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"Geht es dir gut?", fragt Drew. Ich nicke leicht. Mein Herzschlag geht rasend schnell, unaufhörlich rauscht das Blut in meinen Ohren. Ich versuche zu Atem zu kommen. Die letzten Wogen meines Orgasmus wabern durch meinen Körper. Noch immer bin ich komplett berauscht. Drews heißer Atem prickelt auf meiner erhitzten Haut. Seine Lippen hauchen sanfte Küsse auf meine Schulter und den Hals.
"Rede mit mir Lewis."
"Ja." Ist alles was ich hervorbringen kann. Nur leise gehaucht ist dieses einzelne Wort. Ich bin nicht der große Redner nach dem Sex. Was auch daran liegen mag, dass es nie wert war darüber zu reden. Es war Sex und diente zur Befriedigung von Bedürfnissen. Also warum unnötige Energie verschwenden und stundenlang darüber reden? Dem anderen beteuern, dass es der beste Sex meines Lebens war, wenn es nicht der Wahrheit entsprach? Wenn es eben nichts anderes war als stinknormaler Sex.

Doch würde ich mich hier und jetzt damit selbst belügen. Das was wir gerade hatten, war nicht einfach nur Sex. Dieser Höhenflug und die ungeahnte Tiefe unserer Verbundenheit lassen mich auch jetzt noch erschauern. Es gibt keine Definition dafür. Zumindest will mir gerade keine passende einfallen. Denn mein Kopf arbeitet noch nicht wieder so wie er es sollte. Mein Verstand ist komplett benebelt und ich spüre Drews Härte noch immer tief in mir. Und das macht mich nervös. Ich schaffe es nicht von meinem Hoch wieder herunterzukommen. Zitternd kralle ich mich noch immer in Drews Haare. Es ist der einzige Halt, der sich mir bietet.

"Schieb die Augenbinde hoch. Ich will dir in die Augen sehen", sagt Drew und ich schüttele vehement den Kopf.
"Ich kann mich nicht bewegen."
"Und ich kann dich nicht loslassen. Du zitterst." Das ist untertrieben. Mein ganzer Körper bebt und die Beine fühlen sich so weich wie Butter in der Sonne an.
"Dann lass mich einfach fallen", antworte ich und fühle Drews mit Sperma und Schweiß benetzte Hand die meinen Penis verlässt und sanft über meinen Körper streicht. Er drückt mich fester an sich und plötzlich wird es hell. Ich kneife die Augen zusammen. Nach dieser langen Zeit der Dunkelheit ist selbst das diffuse Licht der Nachttischlampen viel zu hell für meine Augen. Ich blinzele ein paar Mal, Drew legt seine Finger um mein Kinn und zwingt mich somit ihn anzusehen. Er ist perfekt.

Der Strudel seiner blauen Iriden nimmt mich sofort gefangen und ich schlucke trocken. Gebannt beobachte ich den Weg seiner Zungenspitze. Feuchtglänzend gleitet sie über die Oberlippe und verschwindet, gefolgt von einem tiefen Seufzer aus Drews Mund, zwischen seinen vollen Lippen. Wir hatten gerade fantastischen Sex. Ich spüre Drews schnelle Atmung, seine verschwitzte Haut an meiner und höre deutlich sein Stöhnen in meinem Kopf widerhallen. Was geschieht hier bloß? Das Spiel seiner Zunge bringt mein Blut erneut in Wallung.
"Noch einmal. Geht es dir gut?" Keiner meiner Sexpartner hat mich das je gefragt.
"Es war fantastisch. Und ja, es geht mir gut. Mehr als gut", antworte ich und Drew haucht einen Kuss auf meine Lippen.
"Dann lass uns duschen gehen. Und ich bestelle etwas zu essen. Hast du Hunger?" Es ist mir ein Rätsel wie er das macht. Drew sagt immer die richtigen Worte in den passenden Momenten. Kaum, dass die Frage über seine Lippen perlt, fängt mein Magen an zu knurren. Genauso wie im Central Park. Ein verschmitztes Lächeln ziert seinen schönen Mund und ich beiße mir verlegen auf die Unterlippe.

"Das ist eindeutig ein Ja. Und hör auf an deiner Lippe zu knabbern. Sonst erwacht mein Schwanz für eine zweite Runde", sagt er mit rauer Stimme. Das Zucken seines Schwanzes bekräftigt die Worte. Ich schließe kurz die Augen, atme tief durch und schicke ein Dankesgebet gen Himmel.
"Ist das so?", frage ich überrascht und kann einem weiteren Biss nicht widerstehen.
"Du wirst geil von Rum. Ich wenn du mit den Zähnen deine Lippen bearbeitest." Drew beißt mir leicht in den Hals und im selben Moment entzieht er sich meiner Enge. Es läuft mir eiskalt den Rücken hinunter und ich erschaudere, so stark ist das Gefühl der Leere in mir und meinem Inneren. Drew drückt mich sanft nach vorne und ich lasse mich fallen. Augenblicklich schließe ich wieder meine Augen und bekomme nur am Rande mit wie Drew das Bett verlässt. Müdigkeit und Schwere begrüßen mich in ihrer Mitte. Ich nehme gerne Platz und lasse mich einfach treiben.
"Baby?" Ich mag es, wenn Drew mich so nennt.
"Hmhm", antworte ich verschlafen und bin schon unterwegs in Richtung Traumland.
"Nicht einschlafen. Ich mach dich kurz sauber. Dann gehen wir duschen", sagt er leiser als zuvor.

"Gefesselt?", frage ich und fühle sogleich eine angenehme Wärme auf meinem Bauch. Sanft säubert Drew meinen Körper. Der weiche Flausch reibt über meinen Bauch und die Brust, verwischt die Spuren unserer Leidenschaft. Eigentlich schade. Ist es doch ein stummer Zeuge unserer atemberaubenden Nacht.
"Das ist eine Überlegung wert. Dann kannst du nicht wieder weglaufen. So wie in Vegas", antwortet Drew und ich reiße entsetzt die Augen auf.
"Trägst du mir das noch immer nach?", frage ich. Das dieser Umstand immer, wie ein Schatten über uns schweben wird, ist mir bewusst. Nur hege ich die leichte Hoffnung, dass Drew mir eines Tages vergibt. Ich habe mich wie der letzte Arsch benommen. Das hatte er nicht verdient.

"Ein bisschen", flüstert Drew. Schweigend setzt er die Reinigung meines Körpers fort. Ich genieße es. Er lässt sich Zeit. Ziemlich sicher braucht er diesen Moment für sich um mit den Erinnerungen an meinen Abgang klarzukommen. Ich sehe es in seinem Gesicht. Die Augenbrauen zusammengezogen, die Lippen gepresst und nur ein schmaler Strich. Drew öffnet die Handfesseln, legt sie neben sich auf die Matratze und haucht zarte Küsse auf die beanspruchten Stellen. Dieser junge Mann überrascht mich. Er ist wild und weiß was er will. Er nimmt sich die Dinge, die er begehrt. Aber achtet dabei auch auf seinen Partner und gibt einem die ganze Zeit das Gefühl wertvoll zu sein. Drew ist sanft und liebevoll. Er ist ein hervorragender Zuhörer und Gesprächspartner auf Augenhöhe. Andrew Mark Hurst ist der beste Liebhaber, den ich je hatte.

"Geh duschen. Ich lass uns etwas zu Essen kommen", sagt er und streichelt zärtlich über meine Wange. Drew verhält sich wie ein liebender Ehemann. Ich schlucke trocken. Das ist nicht richtig.
"Drew", beginne ich, doch werde sofort von Drews heftigem Kopfschütteln unterbrochen.
"Bitte zerstöre es nicht Lewis. Bitte", sagt er flehend.


Lost memory - suddenly marrried -Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt