Kapitel 31

686 84 54
                                    

,,Was tust du hier?'' fragte er mich. Erwartungsvoll starrte er mich wartend auf eine Antwort an, doch ich konnte ihm keine darauf geben. Ich wusste doch selbst nicht einmal, was ich mir dabei gedacht hatte. Daher konnte ich nur seufzen und auf den Boden starren.

,,Hör zu...'' fing er an, woraufhin ich ihn wieder anschaute.
,,Mir fällt das genauso schwer, okay? Es macht es aber auch nicht leichter, wenn du dich nachts in mein Zimmer schleichst oder mich tagsüber mit diesem Gesichtsausdruck anstarrst'' fuhr er fort.
,,Zudem es deine Entscheidung war, daher verstehe ich dein Verhalten sowieso nicht'' fügte er hinzu.

,,Ich wollte das nicht...'' gab ich murmelnd zu.
,,Du hattest nicht ganz unrecht, wir sind einfach zu verschieden, George'' antwortete er.
,,Vielleicht passen wir für einen einzelnen Moment mal kurz zusammen, doch nicht auf Dauer.''
Seine Worte verpassten mir Stiche in der Brust.

Ich konnte es nicht kontrollieren, meine Augen füllten sich mit Tränen. Wann wurde ich nur zu so einer verdammten Pussy?
,,Ich kann das nicht'' entgegnete ich ihm.
,,Was kannst du nicht?'' fragte er.
,,Dich verlieren...''

Er seufzte und schien nachzudenken.
,,Komm her'' sagte er plötzlich, woraufhin ich ihn zunächst verwirrt anstarrte, doch mit langsamen Schritten auf ihn zulief. Er machte Platz sodass ich mich neben ihn legen, beziehungsweise setzen konnte.

,,Für diese Nacht kann es eine Ausnahme geben, aber morgen wird sich nichts ändern'' sagte er.
,,Und jetzt hör auf zu heulen, das passt nicht zu dir'' scherzte er, während er seinen Arm um mich legte und mein Kopf sich automatisch an seine Schulter legte.

Diese Nähe, dieser vertraute Umgang war genau das, was ich vermisst hatte - diesen Clay hatte ich vermisst. Vielleicht würde sich morgen, wenn ich meine Augen öffnen würde, nichts geändert haben, doch wenigstens für eine Nacht konnte es sich so anfühlen, als würde es das.

Clays PoV

Wo war ich nur gelandet?
Aus einem Kaff, einem Haus, in dem mir nur schlechtes widerfahren war und Eltern, die nicht einmal ihr eigenes Leben im Griff hatten, sich aber einen Sohn ins Haus holten in ein Bett, in dem ich jemanden im Arm hielt, der anscheinend nicht von mir loskommen konnte.

Zugegeben fiel es mir auch wirklich schwer. Mir war in meinem Leben schon viel Scheiße passiert und begegnet. Menschen kamen und gingen wieder. Mir hatte es auch nie wirklich viel ausgemacht, doch George? Er war etwas anderes. Er hatte mich verändert, so ungern ich es auch wahrhaben wollte.

Ich würde nicht sagen, dass er mich zum Waschlappen gemacht hatte, doch mehr oder weniger zu einem Softy. Gefühle hatten in meinem Leben nie wirklich eine Rolle gespielt und seit das zwischen ihm und mir so eskaliert war, drehten sich all meine Gefühle im Kreis.

Es war jedoch auch zu beachten, dass wir einfach zu unterschiedlich für den jeweils anderen waren. Er selbst hatte schon mehrmals gesagt, dass er so jemanden wie mich nicht mehr in seinem Leben haben wollte, was ich verstehen konnte.

In drei Tagen war mein 18. Geburtstag.
Der Tag, an dem ich offiziell von hier verschwinden durfte.
Für mich war von Anfang an schon klar, dass ich nicht hier bleiben würde und ich dachte, dass George das wissen würde, doch da war ich mir mittlerweile nicht mehr so sicher.

Ich hatte vor Tagen bereits abgeklärt, zu wem, beziehungsweise mit wem ich vorerst zusammenziehen würde. Ich hatte keine Ahnung, wie sehr er wirklich an mir zu hängen schien, doch dass ich aber nicht hier bleiben würde, stand seit meiner Ankunft schon fest.


----------------------------------↓----------------------------------

Your thoughts?👀

RipoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt