27. Feengesang

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Seine Finger umfassen meine nicht fest, doch fest genug, sodass ich sie, wenn ich sie wegziehen will, nicht bewegen kann. Die Stelle, an der sich unsere Haut berührt, kribbelt, wie als würde ich meine Hand in einen Ameisenhaufen halten, nur ohne das Brennen.

Zumindest nicht auf diese unangenehme Art und Weise, sondern eher gegenteilig. Die Wärme seiner Hand dringt in meine und verursacht ein berauschendes Gefühl. Wieso reagiert mein Körper nur immer so verstörend?

Ich wage einen Blick nach oben und bereue es augenblicklich, denn, das was mich dort erwartet sind zwei tiefe leuchtende Kristallkugeln, welche mich schlagartig in ihren Bann nehmen. Das war definitiv keine gute Idee.

Der Augenblick ist viel zu intensiv, viel zu eingehend. Ich versuche mich zu beruhigen, indem ich meinen Atem nicht vergesse und ermahne meinen Verstand zu gebrauchen, was in diesem Moment alles andere als einfach ist, da er sich in seinen Augen verirrt zu haben scheint.

Warte! Hand! Andere Hand meine ich! Nicht diese, mit welcher er mich gerade festhält! Ich muss seine zweite Hand auch versorgen und das geht nicht, wenn ich in diesen zwei Bergeseen schwimme, welche mich regelrecht einnehmen.

Mit aller Kraft, die ich zusammen bekomme, wende ich meine Augen von seinen weg. Da ich nicht mehr dazu imstande bin ihm zu sagen, dass er mir seine andere Hand geben soll, geschweige denn überhaupt einen Ton über die Lippen zu bekommen, versuche ich meine Hand aus seiner zu lösen, um nach seiner anderen zu greifen, doch er hält sie immer noch fest.

Also nehme ich stattdessen einfach meine freie und berühre mit ihr vorsichtig sein anderes Handgelenk, um ihm anzudeuten, diese Hand ebenfalls zu bewegen.

Er zögert wieder kurz, löst sie dann aber ebenfalls langsam aus seiner Tasche, woraufhin ich meine schnell zurückziehe, damit er nicht auch noch nach dieser fasst.

Diesmal dreht er sie mit der Verletzung gleich nach oben, sodass mir ein leises Nachluftschnappen entweicht. Die Stellen seiner Knöchel sind offen und blutverschmiert. Der Schmerz durchzuckt mich, besonders als ich sehe, wie frisch einige dieser Stellen wieder aufgerieben sind.

Es ist nur ein paar Augenblicke her. Ein Schaudern befällt mich. Ich versuche abermals meine Hand aus seiner zu lösen, um seine Wunden weiter zu versorgen und diesmal lässt er sie los, nachdem er ganz leicht, kaum merklich mit seinem Daumen über meinen Handrücken gestreichelt hat.

Ich bin mir nicht sicher, ob das eine automatische Bewegung war, weil er seine Hand von meiner gelöst hat, doch der Druck seines Daumens hatte sich kurz um ein winziges Bisschen verstärkt, sodass sich jetzt ein aufbrausendes Kribbeln auf meiner Haut ausbreitet und beginnt wie verrückt zu brennen

In mir flattert etwas unkontrolliert und scheint nicht mehr ganz zu wissen, wo oben und unten ist. Mein Herz pocht flatterhaft und es fällt mir schwer mich zu konzentrieren, wenn ich weiß, dass er mich im selben Moment, mit seinen wachsamen Augen inspiziert.

Ich berühre mit meinen Fingerspitzen wieder seine Hand, allerdings achte ich dieses Mal darauf, nicht zu weit in die Innenfläche seiner Hand zu kommen, sodass er meine wieder festhalten könnte.

Vorsichtig benetze ich seine Wunden mit den Tropfen. Sofort spüre ich ihre Energie von den Stellen aus, wo ich sie berühre, durch meine Adern strömen. Sie tragen das Mondlicht, die Heilkraft der Kräuter und Lebendigkeit in sich.

Es geht eine Wärme von ihnen aus und ein beruhigendes Gefühl. Meine Fingerspitzen bewegen sich wie von alleine über seine Knöchel und ich fühle ein summendes Rauschen, was mir verrät, dass die Essenz beginnt zu wirken.

In ein paar Tagen, werden die Wunden verheilt sein! Vorausgesetzt, Kuno macht sie nicht wieder auf! Ich schlucke bei diesem Gedanken.

Wieder ertappe ich mich dabei hinauf in sein Gesicht sehen zu wollen, um zu erfahren, was in ihm vorgeht, doch ich verbiete es mir. Das wäre einfach zu riskant.

Tanz der Dämmerung - Zwischen den Welten ~Band 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt