Kapitel 19

81 7 7
                                    

Wieso nur hatte ich ihn vergessen? Wieso habe ich nicht bemerkt, dass meine Familie die ganze Zeit vor mir war? Wie konnte ich nicht merken, dass er mein Bruder ist? 

Ich stand in einem kleinen Gang meiner Schule und beobachtete Elian und Ivan. Sollte ich meine Identität preisgeben? Würde man mir überhaupt glauben? Wollte mein Bruder mich überhaupt wieder finden oder gar meine Eltern? Wobei er ja nicht bei seinen bzw. unseren richtigen Eltern aufgewachsen ist. Das würde jedoch heißen, dass unsere Eltern tot sind. Es würde aber auch heißen, dass sie mich nie verstoßen haben, da sie es ja nicht konnten. Oder lebte auch ich schon bei den Ersatzeltern?

Fragen über Fragen, die mir im Kopf herumspuckten und die mir nur eine Person beantworten konnte.

Ich trat in den Gang, in dem Elian und Ivan standen. "Hey Jungs", rief ich und ging auf die beiden zu. Sie drehten sich zu mir um. "Schwänzt du auch?", fragte mich Ivan. Es überraschte mich eher, dass er schwänzte. Er schien immer sehr fixiert auf die Schule zu sein. "Ich habe es mit Astronomie nicht so", beantwortete ich ihm seine Frage. 

"Und wir mit Physik nicht", sagte Elian, was mich sofort zu ihm blicken ließ. Ich konnte es immer noch nicht fassen, dass er mein Bruder ist. Als ich merkte, dass ich ihn zu lange ansah, sah ich zu Ivan. 

"Habt ihr schon eine Idee was ihr jetzt macht?", fragte ich interessiert. Ich spielte immer noch mit den Gedanken alles zu erzählen was ich weiß und vielleicht würde ein wenig Zeit mit den beiden mir die Entscheidung leichter fallen lassen. 

 Die beiden sahen sich fragend an und dann mich. "Ihr könnt doch nicht einfach in der Schule bleiben, wenn ihr gerade schwänzt", erklärte ich den beiden Holköpfen. "Lasst uns in ein Café gehen", entschied ich und lief an den beiden vorbei in Richtung Ausgang. "Kommt ihr" Ich drehte mich nochmal zu den beiden um, welche sich keinen Zentimeter vom Platz bewegt hatten.   

Jetzt liefen auch sie mir hinter her und wir treten zusammen aus dem Gebäude. 

* ... * 

Wir saßen schon eine ganze Weile an dem kleinen Tisch, in der hintersten Ecke. Elian hatte die glorreiche Idee, den ganzen Tag zu schwänzen. Warum auch immer hatten ich und Ivan zugestimmt. Ich hatte bereits 2 Kakaos hinter mir und den dritten bestellte ich. Die Zeit mit den beiden hatte mich tatsächlich einen Entschluss fassen lassen. Ich wollte die Geheimnisse zwischen uns fallen lassen. Meine Methode, das Thema anzufangen, war jedoch fragwürdig.

"Was haltet ihr so vom Vollmond?", fragte ich die beiden. Perfekt um in das Thema einzusteigen-nicht. Aber jetzt musste ich dieses Gespräch weiter führen. Die Jungs sahen sich irritiert und geschockt an, ehe Elian mir eine Antwort gab. "Was sollen wir bitte davon halten?"

 Blöde Idee. Anstatt einfach anzufangen Fragen über seine Schwester zu stellen, fiel mir so ein Schwachsinn ein. 

"Naja, glaubt ihr daran, dass der Vollmond gewisse Einwirkungen, auf bestimmte Menschen hat?" Ich hätte mich im Nachhinein selber dafür schlagen können, was für einen Müll ich da eigentlich von mir gab. Ivan und Elian sahen sich jetzt  nun mit einem Blick an, der sagte: Weiß sie etwas von uns und wenn ja müssen wir sie ganz schnell vom Gegenteil überzeugen. 

"Ist was?", fragte ich natürlich ganz unwissend. "Was für Einwirkungen sollte bitte der Mond haben?", fragte Ivan. 

Genervt verdrehe ich die Augen. "Glaubt ihr an Werwölfe?" Mit der Tür ins Hausfallen haben Leute definitiv schon besser hinbekommen. "An was sollen wir glauben?" Sie sahen geschockt aus. 

"An Werwölfe" "Nein", antworteten beide direkt. Zu direkt. Natürlich gab es keine Werwölfe, es saßen ja auch nicht in dem Moment drei von denen am Tisch. "Ich dachte immer seine Freunde lügt man nicht an?", fragte ich gespielt enttäuscht. Ich hatte sie zwar auch angelogen, aber es machte Spaß die beiden auf die Folter zu spannen. 

"Wie meinst du das", fragte Elina, sichtlich nervös. "Wie kommst du drauf, dass wir dich anlügen würden?", mischte Ivan sich auch mit ein. 

"Weil ihr ganz genau wisst, was es mit den Kreaturen auf sich hat.", beantwortete ich die Fragen, auf welche wir alle jedoch schon die Antworten kannten. Schon irgendwie ironisch. "Schließlich wohnt ihr ja bei solchen", fügte ich noch hinzu. Ich wollte erst darauf anspielen, dass ich wusste wer, bzw. was in den Wäldern lebte. Wie ich schon sagte, die ganze Aktion machte mir einen riesigen Spaß. 

"Warum sollten wir bei irgendwelchen Fantasiewesen leben?", fragte Ivan, deutlich gefasster als zu vor. Ich dachte das ihnen ein Stein vom Herzen gefallen sein muss, als sie bemerkten, dass die Anspielungen nicht auf sie bezogen sind. 

"Ich weiß nicht wieso ihr bei Werwölfen wohnt oder wieso ihr hier seid, aber ich weiß, dass sie existieren" Mich wunderte es, dass noch keiner den Verdacht geschöpft hatte, dass Phoebe mir alles erzählt hatte. Was sie ja auch getan hat. Aber dann würde ich ja bestimmt wissen, was die beiden vor mir sind. 

"Woher weißt du es?", fragte Elian streng. Fragen über Fragen. 

"Das ist denke ich erstmal unwichtig. Ich muss aber sagen, dass ich gelogen habe und nicht nur einmal. Ich weiß genau warum ihr in diesem Rudel seid. Schließlich seid ihr selber Werwölfe"

"Woh-?", will Elian schon wieder fragen.   

"Auch wenn ich gerade sagte es sei unwichtige woher ich was weiß, sollt ihr es trotzdem erfahren. Zunächst werde ich euer kleines Geheimnis für mich behalten. Ich finde es zwar immer noch schade, dass ihr ein Geheimnis vor mir hattet. Ich kann es euch ja aber nicht übel nehmen, schließlich kennen wir uns noch nicht sonderlich lange. Aber das ich es von Phoebe erfahren musste, hat mir auch nicht wirklich das Herz gebrochen. Ich meine eine wirkliche Verbindung haben wir eh nicht aufgebaut und in wenigen Wochen werdet ihr sowieso nicht mehr da sein."

"Phoebe hat dir von uns erzählt?", Ivan sieht verletzt aus. Womöglich weil seine Mate sein Vertrauen gebrochen hat. 

"Ja hat sie. Ich wusste aber schon als ich euch das erste Mal gesehen habe, wer ihr seid. Das einzige neue was ich von Phoebe erfahren habe, war dass du ihr Mate bist", als ich das sagte, zeigte ich auf Ivan. 

"Ist das eine wirklich so gute Idee?", fragt Lune mich. 

Genau jetzt muss sie wieder auftauchen oder was? Gekonnt ignoriere ich meine innere Wölfin. 

"Das hat mich sehr überrascht. Aber woher weiß ich das alles? Ihr müsst wissen ich habe auch ein, mehr oder weniger, kleines Geheimnis. Mich wundert es, dass keiner von euch dahinter gekommen ist" 

Jetzt schaue ich nur noch Elian an. 

"Vor allem nicht du, BRUDER"

Der Wolf des NordensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt