Der Wolf des Nordens

Kapitel 33

Seit 7 Tagen sitzen wir drei nun schon hier unten. Naja, mittlerweile sind wir nur noch zu Zweit. Ivan wurde gestern aus unserer Zelle heraus geholt und seit dem haben wir nix mehr von ihm gehört. Genauso wenig haben wir auch etwas von den anderen gehört. Es fühlt sich ein wenig so an als hätten sie uns vergessen. Natürlich glaub ich das nicht. Sie werden bestimmt gerade dabei sein einen Plan auszuhecken.

"Ich bringe diesen Mistkerl um", flucht Caroline schon wieder. In den letzten Stunden hat sie nix anderes getan. Mich hatte sie auch schon beschimpft, dass es mich ja gar nicht interessieren würde, was mit Ivan passiert ist, da ich nur ruhig hier rumsitze. Doch die ganze Zeit rumzuschreien bringt uns auch nix. Um ehrlich zu sein geht mir Caroline langsam tierisch auf die Nerven.

Nicht nur dir geht sie auf die Nerven, meldet sich Lune.

Seit dem ich mich wieder öfter in einen Wolf verwandeln kann, meldet auch sie sich häufiger. Trotzdem höre ich kaum was von ihr. Eigentlich nur, wenn ich so wirklich wütend oder frustriert bin.

"Ich reiße ihm den Kopf ab und steck ihn in seinen verfickten Arsch", brüllt Caroline weiter rum.

Sag der Frau, dass sie ihre verdammte Klappe halten soll, faucht Lune mich an.

"Halt jetzt die Klappe. Es hilft hier keinem, wenn du nur rumschreist", knurre ich wütend.

Winzelnt zieht Caroline ihren Kopf ein. Da geht mit Einmal die Tür auf. Phoebe tritt hektisch ein.

"Los kommt raus", sagt diese und winkt uns zu sich. Wir beide können erstmal nicht realisieren, dass Phoebe mit Einmal vor uns steht. Wir starren sie einige Zeit an, ehe wir ihr um den Hals fallen.

"Zeit zum freuen ist später, wir müssen jetzt raus hier", lacht diese. Wir lösen uns von ihr und ein besorgter Ausdruck macht sich auf ihrem Gesicht breit. "Wo ist Ivan", fragt Phoebe besorgt.

"Erklären wir dir gleich", antwortet Caroline, bevor sie aus der Tür verschwindet.

Wir beide rennen ihr hinter her. Oben erwartet uns ein unerwartetes Bild. Die Wölfe, die normalerweise im Rudelhaus unterwegs sind, liegen alle ohnmächtig auf dem Boden. "Ich hatte ein wenig Hilfe", keucht Phoebe. Sie kommt uns beiden kaum hinter her.

Wir rennen hinaus auf die Straße. Die Sonne strahlt uns sofort ins Gesicht und Caroline und ich brauchen einen kurzes Moment um hier draußen etwas sehen zu können. Sobald wir wieder etwas sehen, entdecken wir Valerie hinter eine Hausecke, die uns zu sich winkt.

Jetzt rennen wir zu viert durch die statt. Wo genau uns Valerie hinführt weiß ich nicht, aber ich vertraue ihr.

Wir bleiben vor einem großen Haus stehen und ehe wir klingeln können, wird die Tür auch schon geöffnet. Von niemand geringeren als von Astosia. Sie sieht genauso aus wie in meiner Erinnerung. Nur ihre Augen strahlen eine viel größere Kälte aus.

Ehe sie etwas sagen kann, betreten wir ihr Haus. "Was macht ihr-" "Wo ist Phoebe?", fragt Caroline panisch. Ich drehe mich um und kann sie nicht entdecken. Haben wir sie etwa auf dem Weg verloren? Wurde sie am Ende sogar geschnappt? Wir hätten besser auf sie aufpassen müssen. Wieso sind wir auch so schnell gerannt, wir wussten doch, dass sie nicht hinterher kommt.

"Wir müssen sie suchen!" Ich will aus dem Haus hinaus rennen, doch werde von Valerie aufgehalten. "Dafür ist keine Zeit. Ich kenne Phoebe nicht lange, aber ich weiß sie wird es alleine schaffen"

Entgeistert schaue ich Valerie an. Ist sie sich sicher, dass wir von der gleichen Phoebe reden?

"Immer noch, was macht ihr hier?", fragt Astosia. Ihre Stimme ist nicht laut oder wütend und doch sind wir sofort auf sie fokussiert.

"Wir müssen uns bei dir verstecken. Wir hatten keine Chance Olivia über unseren Plan zu unterrichten. Deswegen mussten wir sie erstmal dort raus holen.", erklärt Valerie.

"Ihr könnt hier nicht bleiben, wenn der Alpha das heraus findet-" "Werden wir dich beschützen. Du hast mich vor 10 Jahren schon einmal gerettet. Jetzt bitte helfe mir ein letztes Mal und ich verspreche dir, du wirst bis zum Ende meines Lebens unter meinem Schutz stehen", schneide ich Astosia ins Wort. Und ich meine jedes Wort was ich gerade sagte ernst. Astosia hat mein Leben beschützt und wenn die ganze Sache vorbei ist, bin ich dran Ihres zu beschützen.

"Na gut, setzt euch ins Wohnzimmer"

Wir drei setzen uns Wohnzimmer.

"Ich will alles wissen. Wie habt ihr uns daraus geholt. Von was für einem Plan hast du gesprochen. Und was ist mit meinem Bruder?", frage ich Valerie.

"Die Jungwölfe haben die Leute aus dem Rudelhaus ausgeschalten und so konnte Phoebe einen Schlüssel ergattern und zu euch gelangen. Die Jungwölfe verstecken  sich jetzt im Wald. Dein Bruder ist bei ihnen. Was den Plan angeht. Eigentlich war geplant, dass wir dich dort rausholen und du dann den Alpha herausforderst. Nur hat der Alpha keinen von uns zu dir gelassen, deswegen konnten wir dir den Plan nicht erklären und mussten in ein wenig umfunktionieren.", erklärt Valerie und wir hören ihr interessiert zu.

Alle Jungwölfe haben ihren Platz im Rudel gefährdet um mich zu retten?

"Wie soll es jetzt weiter gehen?", stellt Caroline eine ziemlich berechtigte Frage.

"Der Plan war, dass sich Olivia ein paar Tage vorbereitet, wir dann die Jungwölfe aus dem Wald holen und sie dann den Alpha herausforderst. Nur ist Phoebe jetzt in Gefahr und Ivan offenbar auch. Wo ist der überhaupt?"

"Sie befragen Ivan seit gestern durchgehend über Olivia und was sie vor hat. Jetzt wo sie weg ist werden sie Ivan und auch Phoebe als Druckmittel nutzen um Olivia aus ihrem Versteck zu locken", erklärt Astosia, welche im Türrahmen steht und uns mit ihrer plötzlichen Anwesenheit erschreckt hat.

"Dann sollten wir zu den anderen aufbrechen und uns so schnell wie möglich daran machen die Beiden zu retten", entscheidet Caroline.

Wir beide sind mit ihrer Entscheidung einverstanden und verlassen somit Astosias Haus. Natürlich haben wir uns noch bei ihr bedankt. Jetzt sind wir auf dem Weg zu den anderen Wölfen in den Wald.