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Selten habe ich mich so schnell meiner Kleidung entledigt und unter die Dusche gestellt. Das Wasser fällt in warmen Tropfen auf meine Haut, läuft über die Schultern und den Rücken. Erregt und mit einem pochenden Penis in der Hand lehne ich meine Stirn an die Wand. Die Kälte der Fliesen ist ein wahrlich schöner Kontrast zum heißen Wasser auf meinem Körper. Abgestützt mit der rechten Hand reibe ich langsam über meinen Penis, genieße die wohltuende Erleichterung.

Auch hier durchdringt die Kälte meine Haut, hinterlässt ein kribbeln auf der Handfläche und dem Arm. Immer schneller werden meine Bewegungen, immer drängender das Gefühl der Erlösung. Und wieder sind es Drews Augen, dieses strahlende Blau und verführerische funkeln, dass mich schier den Verstand verlieren lässt. Mein Kopf schreit nein. Nein. Doch das Verlangen hat schon längst mein Handeln übernommen. Mein ganzer Körper bebt und die Beine zittern. Mir ist kalt und heiß zugleich. Das Wechselbad der Temperaturen erregt mich, meine Hand bewegt sich immer schneller um meinen Penis.

Der Daumen rollt über die Spitze, ich unterdrücke ein lautes Stöhnen und höre Drew, fühle seinen pulsierenden Penis in mir, höre wie er laut meinen Namen stöhnt, und sehe sein Gesicht mit den halbgeschlossenen Augen und dem leicht geöffneten Mund. Dieses Bild, aus der dunkelsten Ecke meiner Erinnerung ist es, welches mich nun über den Rand der Klippen katapultiert. Mit einem gedämpften Keuchen und fest auf die Unterlippe beißend komme ich heiß in meine Hand. Ich atme schnell und versuche meine Gedanken zu sortieren. Warum Drew?

Natürlich habe ich bei meiner Flucht vor Drew nicht an die frischen Klamotten gedacht. Diese liegen noch immer im Schlafzimmer auf dem Boden. Mit einem Handtuch um den Hüften und leicht grummeligen Magen schleiche ich in das Schlafzimmer. Ich komme mir wie ein Fremder in meinem eigenen Haus vor. Es ist ein seltsames Gefühl was mich beschleicht, wenn ich daran denke, Drew gleich gegenüberzustehen. Zaghaft öffne ich die angelehnte Tür und werfe einen Blick in den Raum. Er ist leer. Kurz bin ich enttäuscht, dann macht sich die Erleichterung, noch nicht auf Drew zu treffen breit.

Mein Blick fällt auf das Bett und ich sehe den Stapel mit frischer Kleidung. Fein säuberlich zusammengelegt, eine Shorts, eine Jogginghose und ein Shirt. Von jedem Kleidungsstück genau ein Exemplar und mein Hirn registriert nur langsam, dass es nicht die Sachen sind, die ich für Drew heraussuchte. Sein biergetränktes Shirt fehlt, der Boden ist frei von jeglichen Kleidungsstücken. Hat er aufgeräumt? Und neue Kleidung für mich herausgesucht?

Ich schlüpfe in die Shorts und die Jogginghose, schnappe mir das Shirt und ziehe es im Laufen über meinen Kopf. Hart prallt mein Körper gegen einen anderen, es schmerzt und ich fluche lautstark. Zwei stahlgraue Augen blitzen mich an und kurz bin ich enttäuscht, dass es nicht Drews blau ist in das ich blicke. Was ist denn heute nur mit mir los? Warum sehe ich hinter jeder Ecke Drew?

Wahrscheinlich liegt es an der Tatsache, dass mein Verstand erst jetzt so langsam realisiert, was dieses Richterurteil für uns bedeutet.
"Lewis alles okay bei dir?", holt mich die sanfte Stimme von Bennett zurück in die Gegenwart. Leicht verwirrt starre ich ihn an.
"Was machst du hier?", frage ich.
"Uns war nicht wohl dabei dich heute allein zu lassen. Daher sind wir einen Tag früher abgereist", antwortet Bennett und streichelt über meinen Arm. Aus dem Augenwinkel sehe ich eine Gestalt am Fuße der Treppe stehen. Jordan. Er hat die Arme vor der Brust verschränkt und mustert uns eindringlich. Bennett steht zu nahe bei mir. Jordan hat klare Vorstellungen über das Verhalten von Bennett. Und dies hier, geht eindeutig zu weit. Ich weiß das, denn wir befinden uns nicht das erste Mal in solch einer Situation.

Und die Erinnerung an eine Nacht vor fast zehn Jahren, schiebt sich in solchen Situationen gerne in das eifersüchtige Unterbewusstsein von Jordan. Wir alle drei waren zu unserer High-School und Collegezeit keine Kinder von Traurigkeit.
"Mach dich locker Jordan", sage ich, entziehe mich Bennetts Berührungen und gehe die Treppe hinunter.
"Schon vergessen? Ich bin verheiratet", sage ich lachend und deute auf den Ring an meinem Finger. Jordan entspannt sich etwas als Bennett ihm einen Kuss auf die Wange haucht und sich an seine Seite schmiegt.

"Warum trägst du den Ring eigentlich noch? Und was heißt du bist noch verheiratet?", fragt Jordan. Ja warum trage ich den Ring eigentlich? So ganz kann ich mir das auch nicht erklären. Es ist keine Auflage des Richters einen Ehering zu tragen.
"Euch ist bewusst, dass der Zweitschlüssel für Notfälle gedacht ist? Was treibt euch her?", antworte ich mit einer Gegenfrage.
"Lenk nicht vom Thema ab Lewis Sutton." Jordan lässt sich schwerfällig auf das Sofa fallen und zieht Bennett besitzergreifend in seine Arme. Beide sehen müde aus. Der Jetlag wird in den nächsten Stunden zuschlagen.

"Unser Scheidungstermin ist nicht so verlaufen wie ich es mir vorgestellt hatte. Der Richter war der Meinung, dass wir eine Ehe auf Probe führen sollen. Er war sehr angetan von dem Zeremonie Video." Ich seufze und versinke in den Kissen meines Sofas. "Er fand uns sehr verliebt und klar im Moment des Ja-Wortes. Und jetzt bin ich ein Jahr lang mit einem Mann verheiratet, den ich nicht kenne. Drew zieht in den nächsten Tagen bei mir ein. Auflage des Richters. Das ist eine Katastrophe. Genau vor dieser Situation bin ich doch nach Vegas geflohen. Und jetzt habe ich einen Ehemann. Für den ich keinerlei Gefühle hege." Frustriert drücke ich mir eines der kleinen Sofakissen auf das Gesicht und lasse einen Schrei der Verzweiflung folgen. Der Stoff des Kissens dämpft das Geräusch, ist aber dennoch deutlich zu hören.

"Das ist eine wirklich verzwickte Situation", sagt Jordan. Ich brumme nur zustimmend. "Aber da musst du jetzt durch. Wir sind für dich da. Du kannst jeder Zeit bei uns pennen, wenn es dir zu viel wird", erwidert Bennett und dann kehrt Stille ein. Tief in Gedanken versunken stelle ich mir die kommenden Monate vor. Es ist schwierig ein Bild zu formen. Ich kenne Drew nicht, weiß nichts über ihn. Wir wollten reden, uns kennenlernen. Dann passierte der Unfall mit dem verschütteten Bier und meine Hände auf seiner Haut.

"Er ist so jung", sage ich leise. "Einundzwanzig. Damit ist er sieben Jahre jünger als ich."
"Das ist doch nicht schlimm", antwortet Bennett.
"Ich will dieses Jahr so schnell wie möglich hinter mir bringen. Danach geht jeder seiner Wege. Die Ehe ist nichts für mich. Ohne Gefühle macht das alles auch keinen Sinn. Und ich habe definitiv keine Gefühle für Drew."

"Wo soll er überhaupt schlafen? Dein Gästezimmer ist dein Büro. Und das ist nicht gerade groß. Noch dazu bis unter die Decke vollgestopft mit Büchern." Das ist eine berechtigte Frage von Jordan. Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Diese ganze Situation überfordert mich dermaßen. Ich raufe mir die Haare und seufze lautstark.
"Keine Ahnung. Ich kann ihn schlecht hier auf dem Sofa schlafen lassen."

"Keine Sorge, ich falle dir nicht länger als nötig zur Last", höre ich plötzlich Drews Stimme. Fuck wie lange steht er schon da?

Lost memory - suddenly marrried -Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt