Gerade drehe ich mich um, als zwei eiskalte Augen hinter der Tür erscheinen. Hendrik Millard, Kunos Vater und Bürgermeister dieser Stadt.
Geschockt starren wir uns an. Mein Herz pocht, als wollte es meinen Körper zerbersten. Ich muss mich beruhigen. Beruhigen! Einen klaren Kopf bekommen. Bitte!
„Was machen Sie hier?"
Seine Stimme ist eiskalt. Nichts von seiner sonst in der Öffentlichkeit aufgesetzten Freundlichkeit ist noch vorhanden.
Mein Hals ist trocken und ich bekomme keinen einzigen Ton zustande. Ich muss mich verdammt nochmal fassen, sonst komme ich hier nie wieder raus.
Er starrt mich an, dann zu dem Bauplan hinter mir und zu den Unterlagen in seinem Büro, woraufhin sich seine Miene noch weiter verfinstert.
„Wie sind Sie hier reingekommen?"
Ich schlucke und starre auf die Tür, welche sich inzwischen hinter ihm befindet.
„Äähm... ich... also ich suche eigentlich das Bad! Mir wurde gesagt, dass es sich hier befinden soll... Die Tür war offen, also bin ich... also wie ich sehe, ist das Bad nicht hier...! Dann muss es die andere Tür sein!"
Stottere ich vor mich hin und will schon an ihm vorbeilaufen, doch werde plötzlich von ihm am Arm gepackt und daran zurückgehalten.
Von dieser festen Berührung zucke ich erschrocken zusammen und starre entsetzt zu ihm hoch. Sein Blick durchbohrt mich regelrecht.
„Wer hat Ihnen gesagt, dass Sie das Bad hier benutzen dürfen?"
Ich schlucke. Verdammt, Kuno wollte ich da jetzt eigentlich nicht mit hineinziehen. Nicht, dass er wegen mir auch noch Ärger bekommt!
„Äähm ich weiß nicht mehr wie er heißt!", behaupte ich und starre auf die starke Klaue, welche meinen Arm immer noch fest umschlingt. Diese Geste ist mittlerweile mehr als nur unangenehm und fast schon schmerzhaft.
Er scheint meinen Blick zu merken, doch lockert seinen Griff keineswegs.
„Dieses Bad ist nicht für Kellnerinnen gedacht, ebenso wenig wie das Zimmer hier!", meint er kühl, ehe er schließlich grob die Hand von meinem Arm löst und mir mit einem Kopfnicken deutet den Raum, sowie auch das Gebäude zu verlassen, welchem ich auch sogleich Folge leiste.
So schnell ich kann, laufe ich die Treppe hinunter aus dem Haus. Dabei spüre ich seinen Blick im Nacken und auch an meinen immer noch nackten Füßen.
Hoffentlich hat er mich nicht von letztem Mal wiedererkannt, wo ich bei Regen in seinem Haus stand, wie eine Katze, die ins Wasser gefallen war und weinte.
Eilig laufe ich zitternd und mit klopfendem Herzen wieder zu der Seite des Hauses, wo ich meinen BH liegen lassen habe, doch als ich dort ankomme, ist er nirgends aufzufinden.
Mist verdamm' mich.
Hatte ich ihn etwa doch bei mir und habe ihn versehentlich unter dem Schreibtisch liegen lassen? Geschockt starre ich in die Luft. Nein, das kann nicht sein!
Ich erinnere mich, dass ich ihn nicht aufheben wollte, da ich Kunos Aufmerksamkeit sonst noch weiter auf diesen gezogen hätte. Ich bin mir eigentlich sicher, dass er hier gelegen war...
Dennoch. Eine seltsame Unruhe beschleicht mich bei dem Gedanken, dass dieser vielleicht wirklich in dem Gruselzimmer unter dem Tisch liegt.
Schnell ziehe ich diese drückenden Fußfesseln wieder an und beginne, wie ferngesteuert zurück zum Platz zu laufen und die Leute wieder zu bedienen.
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Tanz der Dämmerung - Zwischen den Welten ~Band 1
Fantasía~ Band 1 ~ Anella hatte schon immer Schwierigkeiten dazuzugehören. Normal? Was soll das überhaupt sein? Sie jedenfalls konnte sich nie damit identifizieren. Das zeigt allein schon ihr sonderbares Sehnen, in die Dämmerung hinauszugehen und zu tanzen...