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Befriedigung. Die Erfüllung sexueller Wünsche. Erfüllung. Realisierung. Genugtuung. Glücksgefühle. Adrenalin. Drew.

"Lewis?", flüstert Drew. Sein Gesicht ist noch immer in meiner Halsbeuge vergraben. Sein warmer Atem stößt gegen meine Haut und ich unterdrücke ein Seufzen. Ein mir unbekanntes Gefühl schleicht sich aus der Dunkelheit heran. Ich streichele sanft über seinen Rücken, die Haut wird langsam aber stetig kälter. Langsam schwindet die Hitze in unseren Körpern, zieht sich zurück und der Nebel der Lust löst seine Schwaden auf. Die Erkenntnis über unser Handeln, über das was gerade zwischen uns geschehen ist, legt sich bleiern über mich.
"Du bist schwer", presse ich keuchend hervor. Drew liegt mit seinem gesamten Gewicht auf mir, die harte Platte meines Schreibtisches schmerzt an meinem Rücken.

"Entschuldige", antwortet Drew und richtet sich langsam auf. Gestützt auf seine Unterarme sieht er mich an und plötzlich ist es wieder da. Seine Mimik verrät ihn. Er möchte etwas sagen und ich habe das dumpfe Gefühl es ist genau das, was ich jetzt nicht hören möchte. Also nehme ich den einzigen Ausweg, der mir gerade in den Sinn kommt. Ablenkung.
"Du kannst hier oben duschen. Ich geh nach unten." Mein Rücken knackt als ich mich aufrichte und meine Brust an seine stößt. Drew macht keine Anstalten sich zu bewegen, er kniet auf meinem Schreibtisch und sieht mich mit traurigen Augen an.

"Lass mich bitte duschen gehen", sage ich sanft. Mein Atem prallt gegen seine Lippen.
"Wir sollten darüber reden", flüstert Drew und dieses Flüstern, die Art und Weise wie die Worte seinen Mund verlassen, lässt alle Alarmglocken bei mir läuten.
"Nein Drew. Das sollten wir nicht. Es war ein heißes sexuelles Abenteuer. Es war geil. Aber genau das war es. Ein geiles Abenteuer. Mehr nicht." Ich höre das Knirschen von Drews Zähnen, sehe die angespannte Kiefermuskulatur und die Stimme von Cole dröhnt laut in meinen Ohren. 'Tust du ihm weh, breche ich dir alle Knochen.'

Obwohl Drew mir noch immer so nah ist und ich seinen warmen Körper an meinem spüre, überfällt mich Kälte. Sie frisst sich durch die Muskeln und Sehnen. Es war ein Fehler. Was haben wir nur getan?
"Das bleibt unter uns. Es wäre schön, wenn du nicht damit hausieren gehst, dass du mich rumgekriegt hast", sage ich trocken. Drew sieht mich aus geweiteten Augen an. In einer schnellen geschmeidigen Bewegung verlässt er seine kniende Position und steht mit verschränkten Armen vor mir. Ich fühle mich ihm ausgeliefert, eingekesselt. Es gibt keinen Weg heraus aus dieser Situation und im Gegensatz zu dem Drew der sich nimmt was er will und mich in andere Sphären begleitet, sieht dieser hier aus, als würde er mich am liebsten zur Hölle schicken.

"Wow. Echt jetzt?" Drews blaue Augen funkeln mich wütend an. Eine Mischung aus Zorn und Enttäuschung, Unverständnis und Reue.
"Drew. Wir führen keine Beziehung. Ja wir sind verheiratet..." Drew hebt die Hand und ich schweige. Die Enttäuschung steht ihm ins Gesicht geschrieben.
"Ich schlaf auf dem Sofa", sagt er und die Kälte seiner Stimme lässt mich schaudernd. Mir ist kalt, ich friere, die Ellbogen schmerzen ebenso wie mein Rücken.

Wutentbrannt dreht Drew sich um, sammelt seine Klamotten vom Boden auf und geht. Ich blicke ihm hinterher wie er nackt mit schwitziger Haut und zerzausten Haaren aus meinem Büro verschwindet. Das Geräusch seiner nackten Füße ist unnatürlich laut in meinen Ohren und das zuschlagen der Schlafzimmertür lässt mich zusammenzucken. Er ist sauer. Er ist enttäuscht. Ich kann es verstehen.

Stöhnend rappele ich mich auf und steige die Treppe ins Erdgeschoß hinab. Die alten Treppenstufen knarzen und ich höre das Rauschen der Dusche gedämpft durch die Wand. Dieses kleine Häuschen hat bereits einige Jahre auf dem Buckel, aber ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass es Liebe auf den ersten Blick war. Nach dem Tod meiner Mutter bekam ich eine großzügige Erbschaft und das Haus meiner Kindheit. Allerdings war schnell klar, dass ich nicht dort wohnen bleibe. Zu sehr schmerzten die Erinnerungen an das Lachen meiner Eltern und die Wärme ihrer Umarmungen. Dies sollten Erinnerungen sein, die einem Halt und Kraft in einer schweren Zeit geben. Aber mir brachten sie nichts weiter als Trauer, Schmerz und Wut.

Lange stehe ich unter der Dusche, genieße den warmen Strahl, der beständig das Wasser auf meinem Körper verteilt. Die Hitze durchdringt meine Haut und lockert die Muskeln. Dampfschwaden umgeben mich, schotten mich ab von der Realität, die mich erwartet. Drews Zorn, seine Enttäuschung. Ich weiß nicht was er von mir hören will. Wir haben uns einem Verlangen hingegeben. Es war faszinierend, wie Drew meinen Körper beherrschte. Wie seine Hände im Einklang mit seinen Lippen meine Sinne betäubten und ich nichts anderes fühlte als Schwerelosigkeit und pure Erfüllung.
Aber Dynamik und Euphorie sind in Verbindung mit dem Rausch der Ekstase nur so lange ein willkommener Gast, bis die Hitze aus den Körpern entweicht und der Nebel der Lust sich lichtet.

Nach dem ich die Dusche verlassen habe fällt mir ein, dass meine Kleidung noch immer im Büro auf dem Boden liegt. Mal wieder stehe ich hier ohne frische Kleidung. Und irgendwie habe ich gerade ein fettes Deja-vu. Mit einem Handtuch um den Hüften verlasse ich das kleine Bad und bevor ich die Treppe hochsteigen kann, fällt mein Blick auf das Sofa. Drew liegt mit dem Rücken zu mir und ich sehe seine dunklen Haare über den Rand der Bettdecke linsen.

"Drew?", frage ich flüsternd. Er antwortet mir nicht. Schläft er schon? Wie spät ist es? Erschrocken stelle ich fest, dass es draußen bereits dunkel ist. Die Terassenbeleuchtung ist eingeschaltet und taucht das Zimmer in ein sanftes Licht. Leise gehe ich zum Sofa und natürlich trete ich auf die knarrende Diele und höre das Rascheln von Drews Bettdecke. Sein Kopf hebt sich in meine Richtung und ehe ich darüber nachdenken kann, sprudeln die Worte auch schon aus mir heraus.

"Du sollst doch oben schlafen. Ich nehme das Sofa. Auch wenn mein Rücken morgen früh höllisch weh tun wird. Denn dieses Sofa eignet sich nicht zum Schlafen. Zumindest nicht für einen Nachtschlaf", sage ich.
"Ist schon okay Lewis", entgegnet Drew leise und dreht sich wieder auf die andere Seite.
"Nein das ist nicht okay. Ich habe gesagt, dass ich hier schlafe. Also schlafe ich auch hier. Los steh gefälligst auf und geh nach oben." Ich bin genervt. Ich bin müde. Ich bin es leid, dass Andrew Hurst all die Dinge tut, die ich als Herr in meinem Haus erledigen sollte. Das Bettzeug ist frisch bezogen. Er hat ein Kissen und eine Bettdecke aus dem Schrank genommen und mit meiner Lieblingsbettwäsche bezogen.

Ich erinnere mich an unser Malheur im Schlafzimmer und das Drew mir frische Kleidung herauslegte. Mich beschleicht der Gedanke, dass es diesmal auch wieder so ist. Das mich, sobald ich das Schlafzimmer betrete, ein Stapel frische Kleidung erwartet. Fein säuberlich zusammengelegt, drapiert auf der Bettdecke. Ich kann mir ein höhnisches Lachen nicht verkneifen.
"Du bist unglaublich weißt du das?", donnere ich ihm zornig entgegen. Der Sarkasmus tropft auf die Dielen unter meinen Füßen. Ich komme mir gerade so dämlich vor. Fremdgesteuert. Manipuliert.

"Lewis", ertönt Drews weiche sanfte Stimme. Er klingt ruhig und in keinster Weise wütend. Ich blicke auf ihn hinab. Eine Strähne seines noch feuchten Haares fällt ihm ins Gesicht. Meine Fingerspitzen beginnen wieder zu kribbeln. Ich reibe sie aneinander um das Verlangen zu stillen. Es gelingt mir nicht.
"Bitte geh schlafen. Es ist dein Bett. Dein Schlafzimmer. Ich habe dort nichts zu suchen. Und versuche gar nicht erst mich davon abzubringen", sagt er ruhig und leise.

Was macht dieser Kerl nur mit mir? Gerade noch war ich zornig und einen Wimpernschlag später kribbelt mein Herz über seine Worte. Ich lächele und streiche ihm die verirrte Strähne aus der Stirn. Sie fällt wieder zurück und die Nervenenden meiner Fingerspitzen freuen sich, dass sie ein weiteres Mal durch das weiche schwarze Haar gleiten dürfen. Ich senke meinen Kopf und lege meine Lippen auf seine Stirn. Der Duft meines Shampoos und eine Prise von Drew empfängt mich.

"Gute Nacht", flüstere ich. Drew sagt nicht ein Wort. Geradewegs tragen mich meine Beine zur Treppe und die Stufen nach oben. Den Blick von Drew auf mir spüre ich deutlich und bevor er aus meinem Sichtfeld verschwindet, drehe ich meinen Kopf in seine Richtung. Es ist dunkel, aber ich bilde mir ein, dass er mich mit seinen blauen Augen direkt ansieht.
"Gute Nacht Lewis", höre ich ihn leise sagen. Und wie ich vermutete, erwartet mich ein gemachtes Bett und frische Kleidung, fein säuberlich zusammengelegt. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht und wirren Gedanken schlafe ich ein.

Lost memory - suddenly marrried -Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt