Kapitel 3

813 91 24
                                    

Nachdem ich mir die nötigsten Sachen Zuhause in einen Rucksack gesteckt und mit auf die Wache gefahren war, saß ich dort und wartete darauf, dass meine Mutter mich abholen kommen würde.

Es war ziemlich einfach, zu verstehen, was passiert war.
Ich war adoptiert und meine Eltern tot, weshalb ich nun zu meinen leiblichen Eltern gehen musste, da ich anscheinend mein Leben lang am falschen Tag Geburtstag hatte und somit noch nicht volljährig.
Es zu akzeptieren, war wiederum etwas anderes.

Wieso meine Mutter ihn abgestochen hatte, konnte ich auch verstehen. Hätte sie es nicht getan, hätte ich es wahrscheinlich eines Tages hinter mich gebracht. Der Kerl war einfach nur ein Dreckssack. Meine Mutter hatte ein besseres Leben verdient. Auch mit ihr lief nicht immer alles rund, aber sie hatte sich wenigstens noch um mich gekümmert.

Ich saß inzwischen seit 20 Minuten auf der Wache und noch immer war keine Spur von der Frau, die sich meine leibliche Mutter nannte. Wenn sie nicht einmal pünktlich sein konnte, konnte ich mir schon vorstellen, was für eine das war. Vor allem eine, die ihr Baby weggeben hatte.

Natürlich gab es viele Gründe, um sein Kind wegzugeben. Sie hätte sich aber wenigstens melden können. Dafür sorgen, dass sie mit mir im Kontakt stand. Ich schien ihr jedoch scheißegal gewesen zu sein und nun sollte ich bei ihr leben?

Das Klappern schicker High Heels war nicht zu überhören, als eine Frau Mitte 30 die Wache betrat. Arm sah die auf jeden Fall nicht aus. Sie begab sich zur Rezeption und fragte nach einem Clay Barnes und da wurde mir klar, dass diese Frau meine Mutter gewesen sein musste.
,,Hallo, mein Name ist Jenna Corsohn. Ich bin die Mutter von Clay Barnes.''

Ich war so schockiert und wütend zugleich zu sehen, dass sie es ihr Leben lang wohl gut hatte, während ich in einer Gegend, die sie nicht einmal annähernd mit ihren schicken High Heels betreten würde, unter armen Verhältnissen aufgewachsen war. Nicht einmal aufstehen von diesem beschissenem unbequem Stuhl wollte ich.

Herr Vendel, der Polizist, kam auf mich zu, um mir zu sagen, dass meine Mutter da war, um mich abzuholen. Ich stand auf, schnappte mir meinen Rucksack und lief an ihr zur Türe vorbei.

,,Bevor ich mit dieser scheinheiligen Tussy, die sich traut meine Mutter zu nennen, gehe, bleibe ich lieber obdachlos im Ghetto Viertel, in dem ich aufgewachsen bin'' rief ich dem Polizist sowie ihr zu, bevor ich aus der Wache und wegrannte.

Ich hatte keine Ahnung, wohin es mit mir gehen würde. Nur eine Person kannte ich, zu der ich hätte gehen können. Die Frage war nur, ob er mich auch aufnehmen würde. Mein alter bester Freund Karl.

Ich stand vor seiner Haustüre und klopfte an. So wie ich seine Mutter kannte, trieb sie sich wieder mit irgendwelchen Männern auf der Straße herum, was gut war, da er somit alleine Zuhause war.
Als er die Türe öffnete, verdrehte er seine Augen, während er die Türe offen und mich stehen ließ. Ich betrat das kleine alte ranzige Haus und lief ihm in sein Zimmer hinterher.

,,Was willst du hier?'' fragte er mich.
,,Ich brauche eine Bleibe.''
,,Du bist der einzige, der mir dazu einfällt'' gab ich zu.
Er musterte mich.

,,Hat dich dein Vater wieder rausgeschmissen oder was?'' fragte er.
,,Der ist tot, meine Mutter auch'' antwortete ich, woraufhin er mich irritiert anstarrte.
,,Lange Geschichte'' sagte ich.

Er seufzte.
,,Du tauchst bei mir nur auf, wenn du irgendetwas von mir brauchst. Ist dir das eigentlich mal aufgefallen?'' kam es von ihm.
,,Nachdem du aufgehört hast zur Schule zu kommen, hast du auch aufgehört dich bei mir zu melden. Aufgehört, nach mir zu fragen.''

,,Ich weiß, dass ich dir kein guter Freund bin und das tut mir auch leid. Du weißt doch was für abgefuckter Scheiß in meinem Leben passiert'' entgegnete ich ihm.
,,Ach und das nur in deinem?'' zischte er.
,,Jeder von uns hier hat abgefuckte Scheiße in seinem Leben, Clay. Das ist nun mal die Bestimmung von Leuten wie uns.''

Es herrschte für wenige Sekunden Stille.
,,Du kannst auf der Couch pennen, meine Mutter kommt eh wie immer zugedröhnt nach Hause und bekommt von nichts mit'' sagte er dennoch.
,,Danke'' bedankte ich mich bei ihm und lief ins Wohnzimmer in die Ecke, wo die alte eigentlich schon versiffte Couch stand.

Lieber würde ich mein Leben aber auf der versifften Couch verbringen, als auch nur einen Schritt in das billige Haus dieser Tussy zu machen.


----------------------------------↓----------------------------------

Es war echt schwierig zu entscheiden, ob Nick oder Karl der alte beste Freund von Clay wird. Habe mich aber dann doch für Karl entschieden, da Nick den Platz bei George einnehmen muss, da wir sonst kaum Nick Material in der Ff hätten. Und was ist eine Dnf Ff mit Drama ohne unseren Liebling Nick? 👀

RipoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt