Und so trafen Drew und ich an diesem Morgen, nach der Hochzeit seiner Schwester, eine Übereinkunft. Wir beschlossen etwas Lockeres zu starten. Seit fünf Monaten habe ich einen Ehemann, einen Mitbewohner auf Zeit, einen guten Gesprächspartner, einen äußerst talentierten Handwerker und einen hervorragenden Liebhaber in einer Person. So wie es aussah, brauchten wir beide diesen galaktisch guten Sex um über ein paar Dinge reden zu können. Manchmal ist es seltsam, dass zwei erwachsene Menschen nicht in der Lage sind, offen und ehrlich miteinander zu sprechen. Jedoch änderten wir diesen Umstand. Wir redeten. Bei einem fantastischen Frühstück, dass Drew genauso wie am Abend zuvor auf sein Zimmer bestellte.
Es gab Brötchen und Croissants. Herrlich duftende Erdbeermarmelade und bernsteinfarbenen zähflüssigen Honig vom ortsansässigen Imker. Müsli mit frischem Obst und Joghurt. Eine perfekte Symbiose aus knusprig und fruchtig, weiß und cremig. Der Kaffee schmeckte göttlich. Ich war bereits nach dem ersten Schluck verliebt in dieses schwarze brühendheiße Lebenselixier. Als die ersten Tropfen heiß und aromatisch meine Zunge benetzten, brummte ich genüsslich. Mit geschlossenen Augen ergab ich mich dem kräftigen nussigen Aroma und glaubte sogar eine Prise Schokolade zu schmecken. Fasziniert über meine Reaktion auf eine stinknormale Tasse Kaffee beobachtete Drew mich mit einem Lächeln im Gesicht.
"Du bist unglaublich. So kleine Dinge können dich erfreuen. Das finde ich schön", sagte er.Wir nahmen uns Zeit für das Frühstück und ein unvermeidliches Gespräch. Aber auch für die Stille zwischen uns, die nie seltsam, sondern eher beruhigend war.
"Ich habe eine Frage Lewis. Das beschäftigt mich schon länger." Eine dunkle Vorahnung beschlich mich. Schlagartig verging mir der Appetit und eine leichte Übelkeit setzte ein. Seufzend ließ ich das luftig lockere Croissant in meinen Händen auf den Teller gleiten.
"Und was?", fragte ich geknickt und wappnete mich für die Offenbarung einer dunklen Zeit in meinem Leben. Ich habe mich schon gefragt, wann Drew mir diese Frage stellt."Warum trägst du deinen Ehering? Du bist offensichtlich nicht an einer Zurschaustellung unseres Bundes interessiert. Daher frage ich mich, warum du den Ring nicht einfach abnimmst?"
Das kam unerwartet. Mit dieser Frage hatte ich nicht gerechnet. Sie war harmlos im Gegenteil zu der von mir gefürchteten Frage.
"Ich bekomme ihn nicht ab", nuschelte ich und traute mich nicht in Drews Gesicht zu schauen. Es war mir unangenehm. Denn mir war natürlich nicht entgangen, dass Drew seinen Ring nicht mehr trägt. Schon lange nicht mehr. Das Croissant auf dem Teller war wieder sehr interessant geworden und verlegen spielte ich mit dem Blätterteig, zupfte kleine Stücke ab. Aber ich aß sie nicht. Stattdessen legte Drew zwei Finger an mein Kinn und drückte meinen Kopf nach oben. Ein warmes Lächeln umspielte seine Mundwinkel und mit Erschrecken stellte ich fest, dass bei diesem Anblick mein Herz einen kurzen Moment aufhörte zu schlagen."Das macht nichts. Ich mag es, wenn du ihn trägst. Es war nur eine Frage."
"Warum trägst du deinen nicht mehr?"
"Weil ich sauer auf dich war. Ich habe noch am gleichen Tag den Ring in Vegas von einem Goldschmied entfernen lassen." Ich schaute ihn leicht verwirrt an. Ein Goldschmied? Und dann machte es Klick. Gedanklich schlug ich mir die Hand vor die Stirn. Warum war ich nicht auf die Idee gekommen?
"Ich darf in meinem Job keinen Schmuck tragen. Das Verletzungsrisiko ist zu hoch und ich war sauer. Auf dich. Weil du einfach verschwunden bist. Und du hast mich mit einem Ring am Finger und Filmriss einfach in diesem Hotelzimmer stehen lassen.""Verständlich. Es tut mir leid Drew. Das alles. Aber ich war mit der Situation komplett überfordert. Ich bin vor einer Hochzeit geflüchtet und wachte verheiratet in Vegas auf." Mein Leben war ein einziger Scherbenhaufen. Ich stürzte von einer Katastrophe in die nächste. Dabei war alles was ich wollte ein liebevoller Mann an meiner Seite. Einen gutbezahlten Job der mich erfüllte, mein kleines Häuschen und vielleicht ein Hund. Und was bekam ich? Trauer, Schmerz, Verrat und einen Ehemann. Jedoch sagte ich das Drew nicht.
"Es gibt Schlimmeres Lewis. Allerdings auch Besseres. Und solch einen Ring hier, würde ich dir nie anstecken. Du musst sie ausgesucht haben." Drew schaffte es mit nur einem Satz die dunklen Gedanken in meinem Kopf zu vertreiben. Wir diskutierten darüber, wer unserer Meinung nach für die schrecklichen silbernen Ringe mit grässlichen Verschnörkelungen verantwortlich war und kamen doch auf keine Lösung. Denn auch hier ist nach wie vor alles dunkel und nicht greifbar.
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Lost memory - suddenly marrried -
RomanceZögerlich wende ich meinen Kopf und schaue auf die andere Hälfte des Bettes. Gebannt starre ich auf den Rücken eines Mannes mit schwarzen Haaren. Das Bild von Elvis flitzt durch meine Gedanken und ich schlucke trocken. Was ist bloß passiert? Ich bet...