"Wir müssen die Ehe annullieren lassen. Und ich brauche etwas gegen das Hämmern in meinem Schädel." Das Massieren der Schläfen lindert kurzfristig mein Problem. Drew steht plötzlich neben mir und hält zwei Gläser Wasser in den Händen. Wann ist er aufgestanden? Dankend nehme ich ihm das Glas und die Tablette ab. Mir ging es lange nicht so beschissen.
"Ich weiß gar nichts über dich. Nur deinen Namen." Dieser Mann macht mich fertig. Ich möchte nach Hause und meinen Anwalt anrufen. Und er möchte meine Lebensgeschichte wissen?
"Das ist auch nicht relevant. Ich nehme den nächsten Flug nach New York. Dann rufe ich meinen Anwalt an und wir lassen die Ehe annullieren." Ein sanftes Lächeln legt sich auf seine Mundwinkel.
"Du kommst aus New York? Ich auch. Wo wohnst du da?", fragt er enthusiastisch."Das siehst du dann auf den Scheidungspapieren." Damit stehe ich auf, schnappe mir die Tasche zu Coles Füßen und verschwinde im Schlafzimmer. Ich schließe die Tür hinter mir und höre die Männer leise miteinander reden. Ich verstehe kein Wort und es ist mir auch egal. Die Klamotten aus der Tasche sind mir etwas zu groß. Wahrscheinlich gehören sie Drew. Der Duft allerdings gefällt mir. Es erinnert mich an Sonne und Meer. Lange ist es her, dass ich im warmen Sand saß und einfach nur starr auf das Meer blickte. Mit meinen Gedanken in fernen Ländern und einer besseren Zeit. Diese Erinnerungen haben hier keinen Raum und ich verjage sie in die hintere Ecke meines Bewusstsein.
Meine Schuhe sind verschwunden. Laut fluchend krabbele ich unter das Bett, dort liegen zwei Paar Schuhe. Wie um Himmels Willen sind sie dort gelandet? Ich kann es mir nicht erklären. Ebenso wenig kann ich mir erklären, dass ich so betrunken war um zu heiraten. In Vegas. Einen Mann den ich nicht kenne.
"Lewis?" Drew steht im Zimmer. Ich liege unter dem Bett und strecke ihm meinen Hintern entgegen. Es muss ein merkwürdiger Anblick sein.
"Habe ich euch", rufe ich laut und schleudere zwei Paar Schuhe quer durch das Zimmer."Aua. Was soll das denn?", fragt Drew mit schmerzverzerrter Stimme. Als ich unter dem Bett hervor krieche sehe ich, dass er sich über das Schienbein reibt.
"Ich habe unsere Schuhe gefunden", antworte ich.
"Willst du gehen?" Die Enttäuschung ist klar und deutlich zu hören. Aber ich habe nicht vor zu bleiben.
"Ich fahre zum Flughafen. Mach dir keine Gedanken über die Hotelrechnung. Ich übernehme das. Habt ihr ein Zimmer? Oder wollt ihr noch einen Tag hierbleiben?" Er schüttelt den Kopf.
"Nein danke. Wir haben ein Zimmer. Cole sagt, das hier ist die Hochzeitssuite." Ich verdrehe die Augen und schüttele unmerklich den Kopf.
"Natürlich. Was auch sonst", sage ich leise.Hastig schlüpfe ich in meine Schuhe und renne schon fast in Richtung Freiheit. Kurz vor der Tür hält Drew mich am Arm zurück und dreht mich schwungvoll um. Dabei komme ich leicht ins Straucheln und unsere Körper prallen hart aufeinander. Seine funkelnden Augen fixieren automatisch meine Lippen.
"Geh nicht", haucht er. Sein warmer Atem kitzelt an meinen Lippen. Der Hals wird mir eng, die Kehle schnürt sich zu und ich drohe zu ersticken. Das Gefühl überwältigt mich gerade dermaßen, dass ich nicht registriere, wie Drew sich langsam von mir löst."Ich werde jetzt gehen", sage ich leise. Er reicht mir wortlos sein Telefon, ich nehme es entgegen und entsperre den Bildschirm. Eine junge Frau mit langen schwarzen Haaren, einem strahlenden Lächeln und eindeutiger Ähnlichkeit zu Drew blickt mir entgegen. Daneben Cole der Drew im Schwitzkasten hält und beide Männer lachen. Es ist ein schönes Foto, sie sehen glücklich und zufrieden aus. Die Liebe zwischen den dreien springt mich förmlich an.
Nachdem ich meine Nummer gespeichert habe, rufe ich mich an um auch seine Nummer zu haben. Freddie singt laut 'So don't stop me now don't stop me. Cause I'm having a good time, having a good time' und es ist schon fast surreal, ausgerechnet jetzt diesen Text zu hören.
"Mein Anwalt wird sich bei dir melden. Bye Drew", sage ich und verlasse das Zimmer. Die Hotelrechnung ist schnell bezahlt und geistesgegenwärtig lasse ich Drew ein Frühstück auf das Zimmer bringen. Der Schmerz in seinem Blick und die Enttäuschung in seinen Augen lassen mich nicht los. Er ist ein schöner junger Mann. Eines Tages wird er den richtigen Mann finden und dieser wird ihm die Welt zu Füßen legen. Aber das bin nun mal nicht ich.Den Flug verschlafe ich und lande doch ziemlich erschöpft in New York. Mein erster Gang ist zum Taxistand und kaum, dass ich sitze, klingelt mein Telefon. Ohne auf das Display zu schauen, nehme ich ab und erinnere mich daran, dass ich jetzt einen anderen Nachnamen habe. Na super. Das wird lustig.
"Sutton", sage ich. Mein neuer Name schafft es nicht meine Lippen zu durchbrechen.
"Ich dachte du bist tot. Warum meldest du dich nicht? Wo bist du?" Die besorgte Stimme meines Freundes schallt durch den Hörer und ich ändere spontan mein Reiseziel.
"Wo bist du? Zuhause?", frage ich und bekomme ein Ja als Bestätigung.
"Bist du allein? Ist deine bessere Hälfte in der Uni?", frage ich weiter und bekomme wieder ein Ja. Diesmal zögerlicher, er weiß das irgendetwas nicht stimmt.
"Ich bin gleich bei dir. Ruf bitte Jordan an. Wir müssen reden", sage ich schnell und lege wieder auf. Schon wählen meine Finger eine Nummer, die ich länger nicht mehr gebraucht habe. Aber ich weiß, dass er immer für mich da sein wird.Nach kurzem Klingeln ertönt seine melodische Stimme und ich wische mir müde mit der Hand über das Gesicht. Er wird mir verbal den Arsch aufreißen und ich habe es so was von verdient.
"Lou. Mein Augenstern. Wie geht es dir?", flötet Terence in den Hörer. Ich stelle mir vor, wie er hinter seinem großen Schreibtisch sitzt, mit den Fingern seiner Hand über das Glas, welches vor ihm steht, streicht und süffisant grinst. So habe ich Terence bei meinem ersten Besuch in seiner Kanzlei vorgefunden. Und dieses Bild geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Es ist viele Jahre her, ich war noch ein halbes Kind. Und meine Mum noch an meiner Seite."Ich brauch deine Hilfe", sage ich. Die Müdigkeit ist hörbar. Terence kennt mich seit meiner Geburt. Er ist ein guter langjähriger Freund der Familie und hat ein ausgezeichnetes Gespür für Emotionen und Empfindungen. Oft war er der Erste, der wusste, dass mich etwas bedrückt.
"Was ist passiert Lewis?", fragt er aufgeregt.
"Ich bin verheiratet. Mit einem Fremden. Du musst die Ehe annullieren lassen."
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Lost memory - suddenly marrried -
RomantizmZögerlich wende ich meinen Kopf und schaue auf die andere Hälfte des Bettes. Gebannt starre ich auf den Rücken eines Mannes mit schwarzen Haaren. Das Bild von Elvis flitzt durch meine Gedanken und ich schlucke trocken. Was ist bloß passiert? Ich bet...