"Andrew Hurst. Schön Sie kennen zu lernen", begrüßt Drew die Frau meines Chefs freundlich. Ich blicke ihn an und sehe ein warmes ehrliches Lächeln auf seinem Gesicht. Mrs Holmes strahlt und ihre Wangen färben sich leicht rosa. So habe ich sie noch nie erlebt.
"Rosemary Holmes. Sie dürfen mich auch Rosie nennen" Niemand, nicht einer der Menschen hier auf der Party, nennt Mrs Holmes Rosemary. Oder Rosie. Ich kannte bis vor zwei Sekunden nicht mal ihren Vornamen. Selbst Mr Holmes nennt sie immer liebevoll 'meine Blume'. Früher fand ich das mega kitschig, heute erwärmt es mein Gemüt."Danke Rosemary. Einen schönen Garten haben sie."
"Danke. Das höre ich gerne. Möchten sie etwas trinken? Ein Bier oder einen dieser wunderbaren Cocktails vielleicht?"
"Ein Wasser reicht vollkommen. Ich muss noch fahren. Und ich möchte nicht riskieren, dass mein Mann sich für mich schämen muss, nur weil ich die Kontrolle verliere", antwortet Drew lachend und Rosie, also Mrs Holmes hat kleine Herzen statt Pupillen in ihren Augen. Lachend legt sie Drew eine Hand auf den Arm und sieht ihn fasziniert an. Auch ich schaue zu Drew, allerdings sind meine Blicke eher starren mit offenem Mund."Halten sie ihn fest Lewis. Ich bin gleich wieder da. Und dann möchte ich jedes Detail ihrer Hochzeit hören. Ich liebe Hochzeiten", flötet sie und entschwindet Richtung Bar. Gebannt schaue ich ihr hinterher. Ihr Gang ist leicht und beschwingt. Sie scheint auf Wolken zu schweben und ich frage mich, ob das allein an Drew liegt. Mrs Holmes hat ein Hüftleiden und an manchen Tagen sieht man ihr die Schmerzen an. Sofort nach Betreten des Gartens ist mir aufgefallen, dass heute wieder solch ein Tag ist. Seit Jahren ist sie bei Bennett in Behandlung. Er hilft ihr so gut es geht.
Eine Berührung an der Hüfte holt mich aus meinen Gedanken. Drew. Langsam schiebt er seine Finger unter mein Shirt und sein Daumen streichelt über meine Haut. Wärme breitet sich an der Stelle aus an der Drew mich berührt.
"Ich hoffe du hast nicht zu lange auf mich gewartet", raunt er mir wieder ins Ohr. Ist das jetzt unser Ding? Er flüstert mir Dinge ins Ohr und ich erschrecke mich?
"Nein. Gar nicht. Ich bin selbst noch nicht lange hier", sage ich schnell.
"Gut. Was erzählen wir Rosemary?"
"Auf keinen Fall die Wahrheit", antworte ich prompt. "Wir kennen die Wahrheit auch gar nicht. Nur Bruchstücke und das was uns die Videos und Bilder offenbart haben. Und glaube mir, dass ist nicht das was sie hören möchte. Sie ist mehr der Rosa-Wolken-Typ als der Mir-egal-hauptsache-wild-und-hemmungslos-Typ." Augenblicklich wird mir heiß und meine Muskeln sind bis aufs Äußerste gespannt. Rosemary kommt mit zwei Getränken in der Hand zurück, jetzt ist er also da, der Moment unserer Bewährungsprobe."Entspann dich Lewis. Ich mach das schon", flüstert Drew und gibt mir wieder einen leichten Kuss auf die Wange.
"Sie sind wirklich ein schönes Paar", flötet Mrs Holmes und harkt sich bei Drew ein. Sie führt uns zu dem Pavillon in den hinteren Teil des Gartens, wir setzen uns und Drew legt einen Arm um meine Schultern. Ich habe Mrs Holmes noch nie so sehr strahlen gesehen.
"Als Bud mir erzählte, dass Lewis geheiratet hat, konnte ich das kaum glauben. Sie waren doch immer gegen eine Ehe. Ihr Freund hat mir das erzählt. Vor zwei Jahren glaub ich." Angestrengt überlegt sie, wann das Gespräch mit Kyle gewesen sein könnte. Ich weiß es genau. Auf der Weihnachtsfeier im letzten Jahr. Zufällig habe ich das Gespräch mitbekommen. Und ich vermute, dass da der Gedanke reifte, einfach eine Hochzeit zu planen und mich vor vollendete Tatsachen zu stellen."Umso schöner ist es zu sehen, wie glücklich sie ihn machen. Denn eine Ehe ist etwas Kostbares. Wahre Liebe." Verlegen blicke ich an Mrs Holmes vorbei. Es gefällt mir nicht ihr eine Lüge zu erzählen. Aber Drew hat anscheinend kein Problem damit.
"Ich rede nicht gerne über Lewis Vergangenheit. Es gab mich zu dieser Zeit noch nicht in seinem Leben. Die Zukunft ist viel wichtiger. Das habe ich bereits bei unserem ersten Treffen gesagt. Lewis ist meine Zukunft. Das Leben ist zu kurz um in der Vergangenheit zu verweilen." Liebevoll streichelt Drew über meinen Arm und trinkt einen Schluck Wasser. Ich beobachte ihn dabei und bin fasziniert von seinen Worten. Er ist einundzwanzig Jahre alt, jung und wunderschön. Drew könnte jeden haben. Aber aus einem mir unerklärlichen Grund sitzt er im Garten meines Redakteurs und erzählt dessen Frau von einer Hochzeit, die es so nie gegeben hat. Und diese nette und immer freundlich gestimmte Dame hängt an seinen Lippen, saugt jedes seiner Worte auf wie ein Schwamm. Ihre Augen strahlen und ich weiß, dass Drew sie mit seiner Geschichte gerade zum glücklichsten Menschen auf diesem Planeten macht.Ein Windhauch, warme Luft und der Geruch nach Zitronen katapultierten mich gedanklich zurück in mein Haus. Drews Stimme im Hintergrund, die mit ihrem tiefen Bass und den melodischen Worten in meinem Körper vibriert. Hauchzartes streicheln seiner Fingerspitzen über meine Haut und ich befinde mich wieder in dem Zustand der Ekstase. Gedanklich. Ich sehe Drew und mich eng umschlungen wie wir uns tief in die Augen blicken und zusammen einen intensiven Orgasmus erleben, der eine nie gekannte und atemberaubende Welle des Glücks durch meine Adern jagt. Heißes Verlangen nur langsam gestillt, zitternde Körper und bebende Lippen.
Drew ließ sich fallen, zog mich mit sich und ich ließ es zu. Legte meinen Kopf auf seine Brust und meine Hand auf die Stelle, an der sein Herz wohnt. Seine Haut war heiß und feucht, sein Herz klopfte stark in seiner Brust und ließ meine Fingerspitzen vibrieren. Die Vibration ging durch meinen ganzen Körper und ich hatte mich kaum unter Kontrolle. Drew hauchte Küsse in mein Haar und strich zärtlich über meinen Rücken und die Seiten. Er murmelte Worte und ich schloss meine Augen. Tränen liefen über meine Wangen und ich verstand nicht was da gerade geschah.
"Das war wundervoll Lewis. Du bist wundervoll." Ich spürte es. Aber ich ließ es nicht zu."Ich begleite dich sehr gerne." Ja. Drew zog mich fest in seine Arme.
"Lass mich dich besser kennenlernen." Nein.
"Geh mit mir aus Lewis Hurst." Es war zu viel. Ohne ein Wort löste ich mich von Drews warmen schützenden Körper, stand auf und ging die Treppe hoch ins Bad. Ich stieg in die Dusche und lehnte meine Stirn an die kalten Fliesen. Meine Atmung ging schnell und ich war kurz vorm Hyperventilieren. 'Was geschieht hier bloß? Warum passiert mir das?' Ich fand keine Antworten auf meine Fragen.Wir sprachen nicht darüber. An diesem Abend sahen wir uns nicht mehr. Seit zwei Wochen reden wir nur das nötigste miteinander. Zwei Wochen ist es her, dass Drew mich in seinen Armen hielt.
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Lost memory - suddenly marrried -
RomanceZögerlich wende ich meinen Kopf und schaue auf die andere Hälfte des Bettes. Gebannt starre ich auf den Rücken eines Mannes mit schwarzen Haaren. Das Bild von Elvis flitzt durch meine Gedanken und ich schlucke trocken. Was ist bloß passiert? Ich bet...