20. Tanz mit dem Wind und leckende Leere

145 25 371
                                    

Es ist wunderschön hier zu liegen und den Wind sachte über die Haut streichen zu fühlen. Die Zeit vergeht, ohne dass ich es schaffe, auch nur kurz einzuschlafen. Meine Sinne sind dafür einfach viel zu wachsam und ich weiß noch nicht einmal wieso.

Eigentlich müssten sie doch durch den fehlenden Schlaf vollkommen übermüdet sein. Vielleicht ist ja genau das der Grund? Mein Körper hat wahrscheinlich viel zu viel Adrenalin ausgeschüttet, damit ich überhaupt noch wach bleibe.

In meinem Bauch zuckt es, wie bei einem Wassertropfen, welcher in einen See fällt und seichte Wellen verursacht.

Nur dass von Minute zu Minute die Tropfen größer werden, bis sie sich schließlich zu einem kleinen Wasserfall entwickelt haben, welcher auf mich einprasselt und ich es einfach nicht mehr aushalten kann still zu liegen.

Mein Bauch fühlt sich an wie ein innerlicher Strudel, welcher immer mehr meines gesamten Körpers vereinnahmt und diesen mit sich reißen will. Ich winde mich leicht auf der Erde.

Meine Hüfte zieht sich zur Seite und machen eine Drehung, welche meinen gesamten Körper mit sich zieht, sodass ich für einen Moment auf dem Bauch liege und dann wieder schwungvoll in einer Drehung auf dem Rücken lande.

Meine Muskeln sind zum Zerbersten angespannt. Mein Oberkörper hingegen bewegt sich geschmeidig mit dem Atem und gibt den Tankt der Bewegungen vor. Ich fühle Erregung in mir wachsen.

Es ist beinahe als würde eine fremde Macht mich mit meinem Oberkörper nach oben ziehen, sodass ich in eine halb sitzende Position komme. Meine Beine bewegen sich so, dass die Oberschenkel dabei halb in der Luft sind und mich so schräg stützen, sodass ich nur noch mit meinen Schienbeinen und Fußrücken die Erde berühre.

Meine Atmung fließt wellengleich und mein ganzer Körper bewegt sich mit ihnen. Ich fühle mich ein bisschen wie die Alge im See, welche sich hingebungsvoll in den Strömungen bewegt.

Ich stütze mich auf alle vier, wechsle von kniend zu sitzend, liegend und wieder zurück auf meine Hand- und Fußspitzen, währenddessen ich mich ständig drehend und windend über die Erde schlängele.

Die anderen Körperstellen berühren dabei kaum den Boden. Dann gelange ich schließlich in eine aufrechte Position, sodass mich meine Zehenspitzen leichtfüßig über die Wiese tragen, im Takt meiner Atmung, aber auch den vielen lautlosen Klängen der Natur.

In einer Drehung um mich selber merke ich, dass sich plötzlich wieder etwas verändert. Der Wind schließt sich mir an und windet sich zusätzlich um meinen Körper herum. Es ist, als würde er meine Bewegungen noch unterstützen.

Mich in meiner Drehung halten und gleichzeitig beschleunigen, sodass ich wild herumwirbele und mich plötzlich so unsagbar leicht fühle. Er streift über meinen Rücken, welcher bei dem Kleid, welches ich trage, bis zur Hälfte frei ist und fühlt sich dabei sehr stark an.

Nicht wie ein zarter Windhauch, sondern eher wie ein Sturm. Was vielleicht daran liegt, dass ich mich gerade in einer Drehung befinde und sich somit mein Druck auf ihn aufbaut. Doch wieso sollte Luft solch einen Widerstand leisten?

Die Lichtung ist ansonsten nach wie vor vollkommen windstill. Ich merke immer stärker wachsende Verwunderung in mir aufkeimen, doch gleichzeitig übertrumpft ein anderes wachsendes Gefühl meine Aufmerksamkeit.

Es ist, als würden meine Bewegungen des Tanzes, welche sonst immer so wirken als seinen sie auf der Suche, nach irgendetwas, es in diesem Moment zumindest teilweise gefunden haben.

Es treibt sie nicht mehr nur diese Ungewissheit, welche sich in den letzten Nächten immer weiter verstärkt hat, als würde mein Tanz irgendwo hinarbeiten und etwas suchen. In diesem Moment scheint mein Körper auf irgendeine Art und Weise schon ein Stück weit angekommen und irgendwie beruhigt zu sein, auch wenn ich mich im Moment eher genau gegensätzlich fühle. 

Tanz der Dämmerung - Zwischen den Welten ~Band 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt