Kapitel 25

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Nachdem George mir Stück für Stück erzählt hatte, was passiert war, brauchte es wirklich Anstrengung nicht auszurasten. Mir war jedoch aufgefallen, dass er nicht einmal einen Namen erwähnt hatte.

,,Wer war es?'' fragte ich also. Er wischte meinem Blick aus.
Wieso wollte er mir nicht sagen, wer ihm das angetan hatte?
,,Ich...ich kann es dir nicht sagen...'' murmelte er.
,,Weshalb?'' fragte ich verwirrt.
,,Weil du dich vor mir ekeln wirst.''

Sichtlich irritiert und verwundert starrte ich ihn von der Seite an.
,,Wieso sollte ich mich vor dir ekeln?''
,,Du bist das Opfer und nicht der Täter, George'' erinnerte ich ihn daran.

Für wenige Minuten herrschte wieder Stille. Als ich gerade etwas sagen wollte, kam er mir zuvor.
,,Es war Mickey'' Ruckartig richtete sich mein Blick wieder auf ihn, mit geweiteten Augen. Hatte er gerade wirklich das gesagt, was ich verstanden hatte?

,,Mickey...Milkovich?'' fragte ich zögerlich nach, woraufhin er nickte. Ich schluckte. Der einzige in diesem verkacktem Loch hier, der mir wie ein wahrer Freund vorkam, hatte ihm das angetan?
,,Ich versteh das nicht...wieso Mickey? Wie kommt das zustanden?'' sprach ich meine Gedanken zu laut aus.

,,Mickey und ich waren vor etwas längerer Zeit jetzt mehr oder weniger ein Paar. Er wollte es nie öffentlich machen, immer geheim halten. Als ich eines Tages zu ihm nach Hause bin, habe ich ihn mit einem anderen im Bett erwischt. Danach hat er mich auch so behandelt, als wäre das zwischen uns nie etwas Ernstes gewesen, also habe ich das zwischen uns beendet...'' erzählte er mir daraufhin.

Ich stand vom Bett auf, lief hin und her und fuhr mir seufzend durch die Haare.
,,Ihr hattet was am Laufen?'' entfuhr es mir währenddessen.
,,Ich hätte dir was Mickey angeht ehrlicher sein sollen, tut mir leid...'' entschuldigte er sich.
Irritiert starrte ich ihn an.
,,Nein George. Wenn einem etwas leidtun sollte, dann Mickey! Nur, weil ihr mal was am Laufen hattet, hat er nicht das Recht sich an dir zu vergreifen!''

Ich suchte meine Schuhe und zog sie mir an.
,,Was tust du?'' fragte er mich.
,,Dem Wichser das geben, was er verdient hat!'' George stand vom Bett auf und schaute mich ernst an.
,,Tu es nicht, bitte.''
,,Du glaubst Mickey durch eure kleinen Treffen zu kennen, aber du hast keine Ahnung, wozu er in der Lage ist!''

Ich richtete mich wieder auf, nachdem ich mir die Schuhe zugebunden hatte und schaute ihm in die Augen.
,,Dann hast du noch keine Ahnung, wozu ich in der Lage bin'' entgegnete ich ihm.
,,Ich glaube du hast vergessen, wer und wie ich aufgewachsen bin und woher ich komme, George.''

In seinem Blick veränderte sich etwas, doch sagen tat er nichts mehr.
,,Er muss zur Rechenschaft gezogen werden. Er bekommt das, was er verdient'' sagte ich, drehte mich um und lief zur Türe, als er meinen Namen rief.

Ich drehte mich wieder um und schaute ihn an. Noch nie hatte er mich mit einem so anflehenden Blick angeschaut.
,,Sei nicht wie er...bitte...'' murmelte er.
,,Ich will nicht noch so jemanden wie ihn in meinem Leben haben, ich kann das einfach nicht mehr...''

Er wollte nicht noch so jemanden wie Mickey? George schien die Tatsache, dass Mickey und ich uns wahrscheinlich ähnlicher waren, als er wusste oder sah, auszublenden. Wir beide kamen aus einem verschmutzten Ghetto. So waren wir einfach, schon immer.

Aber wenigstens für den Moment konnte ich ihn denken lassen, dass ich Mickey nicht ähnlich war, in dem ich hier blieb. Das hieß jedoch nicht, dass ich ihn wann anders nicht dafür büßen lassen würde.
,,Okay, ich halte mich zurück'' sagte ich also.


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Denkt ihr, dass er Georges Vertrauen verlieren wird, wenn er sich doch an Mickey für die Sache vergreift? 👀



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