5. Eingeschlossen

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Wenn es drei Dinge gibt, die ich hasse, dann sind das die Schule, Herrn Lech als mein Lehrer und... Sozialkunde...

„Also, was würde der Bürgermeister in solch einem Fall tun? Kuno, ich bitte sie nicht zu antworten, da sie ja aufgrund der Stellung ihres Vaters, bestens darüber im Bilde sind!"

Als sein Name fällt, huschen automatisch eine Vielzahl an Gesichtern zu ihm. Jeder hier weiß sofort etwas mit seinem Namen anzufangen, auch wenn er eigentlich schon eine Stufe höher geht als die aus meinem Jahrgang.

Seit neuem werden nämlich einige Kurse hier auf der Schule gemischt, sodass mehrere Stufen zusammenkommen. Nur die, welche kurz vor ihrem Abschluss stehen, haben ein spezielles Extraprogramm.

Die Familie Millard weiß dafür zu sorgen, nicht unbekannt, oder unbeliebt zu bleiben. Na ja, zumindest die meisten von ihnen. Kuno scheint das etwas anders zu sehen. 

Besagter sieht nur kurz gelangweilt zu Herrn Lech, ohne ihm zu antworten oder zu nicken. Er macht den Eindruck, als scheine ihm das alles ziemlich egal zu sein.

Jeder weiß genau, dass solch ein Verhalten meistens der Grund ist, weshalb unser Lehrer wieder einen seiner typischen Wutanfälle bekommt und mit irgendwelchen verbalen Backpfeifen um sich wirft.

Entgegen meiner Vermutung sagt Herr Lech daraufhin allerdings nichts. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass es sich um einen der Millard-Familie handelt, oder, dass er einen, für ihn guten Tag hat.

„Hey, es gibt auch BürgermeisterInnen, um sie daran zu erinnern!" Herr Lech dreht sich genervt zu Franziska.

„Selbstverständlich gibt es die, aber das tut jetzt nichts zur Sache. Antworten sie auf meine Frage, oder sagen sie nichts!"

Okay, an seinem guten Tag kann es jedenfalls schon mal nicht liegen.

Als es endlich zur Frühstückspause klingelt, bin ich so müde, dass ich mich schon fühle wie ein schlafwandelnder Grashalm im Wind.

„Aah endlich Pause, ich hab soo'n Hunger!" Viviens Stöhnen neben mir erinnert mich irgendwie an den Moment, wenn man gerade nach einer zehnstündigen Autofahrt aus der Tür steigt, um erleichtert seine Glieder auszustrecken.

Dieses Gefühl kann ich zu hundert Prozent unterschreiben! Oder na ja... vielleicht reichen dafür zehn Stunden noch nicht einmal...

Meine Lunge fühlt sich eng und trocken an. Ich muss dingend hier raus!!!

„Ja endlich!" Antworte ich schwach und beeile mich, zusammen mit ihr aus diesem Lärmpegel zu kommen, welcher vor allem durch die Wände entsteht, welche jedes noch so kleine Geräusch verstärkt widerhallen lassen, wie in einem einzigen Tornado.

Die Gänge, das Treppenhaus, der Eingang, alles ist voller Menschen und es dauert seine Zeit, bis wir den Weg, mit Zwischenstopp beim Spind, durch sie hindurch gefunden haben.

Als mir endlich frische Luft entgegenströmt, atme ich sehnsüchtig ein und ziehe meine Schuhe aus.

Ich kann regelrecht hören, wie auch meine Füße erleichtert aufatmen, als sie die Erde unter sich spüren und augenblicklich ihre Fühler ausstrecken. 

Doch ich merke auch das tiefe Verlangen, schnell über eine Wiese, oder lieber noch Waldboden zu laufen, anstatt über diese heißen Pflastersteine.

„Bis gleich im Pausenhof! Ich gehe noch schnell zum Bäcker", ruft Vivien, als wir schon in erstere Richtung laufen. „Gut, bis gleich".

Simo und Nick sitzen wie immer schon an unserem Platz auf der Wiese. Meine Beine fühlen sich extrem schwer an, als sie über das kurze Gras laufen. Die Erde darunter ist hart und trocken. Es hat lange nicht mehr geregnet.

Tanz der Dämmerung - Zwischen den Welten ~Band 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt