Epilog

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*etwa 1 Jahr später*

Die Sonne scheint durch die Bäume durch und bringt den Schnee zum glänzen. Mit jedem meiner Schritte entsteht ein knirschen unter meinen Füßen. Mein langer Umhang lässt eine Spur hinter sich. Wir haben Januar. Den kältesten Monat im Jahr. Die meisten des Rudels gönnen sich eine Auszeit. Sie sitzen mit ihren Familien in ihren warmen Stuben und genießen die Ruhe des Winters. Eigentlich sollte ich das auch tun. Ich sollte mit meinem Bruder und Caroline, welche mittlerweile wie eine Schwester für mich ist, am warmen Kamin sitzen und Kakao trinken. Doch eine Alpha hat nie Pause. Auch nicht wenn alle anderen ihren Winterschlaf halten. 

Ich bin auf dem Weg zu Ivans Grab. Phoebe wollte ihn an seinem Lieblingsplatz begraben, was wirklich tief im Wald ist. Wir haben für ihn eine kleine Beerdigung abgehalten. An Neumond. Damit hat er den einfachsten Weg um zur Mondgöttin zu gelangen. Wir alle haben eine Weile gebraucht um über den Verlust hinweg zu kommen. Manche trauern sogar jetzt noch...

"Phoebe", spreche ich das einst so fröhliche Mädchen an, welches wie ein Wrack vor dem Grab ihres Mates sitzt. Auch sie trägt einen Umhang. Nur ist ihrer nicht rot, so wie meiner, sondern schwarz. Die Farbe der Trauer. Ausdruckslos schaut sie zu mir. Weinen tut sie schon lange nicht mehr. Doch ihr Gesicht spiegelt genau die Leere wieder, die Ivan in ihrem Herzen hinterlassen hat. Jeden Tag sitzt sie vor dem Grab. Was genau sie hier macht wissen wir nicht. Vielleicht redet sie mit ihm oder sitzt einfach nur da und genießt die Anwesenheit seines Geistes. Was auch immer sie tut, wir wollen sie nicht dabei stören. 

"Mary kommt bald an", erkläre ich Phoebe. Ich bin mir nicht einmal sicher ob Phoebe überhaupt noch weiß, dass Mary zu uns kommen will.  Schon seit etwa einem halben Jahr ist geplant, dass sie zu uns ziehen wird. Da ist Mary nämlich 18 geworden und hat entschieden sich hier bei uns weiter von Astoria ausbilden zu lassen. Außerdem wird ihre Anwesenheit Phoebe helfen, zumindest hoffen wir das.

Phoebe erhebt sich und gemeinsam begeben wir uns auf den Weg zurück ins Dorf. Momentan leben weniger Wölfe wie vor einem Jahr hier. Viele sind losgezogen um die Welt zu entdecken und sich auf die Suche nach ihren Mates zu machen. Allerdings müssten diese auch bald wieder zurück kommen. Denn die Regel ist, dass man nicht länger als ein Jahr am Stück vom Rudel fern bleiben darf. Sonst würde es vermutlich irgendwann kein Rudel mehr geben. Natürlich darf man das Rudel auch für immer verlassen. Nur hat das bisher keiner gewollt. Alle sind mittlerweile glücklich. 

"Valerie", rufe ich, als wir am Trainingsplatz vorbei kommen. Valerie trainiert dort gerade mit ein paar Jungwölfen. Da sie bald ihre Kriegerausbildung abgeschlossen hat, habe ich sie beauftragt ein paar Trainingseinheiten bei den Jungrekruten durchzuführen. Normalerweise werden die Jungwölfe von Caroline und Jannik trainiert. Nur ist Caroline momentan nicht da und Jannik hat sich frei genommen.  

Valerie kommt in ihrer Kriegerausrüstung und ihrem Schwert auf uns zu gerannt. "Hey Mädels", begrüßt sie uns fröhlich. Wir begrüßen sie mit einem "Hey" zurück und setzen unseren Weg fort. "Mary kommt gleich an oder?", fragt Valerie. 

"Ja. Sie, Caroline und Elian müssten bald ankommen", beantworte ich ihre Frage. Caroline und Elian sind schon vor einer Woche nach Rosevill gefahren. Sie sollen dort nicht nur Mary abholen, sondern Verträge mit dem Rudel dort aushandeln. Schließlich wurde der letzte Allianz gegründet, als noch Kane das Rudel geleitet hat. 

Gerne wäre ich selber mitgefahren. Nur gibt es momentan hier noch zu viel zu regeln, als das ich weg könnte. Seit über 7 Monaten werden wir immer wieder von Rouges, die sich in kleinen Gruppen zusammentuen angegriffen. Mein Gefühl sagt mir, dass Erika irgendetwas damit zu tun. Vermutlich hätte ich sie nicht laufen lassen sollen. Sie ist auf Rache aus und wird nicht aufgeben ehe sie diese bekommen hat oder tot ist. 

Mittlerweile haben wir das Rudelhaus erreicht. Zusammen mit Caroline, Phoebe und Elian wohne ich hier. Phoebe wurde zwar von Ivans Eltern angeboten bei ihnen zu wohnen, aber Phoebe hätte es in seinem Zimmer nicht ausgehalten. Ich kann sie verstehen. Ihr wurde quasi ein Teil ihrer Seele und ihres Herzens geraubt. 

Gerade kommt ein Auto angefahren. Es ist das von Elian. Kaum ist es zum halt gekommen, wird die hinter Tür aufgerissen und Mary kommt auf uns zu gerannt. Freudig nimmt sie Phoebe und mich in ihre Arme. Sogar auf Phoebes Gesicht bildet sich ein lachen. "Ich freu mich endlich hier sein zu können", sagt Mary. Wir haben ein paar mal im letzten Jahr telefoniert, aber sonst hatten wir kaum Kontakt. Deswegen freut es mich so, dass wir uns trotzdem noch so wichtig sind.

"Mary das ist Valerie. Valerie das ist Mary.", stelle ich die beiden einander vor. Valerie umarmt Mary kurz zur Begrüßung. Auch Elian und Caroline haben sich mittlerweile zu uns gesellt. "Wir müssen uns später unterhalten", flüstert mir Caroline zu. "Was ist los? Ist etwas schief gelaufen beim Verhandeln über die Allianz?", frage ich panisch. 

Das kann doch nicht sein. Das Rudel war so friedlich. Sie waren freundlich und zuvorkommend. Ich kann nicht glauben, dass sie eine Allianz nicht zugestimmt haben. 

"Nein, dabei ist alles gut gelaufen. Es ist etwas anderes", erklärt Caroline. Als ob mich das beruhigen würde. Es kann nichts Gutes sein. 

"Wir sollten langsam mal ins Haus gehen", sagt mein Bruder. Auch er schaut mich mit diesem besorgten Blick an. 

Wir befolgen Elians Rat und betreten das Haus. Im Foyer Wartet Astoria schon auf uns. Ich habe sie gebeten bei der Ankunft von Mary da zu sein, damit die beiden sich schonmal kennenlernen. Ich stelle auch sie einander vor und danach zeigen Valerie und Phoebe, Mary ihr Zimmer. 

"Wir drei gehen in mein Büro", bestimme ich. Somit begeben Elian, Caroline und ich uns in mein Büro, welches sich im Erdgeschoss des Rudelhauses befindet. Es ist ein großer, aber gemütlicher Raum mit einem Schreibtisch und Sitzecke. Es sieht ein wenig unordentlich aus, aber ich komme damit klar. Würde ich alles aufräumen, wüsste ich vermutlich nicht mehr wo was ist. 

Ich setze mich hinter meinen Schreibtisch und Caroline und Elian davor. "Was ist in Rosevill passiert?", frage ich mit einer besorgten, aber strengen Stimme. 

"Das Rudel in Rosevill wurde von einer Gruppe Rouges angegriffen. Es gab zwar keine Toten, aber einige schwer verletzte. Wir glauben, dass dieser Angriff etwas mit dem Angriff auf uns zu tun hat", erklärt Caroline und zeigt bei mir auf sich und meinen Bruder. 

"Sie haben darum gebeten, dass wir ihnen ein paar von unseren Kriegern zukommen lassen, damit sie sich verteidigen können", erzählt Elian weiter. Vermutlich wäre es am besten ein paar Krieger zu entbehren. Vor allem, wenn wir jetzt erst eine Allianz mit ihnen geschlossen haben. 

"Wenn ihr Krieger habt, dir dort hin schicken können, dann tut dies", gebe ich die Erlaubnis. Elian, Jannik und Caroline wissen am besten wie stark unsere Truppen sind und wie und wen wir entbehren können. Elian nickt und begibt sich auf direkten Wege raus aus meinem Büro. Er wird wahrscheinlich so schnell wie möglich eine Gruppe von Kriegern zusammenstellen, die nach Rosevill reisen. 

"Wir wissen beide wer hinter den Angriffen steckt. Erika hat es nicht geschafft uns zu schwächen, also schwächt sie jetzt unsere Verbündeten. Du musst selbst nach Rosevill und dich mit dem Alpha beraten. Ihr könnt nicht darauf warten angegriffen zu werden. Ihr müsst etwas gegen diese Rouges tun"

Ende 


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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 10 ⏰

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