Ein Lachen holt mich viel zu früh aus meinem Schlaf. Für einen Moment weiß ich nicht, wo ich bin, während ich schlaftrunken in den Himmel blinzele, von dessen Sonnenstrahlen sich einige in meine Augen verirrt haben und es mir somit unmöglich machen etwas zu erkennen.
Ich drehe meinen schweren Kopf in die Richtung des Geräusches und sehe, dass meine Freunde sich schon in einem Kreis auf die Wiese etwas abseits von mir gesetzt haben. Wahrscheinlich, um mich schlafen zu lassen.
Im selben Moment merke ich, dass Nilo mich ansieht und drehe mich schnell zu Simo, welcher ebenfalls meinem Blick begegnet. „Morgen Siebenschläfer!" Er schenkt mir sein typisches Mo-Grinsen, sodass ich automatisch zurücklächeln muss.
Ich robbe müde zu den anderen in den Kreis. In der Mitte haben sie wieder eine Schale Erdbeeren, von welcher ich mir sofort wieder welche mopse. So viel, wie ich von ihnen esse, ist es nächstes Mal wohl meine Aufgabe welche mitzubringen.
„Und? Froh, dass morgen schon Wochenende ist?" Ich lächele zur Antwort. Was für eine Frage... Morgen ist zwar erst Freitag, doch glücklicherweise ist es ein Feiertag, sodass wir schon etwas früher ins Wochenende starten können.
Ich denke an mein Essen im Spind und pflücke mir ein Löwenzahnblatt, auf welchem ich langsam herumkaue. Danach folgen weitere Kräuter.
„Hast du dein Essen etwa schon gegessen?" Fragt mich Vivien ungläubig, als sie sieht, dass ich es gar nicht bei mir habe.
„Hab's im Spind vergessen.." Antworte ich und zupfe mir noch ein Blatt von der Wiese. „Echt? Warte dann nimm doch die Erdbeeren, die müssen sowieso aufgegessen werden!" Meint Simo und schiebt die Schachtel zu mir rüber.
„Aber ich will sie euch nicht wegessen! Ich halte das schon noch aus bis nachher!" Doch alle bestehen darauf, sodass ich schließlich nachgebe und die Schachtel annehme.
Als ich auf eine besonders süße Beere beiße und genüsslich seufzend meine Augen schließe, spüre ich plötzlich wieder dieses Gefühl, als würde ich beobachtet. Und ja... Nilo...
Er sieht mir wieder einmal viel zu aufmerksam dabei zu, wie ich esse. Ich kann das nicht leiden, wenn ich beim Essen beobachtet werde.
Schnell huscht mein Blick stattdessen zur Cafeteria, hinter dessen gläsernen Wänden bei diesem Wetter tatsächlich ziemlich viele Schüler sitzen.
Das ist wahrscheinlich nur wegen der dortigen Klimaanlage möglich, durch welche es dort drinnen etwas kühler ist.
Durch das Reflektieren der Sonne auf dem Glas, kann ich allerdings nicht erkennen, wer sich dort alles hinter befindet.
Es ist komisch zu wissen, dass ich die Menschen hinter der Scheibe nicht sehe, doch sie andersrum, wie in einer stillen Vorführung genau mitverfolgen können, was wir hier draußen machen.
Unruhig rutsche ich ein bisschen nach hinten, und esse dabei die letzte Erdbeere aus der Schachtel.
Genau in diesem Augenblick ertönt der Gong. Ich schließe für einen Moment die Augen, ehe ich mich seufzend aufrappele. Dabei komme ich an den Rosen vorbei, bei welchen einige zwar noch blühen, doch auch schon kurz vorm verblühen sind.
Ich streife vorsichtig mit der Hand darüber und lasse die zarten Blätter in sie hineinfallen. Ein betörender Duft steigt mir in die Nase und ich rieche an dem kleinen Meer aus Blütenblättern, während diese mich für einen Moment vollkommen in ihre Präsenz entführen.
Ein kleines bisschen, spüre ich sogar, wie es meine Müdigkeit in den Hintergrund drängt und diese leichten lebendigen Duftnoten meine Sinne streicheln.
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Tanz der Dämmerung - Zwischen den Welten ~Band 1
Fantasy~ Band 1 ~ Anella hatte schon immer Schwierigkeiten dazuzugehören. Normal? Was soll das überhaupt sein? Sie jedenfalls konnte sich nie damit identifizieren. Das zeigt allein schon ihr sonderbares Sehnen, in die Dämmerung hinauszugehen und zu tanzen...