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"Danke für das Kompliment", antworte ich zaghaft.
"Woher hast du das gute Stück? Es ist alt, eine Antiquität." Was? Wovon redet er? Drew stößt sich vom Türrahmen ab, durchquert den Raum und bleibt vor meinem Schreibtisch stehen. Seine Finger streichen über die hölzerne Platte, ein Lächeln ziert seinen Mund. Das dunkle Holz ist ein starker Kontrast zu seiner blassen Haut. Der Schreibtisch. Er redet von meinem Schreibtisch.

"Klassische Farbgebung. Mahagoni. Dunkelbraun. Das rot der Schreibeinlage harmoniert sehr gut mit der goldenen Prägung. Unglaublich schön." Liebevoll fahren seine Hände über die Seitenverkleidung, ertasten jedes Detail, das leise Flüstern seiner Stimme, die Leidenschaft und Verzückung in der Klangfarbe. Das alles nehme ich wahr, sauge jede Regung seines Körpers auf. Warum erfreut mich das so?

Ich beobachte ihn dabei, wie seine Augen jeden Zentimeter des Tisches erfassen. Sein Mund bewegt sich leicht, aber kein Laut dringt hervor. Sein fachmännischer Blick, die Art wie er das Holz berührt, seine langen Finger die Messingbeschläge und Griffe umfährt vermitteln mir die Liebe, welche er zu seinem Beruf hat. Drew befindet sich gerade in seiner eigenen kleinen Welt.

Er kniet links neben mir und öffnet vorsichtig die Schubladen, betrachtet Verleimung und Verarbeitung der einzelnen Elemente. Ein anerkennendes Nicken und nach jedem schließen der Lade streicht sein Daumen verträumt über den Beschlag des Griffes. Die obere Schublade klemmt etwas. Aber Drew ist ein Profi und öffnet sie mit leichtem Druck und einem sanften Zug.
"Die Lade klemmt etwas. Wahrscheinlich verzogen. Ich schau mir das die nächsten Tage mal an", sagt er fachmännisch und mir kommt ein Gedanke.

"Für die Mittelschublade fehlt der Schlüssel. Ich habe keine Ahnung was da drin ist. Es ist ein Erbstück meiner Mutter." Drew umfasst meine Beine, lässt den Stuhl ein Stück nach hinten rollen und kniet somit vor mir, zwischen meinen Beinen. Meine Knie berühren leicht seine Schultern, ich versuche mich nicht zu bewegen und starre gebannt auf seinen Hinterkopf. Diese weichen an den Enden leicht lockigen Haare, tiefes schwarz beleuchtet vom matten Schein der alten Lampe. Automatisch beginnt es in meinen Fingerspitzen zu kribbeln. Bereits nach meinem Erwachen in Vegas verspürte ich dieses Gefühl von Vertrautheit und Erinnern. Aber in meinem Kopf herrschte gähnende Leere und das ist noch immer so. Ich kann mich weder an Drew noch die Hochzeit oder unseren Sex erinnern. Aber mein Körper erinnert sich sehr wohl.

"Auch das bekomme ich hin", sagt Drew und dreht sich langsam um. Seine Augen fixieren die meinen und das Bild in meinem Kopf was sich unweigerlich aus dieser Position heraus formt, ist sehr deutlich. Er leckt sich über die Lippen, erst die obere, dann die untere. Zartes rosa und der Anblick dieser sinnlichen Spitze hinterlässt eine Gänsehaut auf meinem Körper.
"Lewis." Ich schlucke trocken als Drew meinen Namen sagt. Viele Dinge liebe ich an einem Mann. Einige mehr, einige weniger. Aber an oberster Stelle, steht eine tiefe raue Stimme. Dieses kratzige Geräusch wie kurz nach dem Aufwachen. Das rauchige aus den hintersten Ecken seiner Kehle.

Fest, bestimmend, ohne jeglichen Zweifel erklingt mein Name aus seinem Mund. Drews Hände fahren forsch über meine Unterschenkel und bevor ich mir weitere Gedanken darüber machen kann, kommen seine Hände auf meinen Knien zum Erliegen. Seine Finger ziehen kleine Kreise und ein freudiges Kribbeln durchzieht meine Beine.
"Was ist das da Lewis?", fragt Drew. Sein Blick haftet nach wie vor fest auf meinem Gesicht. Ich habe mich noch immer nicht bewegt. Zu sehr bin ich gefangen in dem blau seiner Augen und dem Griff seiner Hände, die mittlerweile auf meinen Oberschenkeln liegen. Beide Daumen drücken leicht in die Haut an den Innenseiten, eine empfindliche Stelle und mein Penis zuckt verräterisch.

Ich bemühe mich nicht die Beherrschung zu verlieren, ein Stöhnen wäre jetzt doch sehr unangebracht. Drews Kopf dreht sich in die Richtung seiner Frage und ich muss nicht hinsehen um zu wissen was er meint.
"Das ist ein Bücherregal", beantworte ich seine Frage. Meine beschleunigte Atmung scheint ihm nicht aufzufallen. Zumindest sagt er nichts. Stattdessen schnaubt Drew abfällig. Ein Aufblitzen seiner Augen, ein Funke Sarkasmus. "Das ist kein Bücherregal. Das sind Bretter, die mal neben Brettern lagen, die einmal ein Bücherregal werden sollten", entgegnet er mit einer Prise Arroganz und jede Menge Selbstbewusstsein in der Stimme.

Eine weitere Komponente, die ich an einem Mann liebe. Selbstbewusstsein. Das Wissen, dass er weiß, was er will und es sich holt. Dabei aber auf seinen Partner achtet und ihn sich gut fühlen lässt. Wie selbstverständlich wandern Drews Hände unter den Saum meines Shirts. Die Fingerkuppen ertasten meine Haut, fliegen federleicht über meinen Bauch und mir wird heiß. Mein Körper reagiert sofort auf diese Berührung. Ein wohliger Schauer erfasst mich, Drew streichelt über meine Seiten, legt mit jedem Zentimeter, die sich seine erforschenden Hände weiter über meinen Körper schieben mehr von meiner erhitzten Haut frei.

Mit sehnsüchtigem Blick betrachtet er meinen entblößten Oberkörper. Seine starken Hände umfassen meine Seiten oberhalb des Brustkorbs, verweilen dort und Drew blickt mir tief in die Augen. Das blau seiner Iriden ist dunkler, ein Schleier der Lust liegt über der sonst so strahlenden Farbe. Bedächtig gleitet seine Hand über meine Brust, kommt oberhalb meines Herzens zum Erliegen. Das Trommeln in meiner Brust nimmt zu und ich schwöre, noch nie habe ich einen Mann so sehr gewollt wie in diesem Augenblick. Ein tiefes Brummen aus seiner Kehle, ich schließe meine Augen und gebe mich diesem berauschenden Gefühl von seinen Händen auf meiner Haut hin.

Pures Verlangen fließt wie flüssiges Gift durch meine Adern. Das Herz schlägt mir bis zum Hals.
"Steh auf", sagt Drew mit fester Stimme. Mein Verstand verabschiedet sich in den Urlaub, ich weiß nicht, wann er wieder zurückkommen wird, und es ist mir im Moment auch egal. Sowas von egal. Drew streift das Shirt über meinen Kopf und lässt es einfach auf den Boden fallen. Mir hungrigem Blick und funkelnden Augen scannt er meinen Körper. Seine Hände fliegen hauchzart über meinen Hals, streicheln sanft das Schlüsselbein und ein Feuer breitet sich in mir aus. Sanft stimulieren seine Fingerkuppen meine Brustwarzen, umkreisen, legen leichten Druck auf die harte Erhebung. Meine Augenlider flattern, der Atem geht stoßweise und mein harter Penis drückt gegen meine Hose.

Seine dunklen Augen fixieren meine und ich sehe die Lust in ihnen schimmern. Fasziniert sehe ich ihm dabei zu wie er jede Regung meiner Muskeln, jedes Stöhnen aus meinem Mund in sich aufnimmt. Drews Mimik ist unergründlich. Die Intimität unseres Handelns ist mir nur zu deutlich bewusst und ich weiß auch, dass wenn ich ihn jetzt nicht stoppe, es kein Zurück mehr gibt.


Lost memory - suddenly marrried -Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt