mal durch meine Hände gleiten, bevor es neben mir platz fand. Die Kerze, die auch schon am Abend zuvor, auf dem Tisch stand, begutachtete ich jetzt nun wieder.

Am Ende bildete ich mir nur etwas ein. Meine Fantasie spielte mir vielleicht nur einen Streich. Wie konnte ich an sowas absurdes glauben? War ich verrückt?
Warum wollte ich es überhaupt ausprobieren?

Immer und immer wieder trommelte ich auf dem Tisch mit meinen Fingerspitzen herum. Immer und immer wieder huscht mein Blick zu der Kerze. Immer und immer wieder zweifelte ich an mir selber.

Und doch entschloss ich mich, den Versuch zu wagen. Ich nahm die Kerze in die Hand und betrachtete sie erstmal von allen Seiten.

Ich schloss meine Augen. Ich stellte mir vor wie die Kerze sich entfachte. Ich stellte mir vor wie die Flamme tanzen sollte. Ich stellte mir dir Wärme in meiner Hand vor. Nur traf sie nicht ein.

Ich öffnete meine Augen. Das einzige was ich sah war eine, immer noch in meiner Hand, unangezündete Kerze.

Frustriert stellte ich sie wütend auf meinem Tisch ab und ließ mich ins Bett fallen.

Meine gerade, frisch geföhnten Haare, fielen mir übers Gesicht. Ich nahm mir meine Decke. Zog sie über mich und schloss meine Augen.

*...*

Mit meiner, um die Schultern gelegten Bibi Blocksberg Decke, saß ich ruhig in meinem Bett. Entspannt und total konzentriert malte ich, mit meinem Wachsmalstift, eine rote Sonne auf das Blatt Papier vor mir. Als mit einem Ruck die Tür aufsprang, sah ich erschrocken auf. Ein schwarzer locken Kopf kam hervor. Er lächelte mich verschmitzt an, ehe er auf mein Bett zu rannte. Kaum das ich den Mund auf machte, um ihm zu sagen er solle aus meinem Zimmer raus gehen, sprang er auch schon auf mein Bett. Der Junge hüpfte und quietschte, während ich ihn nur verdattert und mit offenem Mund ansah. "El", knurrte ich ihn nach einer Zeit an. Für eine kurzen Momente hörte er auf und sah zu mir runter. Als ich dachte er würde gehen, verdrehte er nur genervt die Augen und machte weiter. "Geh aus meinem Zimmer", brüllte ich ihn an. Allerdings machte der 6 Jährige keine Anstalten sich auch nur einen Zentimeter aus meinem Zimmer zu bewegen. Wütend stand ich auf und ging zu der Tür um diese zu öffnen. "Ma...", fing ich an zu rufen, da rannte er an mir vorbei, aus meinem Zimmer raus. Genervt setzte ich mich wieder auf mein Bett.

Einige Zeit später saß ich wieder in meinem Bett. Auf dem Blatt waren nun grüne Wolken, neben der roten Sonne, zu sehen. Gerade als ich mir einen pinken Stift nahm, kroch ein unangenehmer Geruch in meine Nase. Er kam aus der Richtung meiner Tür.

Kaum das ich aufsah, bemerkte ich wie Rauch durch den Schlitz, unter meiner Tür, drang. So schnell ich konnte sprang ich auf und rannte in den Flur. Jedoch wurde ich von den Flammen aufgehalten, die in dem Flur förmlich tanzten. "Oli", sprach der kleine Junge mich an, welcher sich, ohne das ich es merkte, neben mich gesellt hatte.

"Was hast du getan?", in sein Gesicht war die Pure Angst geschrieben. Ein Schrei nahm mir die Zeit zum antworten.

Kerzengerade und Schweiß gebadet saß ich in meinem. Ich brauchte etwas um mich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Ein weitere Schrei, der im Flur ertönte, gab mir die Gewissheit, das der Schrei zuvor auch von dort stammen musste.

So schnell es ging riss ich die Decke von meinem Körper und sprang aus dem Bett. Schon als ich den ersten Schritt in den Flur setzte, stach mir der beißende Geruch von Rauch in die Nase. Die Schreie waren bereits verstummt. Da hier oben nix war, musste es von unten kommen. Auf der hälfte der Treppe, vernahm ich ein Zischen. Ich rannte so schnell es ging weiter.

Im Flur stand eine aufgebrate Megan. In ihrer linken Hand hielt sie einen Eimer und ihr rechter Arm lag um Sophia. Diese hat ihre Arme um die Hüfte ihrer Mutter geschlungen. Die beiden standen vor einer Kommode oder was davon übrig war. Vor ihnen lag ein Haufen Asche.

"Was ist passiert", fragte ich mit aufgerissenen Augen. Erst jetzt schienen die Frau und das Kind mich zu bemerken. Erschrocken sahen beide auf.

"Die Kommode hat gebrannt und das Feuer ging ni... wir haben es nicht bemerkt", korrigiert sich Megan.

Sie schien nebenbei aufgebracht etwas zu suchen.

Ich erinnerte mich an die Kommode. Sie war mit einem Schloss verschlossen und mir wurde ausdrücklich Verboten an diese ran zu gehen. Das Schloss lag jetzt in dem Aschehaufen. Während ich es begutachtete, viel mir etwas daneben auf. Etwas was unter dem ganzen Staub versteckt war.

Langsam bückte ich mich nach unten und wischte die Asche weg. Zum vorschein kam ein Dickes Leder Buch. Bevor Megan es mir hysterisch aus der Hand riss, konnte ich etwas lesen. "Lykantrop"

Es war ein Buch über Lykantropen. Werwölfe. Ein Buch über meine Art. Ich hatte schon viele Bücher gesehen, doch dies war mir neu.

Ich musste es in die Finger bekommen. Ich musste darin lesen. Es hatte vielleicht Antworten. Antworten auf die Fragen die ich nach heute Abend hatte.
Ich glaubte nicht das der Traum nur ein Traum war. Ich glaube er war eine Errinerung. Ich glaube nicht das ein Feuer einfach so entsteht. Es möge komisch klingen, aber was wäre wenn ich das Feuer gelegt habe. Es ist nicht unmöglich, schließlich existieren Wesen wie ich. Das Buch könnte mir vielleicht Antworten bringen, aber Megan würde es mir nicht einfach so geben, was sich auch mit ihrer nächsten Aussage bestätigte.

"Das Buch hat dich nix an zu gehen"

Enttäuscht stellte ich mich wieder auf. "Wovon handelt es?", fragte ich Unwissend und zeigte auf den Gegenstand in Megans Hand.

"Ihr beide solltet ins Bett gehen, schließlich müsst ihr morgen zur Schule und in den Kindergarten", wich Megan, mit einem Lächeln meiner Frage aus. Sie schaute uns beide streng an. Und ich sage euch der Blick lies keine Wiederworte zu.

Mit einem "Ja" begab ich mich in mein Zimmer.

Der Wolf des NordensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt