31. Ärger

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Tyrians Worte hallen noch in mir nach, als ich schon durch die stickigen Gänge der Schule laufe und vermischen sich mit dem lauten Hallen, der dortigen Wände. Immer und immer wieder.

Als ich heute Morgen hier ankam, hatte ich erst einmal Ausschau nach Kuno gehalten. Immerhin brauche ich meine Schuhe zurück! Doch als ich wieder den Weg über den Parkplatz nahm, waren seine Freunde zwar da, doch er war nirgends zu sehen.

Mir blieb also nichts anderes übrig, als wieder barfuß das Schulgebäude zu betreten. Es ist nur zu hoffen, dass dies in dem Trubel, welcher hier herrscht, keiner bemerkt.

Die laut polternden Schritte der anderen erzeugen eine Vibration in den langen Fluren, welche über meine nackten Fußsohlen auf mich übergeht.

Ein leichter Schwindel überkommt mich. Mir fehlt eindeutig die frische Erde und das saftige Grün zwischen meinen Zehen, während meine Gedanken wieder zu dem Traum letzte Nacht zurückschweifen.

Was hat Tyrian damit gemeint, ich sollte immer darauf achten, dass mich niemand verfolgt? Wieso ist er überhaupt so besorgt und weshalb soll ich nicht auf das Konzert? Okay, letztere Antwort kann ich mir schon denken, doch ich will es wenigstens versuchen!

Diese Gedanken kreisen seitdem ich wach bin, schon in Dauerschleife in meinem Kopf.

„Verdammt, was mach' ich bloß?" Frustriert hole ich meinen Ordner aus dem Spind, ehe ich ihn etwas zu laut zu fallen lasse.

„Meinst du wegen unseres Referats?" Erschrocken drehe ich mich um und sehe direkt in das Gesicht von Nic, welcher sich lässig an einen der Spinde anlehnt.

Hatte ich das eben etwa laut gesagt?

„Äh... ja genau!" Stammele ich.

„Ernsthaft? Darüber brauchst du dir doch jetzt noch keine Gedanken zu machen, wir haben schließlich noch die ganzen Ferien über Zeit dafür!"

„Ja, du hast recht!" Antworte ich, während wir zu unserem nächsten Unterricht laufen. Ich fühle mich noch schlechter, weil ich Nic wegen der Sache mit meinem Traum nicht die Wahrheit sagen kann. Das Ganze ist einfach alles so verrückt.

Das Dröhnen in meinem Kopf nimmt immer weiter zu, während ich versuche dem Unterricht zu folgen und die Minuten wie Stunden vergehen, in denen ich fast nur damit beschäftigt bin, mir Gedanken über all das zu machen, was Tyrian gesagt hat.

Jetzt würde auch alles Sinn ergeben. Meine Empfindlichkeit gegenüber chemische Produkten. Meine Ernährung. Weshalb ich keine verarbeiteten Lebensmittel zu mir nehmen kann...

Zwar weiß ich nicht genau, was - mir fällt es schwer, das Wort überhaupt zu denken - Feen so normalerweise essen, doch ich kann mir vorstellen, dass es da einen Zusammenhang geben muss.

„Anella, könnten Sie sich bitte konzentrieren!", begegnet mir die scharfe Stimme von Herrn Lech. Erschrocken blicke ich auf und merke, dass mich der ganze Raum abwartend ansieht.. „Äh... entschuldigen sie! Was ist?"

Natürlich habe ich nichts von dem mitbekommen, was er kurz zuvor gesagt hatte. Das ist nicht das erste Mal in den letzten Tagen...

Als nach dieser unangenehmen Situation endlich der Unterricht wechselt, bin ich so erleichtert, dass ich so schnell wie möglich meine Sachen zusammen packe und verschwinden will, doch die abermals strenge Stimme meines Lehrers hält mich davon zurück.

„Anella, was sehe ich da? Sie tragen ja schon wieder keine Schuhe!" Ich verharre in meiner Position, ehe ich mich ertappt zu ihm umdrehe.

„Ich habe sie verloren! Tut mir leid, das wird nicht wieder vorkommen! Ich werde mich darum kümmern, sie wiederzubekommen!"

Tanz der Dämmerung - Zwischen den Welten ~Band 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt