Kapitel 22

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Es war mir zu viel, einfach alles. Vor kurzem war ich noch ein verstoßener Wolf ohne Familie. Und jetzt? Jetzt hatte ich auf einmal einen Bruder. Zu allem Überfluss bin ich eine lebende Legende und die Alpha eines der stärksten Rudel auf der ganzen Welt. Mein Leben hatte sich in innerhalb weniger Wochen um 180° gedreht. 

Was sollte ich jetzt tun? Sollte ich vor meiner Bestimmun einfach weglaufen? Und ja es war meine Bestimmung, dass hatte ich bereits eingesehen. Also sollte ich einfach verschwinden und meinen Bruder zurück lassen? Sollte ich ihn alleine zu seinem oder besser gesagt zurückkehren lassen und sollte ich ihm zum Alpha werden lassen, auch wenn er dafür nie bestimmt war. 

Oder sollte ich mit meinem Bruder mitgehen. Sollte ich seine Adoptivvater herausfordern und um die Rudelführung kämpfen? Ich wusste nicht einmal wie so etwas ging und trotzdem wurde es jetzt nun von mir erwartet. Zumindest glaubte ich es würde von mir erwartet werden. Also sollte ich der Erwartung der anderen und meiner Bestimmung gerecht werden? 

Wo sollte ich hin, wenn ich abhauen würde? Was sollte aus meinem Leben werden, wenn ich verschwinden würde? Was würde passieren, wenn ich einen Alpha herausfordern würde? Wie würde mein Leben dann weiter verlaufen? Würde ich überhaupt noch Leben? Schließlich habe ich nie Kampftraining genommen. 

In meine Gedanken vertieft starrte ich auf den kleinen See vor mir. Ich weiß nicht wie weit ich in den Wald hinein gerannt war, aber ich hoffte weit genug um meine Ruhe zu haben. Doch diese Hoffnung wurde zerstört als ich Ivans Stimme nach mir rufen hörte und sich wenige Minuten jemand neben mich setzte. 

"Was willst du?", fragte ich harsch. Wir waren keine Freunde. Zu mindestens nicht mehr. Ich hatte ihn und alle Anderen angelogen. Es wäre ein Wunder, wenn sie noch mit mir befreundet sein wöllten. "Wir haben uns sorgen um dich gemacht, als du weggerannt bist", erklärte mir Ivan. 

"Habe ich euch sorgen gemacht oder habt ihr euch darum gesorgt, dass eure rechtmäßige Alpha verschwindet?"

Ivan seufzte und aus meinem Augenwinkel sah ich, wie er seinen Kopf leicht schüttelt. "Oli-Liv" Oli? So nannte mich keiner. Keiner außer mein Bruder, aus meinen Erinnerungsfetzen. Da kam es mir in den Sinn. Ivan musste als ich noch in meinem Rudel lebte auch dort gewesen sein. War er damals mit meinem Bruder schon befreundet? Waren wir vielleicht befreundet?

"Du wirst es nicht mehr wissen, aber wir waren vor deinem verschwinden beste Freunde und genau so wie damals, mache ich mir auch heute noch Sorgen um dich."

Wir waren wirklich Freund, nicht nur das, wir waren sogar beste Freunde und ich hatte alles vergessen. Aufgrund dieser Erkenntnis traten Tränen in meine Augen. Ich drehte meinen Kopf zu Ivan und sah ihn nur noch verschwommen und auf einmal zog er mich in eine Umarmung. In seinen Armen begann ich mich langsam zu beruhigen. 

"Komm mit uns nach Hause. Wir haben dich nach Jahren wieder und wollen dich nicht schon wieder verlieren", sagte Ivan und strich mir behutsam über den Rücken. Ich entzog mich seiner Umarmung uns sah ihn direkt in die Augen. 

"Ich kann nicht. Ich kann nicht mit euch mit und Alpha werden. Ich kann nicht um die Macht kämpfen und ich kann auch kein Rudel anführen. Was ist wenn ich sofort von Elians Steifeltern umgebracht werde, wenn sie erfahren wer ich bin. Schließlich haben sie mich verschwinden lassen um an die Macht zu kommen. Da werden die beiden nicht einfach so ihre Kronen ablegen."

"Komm trotzdem mit uns mit. Wir werden uns eine Ausrede einfallen lassen woher du kommst. Keiner muss für den Anfang wissen, wer du wirklich bist. Wir bereiten dich auf deine Aufgabe vor und wenn du dich bereit fühlst wirst du um die Führung des Rudels kämpfen und du wirst gewinnen."

Konnte das wirklich funktionieren? Konnte ich wirklich mit meinem Bruder nach Hause zurückkehren ohne die Angst zu haben, umgebracht zu werden? Ich konnte es nicht wissen ohne es ausprobiert zu haben. Ich habe mich lang genug versteckt. 

"Okey", sagte ich und sprang von dem Baumstamm auf welchem wir saßen. "Okey?", fragte Ivan verwirrt. "Wir machen es so. Ich werde mit euch nach Hause zurückkehren", meinte ich entschlossen. Ivan sprang auch von dem Baum herunter und gemeinsam liefen wir zurück zum Rudelhaus. 

[...]

"Oh mein Gott, Liv. Geht es dir gut?", Elian kam direkt auf mich zugestürmt und umarmte mich. "Ich hab mir solche Sorgen gemacht. Es tut mir so leid, falls wir dich mit alle dem überrumpelt haben sollten"

"Schon gut. Ich werde mit euch nach Hause fahren. Allerdings nicht als deine Schwester. Ich bin noch nicht bereit zu kämpfen.", sagte ich und auf den fragenden Blick hin erklärte ich über was Ivan und ich gesprochen hatten. 

"Ich akzeptiere deine Entscheidung und wir werden gleich hier anfangen mit deinem Kampftraining, schließlich haben wir noch einen Monat, welchen wir hier absitzen müssen. Dazu kenn ich die perfekte Trainerin für dich" Elian akzeptierte meine Entscheidung und dies machte mich unglaublich glücklich. Ich freute mich sogar darauf trainiert zu werden. 


Der Wolf des NordensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt