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"Mich?", fragt Drew und haucht einen Kuss auf meinen Mundwinkel.
"Ich kann nicht so weitermachen wie bisher."
"Drew", wimmere ich. Doch weiter komme ich nicht. Er legt einen Finger auf meine Lippen und sieht mich eindringlich an.
"Du trampelst nach Lust und Laune auf meinen Gefühlen herum. Wie es mir dabei geht, scheint dir völlig egal zu sein. Du kannst nicht einmal zu dir selbst ehrlich sein, geschweige denn mir gegenüber. Ich dagegen habe von Anfang an mit offenen Karten gespielt und dir signalisiert, dass ich durchaus bereit bin, um diese Ehe zu kämpfen. Um uns zu kämpfen. Ich liebe dich so sehr. Mein Herz will bei dir bleiben. Du bist einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben. Wenn du nichts an deinem Verhalten ändern willst, ertrag ich das nicht länger, Baby. Ich bin nicht halb so stark, wie ich vielleicht auf dich wirke."

"Ich habe es also versaut", sage ich schluchzend. Ist es vorbei, bevor es richtig begonnen hat? Nein. Das ist es nicht. Denn wir stecken mittendrin in dem was sich Chaos nennt. Und ich habe es zu verantworten. Die vergangenen Monate mit Drew waren schön und wunderbar. Immer wieder überraschte er mich mit Kleinigkeiten und die Mauer aus Eis, die mein erfrorenes Herz umgab, begann zu schmelzen. Langsam, aber mit nie enden wollender Geduld durchdrang seine Liebe und herzliche Wärme den eisigen Panzer und brachte mein Herz dazu im gleichen Takt wie seines zu schlagen.

"Lewis, du hast mich über die Feiertage allein gelassen. Dabei habe ich dich so oft gebeten hier zu bleiben. Ich verstehe, dass du dieses Ritual mit Terence brauchst. Nur hätte ich erwartet, dass du mich wenigstens fragst, ob ich dich begleiten möchte. Ob ich dem zugestimmt hätte, weiß ich nicht. Vermutlich schon. Aber darum geht es auch gar nicht. Du hast nur an dich gedacht. Was ich möchte war dir egal. Die Geste zählt", sagt Drew.

"Du hast es versaut. Aber sag mir eines Lewis Hurst. Bist du bereit dafür? Für uns? Ohne Hintertür, durch die du verschwindest, wenn es schwierig wird?", fragt Drew mich mit einer Ernsthaftigkeit in seiner Stimme, die keinen Zweifel zulässt. Hier und jetzt fällt die Entscheidung für ein Leben mit oder ohne Drew.
"Bereit, wenn du es bist", sage ich. Augenblicklich verwandeln sich Drews Gesichtszüge von gespannter Erwartung in freudiges Lächeln. Er strahlt über das ganze Gesicht und seine Mimik spricht Bände. Wie lange er schon diese Gefühle mit sich herum trägt, kann ich nur erahnen. Jetzt diese Worte von mir zu hören, löst ganz offensichtlich alle Bedenken und eine gemeinsame Zukunft bis in die Unendlichkeit scheint greifbar nahe. Und doch huscht auch ein dunkler Schatten über das strahlende Gesicht und das aufgeregte Funkeln in Drews blauen Augen verschwindet. Zurück bleibt ein letzter Rest Zweifel.

Ich erkenne es deutlich. Drew nimmt meine Hände in seine und sofort beginnt meine Haut zu kribbeln als die Kuppen seiner Daumen über meinen Handrücken fahren. Zärtlich malt er kleine Kreise und als ich kurz meinen Blick von ihm abwende und auf unsere Hände schaue, verstärkt er den Druck und signalisiert mir somit, dass ich ihn anschauen soll. Ein brennendes Verlangen Drew zu küssen, wird durch diesen Impuls ausgelöst und ich schlucke trocken. Der Ausdruck in seinen Augen hat sich verändert. Ich kann es nicht beschreiben. Er kämpft mit sich und den Gefühlen, welche unser Gespräch auslöst. Er ist noch immer wütend auf mich. Aber er steckt auch voller Liebe.
"Als du mir gestern sagtest, dass du noch nicht weißt, wann du nach Hause kommst, war ich so unsagbar wütend. Ich musste mich sehr zusammenreißen und mehrere Male tief durchatmen um dir nicht sämtliche Beleidigungen, die ich kenne an den Kopf zu werfen. Aber noch größer als die Wut, war die Enttäuschung. Dein wieder mal egoistisches Verhalten hat eine Grenze überschritten und meine Geduld ist wirklich am Ende. Wärst du nicht nach Hause gekommen, wäre ich gegangen. Ich kann das nicht länger. Die ständigen Zurückweisungen, wenn es darum geht, aus dem Lockeren etwas Festes zu machen. Du hast Angst. Das verstehe ich und es ist okay. Mir geht es ähnlich. Aber Baby, wir leben doch bereits wie ein richtiges Paar. Wir sind sogar verheiratet. Unfreiwillig zwar, aber verheiratet. Ich möchte es nicht mehr missen. Du hast mein Herz in deiner Hand Lewis. Du solltest wissen, dass ich Bedenken habe, ob du Morgen noch genauso darüber denkst wie heute."

"Das werde ich. Das tue ich. Ich will mit dir zusammen sein", sage ich und neue Tränen sammeln sich in meinen Augen. Ich kann sie nicht zurückhalten. So sehr ich es auch versuche, immer mehr dicke Tropfen verlassen meine Augen und ziehen eine feuchte Spur von den Wangenknochen hinunter zum Kinn. Glitzernde tropfenförmige Gebilde zerplatzen auf unseren Händen. Drew löst seinen Griff und nimmt mein Gesicht zwischen seine Hände. Eindringlich sieht er mich an und die nächsten Worte so wunderschön geformt aus seinem Mund mit den sinnlichen Lippen lassen mich laut schluchzen und um meine Beherrschung ist es endgültig geschehen.
"Ich liebe dich", haucht Drew und seine Lippen berühren hauchzart meine Nasenspitze. Sanft streifen sie über mein vom Weinen erhitztes Gesicht und Drew küsst sich die Tränenspur entlang zu meinen Lippen. Jede Berührung löst einen wohligen Schauer aus und das laute Pochen meines Herzens ist mal wieder die einzige Melodie um uns herum.

Sehnsüchtig empfange ich die süße Sünde und das Prickeln in den Nervenenden meiner Fingerspitzen war noch nie so stark wie gerade jetzt. Weich und warm legen sich Drews Lippen auf meine und augenblicklich habe ich Gänsehaut am ganzen Körper. Die Süße seiner Lippen habe ich so sehr vermisst. Das Aroma von Minze und Drew vermischt sich mit dem Salz meiner Tränen. Wir haben uns bereits oft und viel geküsst. Und doch ist dieser Kuss nichts im Vergleich zu allen anderen vorher. Vorsichtig tastend gleiten seine Lippen über meine und prompt verfällt mein Körper in eine Starre. Bloß keine Regung um den sinnlichen von Liebe und tiefster Zuneigung geprägten Kuss nicht zu unterbrechen. Ich fühle mich wie ein Teenager bei seinem ersten erotischen Abenteuer. Wohlige Wärme breitet sich in meinem Inneren aus und eine Armee von Schmetterlingen schlägt mit ihren seidig weichen Flügeln gegen meine Magenwand.

Euphorie und Ekstase stehen nicht im Vordergrund. Stattdessen genieße ich diesen Moment und wünschte, er würde nie vergehen. Es ist unser erster Kuss als festes Paar. Ich küsse meinen Ehemann und sollte ich beschreiben, wie es sich anfühlt, so könnte ich das nicht. Denn dieses Gefühl ist unbeschreiblich. Verglichen mit unserem ersten Kuss im Central Park, der eine Explosion aus Geschmäckern und Empfindungen war, ist dieser hier sanft und rein. Liebe. Pure Liebe und das Wissen, dass egal was passiert, Drew und Lewis ein Ganzes sind.


Lost memory - suddenly marrried -Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt