Meine Bluse ist oberhalb vollkommen durchweicht, sodass sich der dünne Stoff wie eine zweite Haut um meine Brüste legt und somit einfach so gut wie alles darunter sichtbar macht. Verdammt, so kann ich doch nicht zurück in die Schule gehen!
Zum Glück konnte ich direkt in den Wald laufen. Ich hoffe das die Bluse noch nicht so durchweicht war, als ich noch bei Nilo und diesem Arschloch gestanden hatte und es sich erst nachträglich durch meine nassen Haare so vollgesogen hat.
Aufgebracht fahre ich mir mit der Hand durch die tropfenden Haare, während ich im Dickicht der Bäume wütend auf und ablaufe. Ich kann einfach nicht fassen, was da eben beinahe passiert wäre.
Zuerst hätte mich Nilo beinahe geküsst und dann hätten er und Kuno fast eine Prügelei angefangen. Hinzu kommt die Tatsache, dass Kuno schon wieder Schuld daran ist, dass ich in der Schule Ärger bekommen werde, weil ich wieder zu spät im Unterricht auftauchen muss.
Immerhin muss ich warten, bis meine Bluse getrocknet ist, ehe ich mich wieder unter Menschen begebe! Erst jetzt fällt mir ein, dass wir ja in der übernächsten Stunde Sport haben und ein Wechselshirt in meinem Spind liegt.
Vielleicht sollte ich auch einfach nur bis kurz nach Pausenschluss warten, wenn die Schüler wieder in den Klassenräumen sind und mich dann schnell umziehen? Als ich genau in diesem Moment das entfernte Glockenschlagen der Kirche vernehme, welche mir verrät, dass es so weit ist, entschließe ich genau das zu tun.
Doch ich warte trotzdem noch fünf Minuten. Sicher ist sicher! Ich streiche mir meine Haare nach vorne und bin froh, dass sie gerade lang genug sind, um über meine Brüste zu reichen.
Der Bereich zwischen diesen ist zwar sichtbar, da sich der Stoff dort geschmeidig an die Haut klebt, doch das wichtigste ist bedeckt, sodass ich vorsichtig aus dem schützenden Dickicht trete.
Vor dem Schultor stehen tatsächlich noch ein Mädchen und zwei Jungen, welche mir komische Blicke zuwerfen und wahrscheinlich gerade schwänzen, doch ich laufe einfach weiter, ohne aufzusehen.
In den Gängen ist es zum Glück wirklich leer, sodass ich ungehindert zu meinem Spind, dem dortigen Sportshirt und anschließend den Damentoiletten gelange, wo ich mir dieses und auch gleich die komplette Sportbekleidung anziehe.
Gedanklich gehe ich die ganze Zeit an Kuno gerichtete Schimpfwörter durch, bis mir auffällt, dass das ja normalerweise eigentlich überhaupt nicht meine Art ist. Doch dieser Typ ist ja auch nicht normal! Er ist einfach ein verdammtes Arschloch.
Wütend stopfe ich meine Sachen in den Spind und hänge die Bluse innen so an den Haken, dass sie bis nachher hoffentlich wieder trocken ist. Dann begebe ich mich mit leicht klopfendem Herzen zum Klassenraum.
Ich hasse es im Mittelpunkt zu stehen und gleich werde ich dort mitten im Unterricht hineinplatzen und alle Blicke auf mich ziehen. Ich atme tief durch und versuche nicht daran zu denken, ehe ich leise an der Tür klopfe.
Vielleicht etwas zu leise. Ich frage mich, ob meine Finger überhaupt die Tür berührt haben. Schließlich gebe ich mir einen Ruck und klopfe nochmal, diesmal in einer annähernd akzeptableren Lautstärke, auch wenn man seine Ohren da auch schon etwas anstrengen muss.
Nach einem kurzen Augenblick öffnet sich die Tür und die genervten grauen Augen meiner Lehrerin starren mir entgegen. „Anella, wie schön, dass sie uns heute auch noch mit ihrer Anwesenheit beehren", meint sie sarkastisch und deutet auf meinen Tisch am Rand des Raumes.
Ich folge wortlos ihrer Anweisung und versuche all die Blicke auszublenden. Vor allem die von Nilo, welcher meinen regelrecht einzufangen versucht.
„Wenn sie es vorziehen lieber etwas später zu kommen, dann haben sie doch sicher auch nichts dagegen, wenn sie auch morgen nach der Schule noch etwas länger bleiben!"
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Tanz der Dämmerung - Zwischen den Welten ~Band 1
Fantasia~ Band 1 ~ Anella hatte schon immer Schwierigkeiten dazuzugehören. Normal? Was soll das überhaupt sein? Sie jedenfalls konnte sich nie damit identifizieren. Das zeigt allein schon ihr sonderbares Sehnen, in die Dämmerung hinauszugehen und zu tanzen...