53. Schwindende Nächte

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Ich summe eine leise Melodie vor mich hin und genieße bewusst die Streicheleinheiten von Tyrians Wind auf meiner Haut.

Er malt immer wieder kleine Kreise und Muster auf meine Arme, während ich langsam und sanft in den Schlaf gleite, bis das Gefühl der Berührung immer schwächer wird und ich schließlich von silbrig, goldenem Licht geblendet werde.

Ich öffne meine Lider und blicke geradeaus in zwei grüne Augen, welche sich direkt über mir befinden.

Mit seinem Arm hat er sich seitlich von mir abgestützt, sodass er mich besser betrachten kann und seine Lippen ziert ein zufriedenes Lächeln.

„Guten morgen schöne Fee", sagt er in seiner samtweichen Melodie, welche mich an das leise Rascheln sanfter Blätter erinnert und schlagartig meinen Herzschlag für sich vereinnahmt, sowie aufgeregt in meiner Brust poltern lässt. Ich hoffe, dass er es hier nicht hören kann.

„Morgen...? Ist es nicht eigentlich mitten in der Nacht?", frage ich verwirrt und registriere die Sonne, welche sich direkt über Tyrians Kopf befindet und somit wie ein Heiligenschein hinter ihm hervorlugt.

Damit wirkt er erst recht wie ein Engel. Ein verdammt heißer und schöner, mit diesem himmlisch süßen Lächeln.

„Naja, wie man's sieht. Hier in dieser Ebene ist es gerade Mittags."

„Dann passt guten Morgen hier also ebenso wenig!", bedenke ich amüsiert.

„Hmm... Also dann lieber einen guten Tag...?" Er runzelt kurz nachdenklich die Stirn. „Das klingt aber nicht so gut!"

Erklärt er mir grinsend und ich muss lachen.

„Haha, da hast du recht! Außerdem haben wir, wenn es erst morgens ist auch noch den ganzen Tag vor uns!"

„Das gefällt mir! Dann lass es uns einfach immer morgens sein!"

Frohlockt er mit seinem unwiderstehlich schelmischen Lächeln, sodass ich nicht anders kann, als mich wieder grinsend mit meinen Augen an diesem zu verfangen.

„Immer morgens... das klingt gut! Andererseits würden wir dann nie wieder die Glühwürmchen und Sterne leuchten sehen."

Er lächelt mich schief an und steift mir eine Haarsträhne von den Lippen, welche sich wohl durch den Schlaf darauf gestohlen hat.

Sein Blick bekommt kurz einen etwas anderen Ausdruck, als er mit seinen Augen diese betrachtet und für einen Moment beschleicht mich ein merkwürdiges Gefühl. 

Ob Tyrian mich küssen würde? Hier in diesem Traum? 

Doch anstatt dies zu tun, wandert nur sein Finger über diese und seine Augen huschen schnell wieder hinauf zu meinen, in welchen er sich dieses Mal verfängt.

„Du hast heute geleuchtet, Anella und das nicht nur körperlich!" Seine Stimme ist plötzlich einige Oktaven rauer geworden und ein kribbelnder Schauder flattert bei ihrem Klang durch meine Venen.

„Das mit dem Wind war echt kräftig! Du lernst ziemlich schnell." Er lächelt, doch dann bekommt sein Blick eine andere Note, als einige Gedanken durch seinen Kopf huschen, die ihn innerlich anspannen lassen und welche ich natürlich nicht hören kann, solange er sie mir nicht erzählt.

„Was ist?" Ich beiße mir auf die Lippe und versuche zu überlegen, was er damit meinen könnte, dass ich nicht nur körperlich geleuchtet habe.

„Das liegt an der Sonnenwende! Die Ebenen werden immer durchlässiger".

Erklärt er und seine Stimme klingt im Gegensatz zu eben plötzlich viel ernster.

„Unsere Kräfte potenzieren sich. Es ist wichtig, dass wir vorsichtig sind!" Als er weiter spricht, sieht er so aus, als würden ihm die folgenden Worte ziemlich schwerfallen.

Tanz der Dämmerung - Zwischen den Welten ~Band 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt