Kapitel 16

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Inzwischen waren zwei Stunden seit der Auseinandersetzung mit Jenna vergangen. Noch immer stand ich am Fenster und rauchte. Selbst etwas vom Koks zog ich, denn Gefühle bildeten sich in mir, die mir fremd waren. Gefühle wie Schuld und Mitleid.

Warum sollte ich Mitleid mit ihr haben? Hatte mit mir je einer Mitleid? Vielleicht hatte sie keine einfache Zeit, doch die hatte ich genauso wenig. Ich war ein Baby, welches hilf und kraftlos den Menschen ausgeliefert war.

Ich trug Hass, Schmerz, Trauer und Leiden in mir, welches niemand verstehen konnte, der nicht ansatzweise so aufgewachsen und leben musste. Niemand, der aus dieser Gegend kam und sein Leben lang auf sich alleine gestellt war.

Mein Leben wurde mir von und durch andere Menschen dermaßen versaut, dass ich selbst heute noch hilf und ahnungslos war. Was ich jedoch wusste war, dass ich niemals ein richtiges Leben führen würden könnte.

Ich sah nicht so aus, wie diese verdammten verkorksten Schnöselkinder, die in dieser tollen und schicken Gegend aufgewachsen waren. Die Pläne für ihre Zukunft hatten, statt sich jeden Tag zu fragen, ob sie diesen heil überleben würde.

Während sie lernten, wie man ein Geschäft aufbaut und führt, war meine Aufgabe zu lernen, wie ich Drogen und anderen Scheiß, ohne von der Polizei erwischt zu werden, verticken konnte, um mir ein beschissenes Sandwich, dass einmal nicht verschimmelt war, kaufen zu können.

George war einer dieser Menschen. Er hatte keine Ahnung, wie das echte Leben da draußen war. Vermutlich hielt er mich nur für ein weiteren hoffnungslosen Fall in der Gesellschaft, doch in meinem Leben würde er nicht einmal einen halben Tag überleben können - keiner dieser Wichsgeburten hier außer Mickey, denn er kam aus derselben Gegend.

Mit meiner Adoptivmutter hatte ich auch meine Probleme, doch sie war immer die einzige Person aus meinem Leben, die sich irgendwo doch ein kleines Stückchen für mich interessiert hatte, wenn sie mal nicht mit Heroin oder sonst einem Scheiß zugedröhnt war.

Den Tod hatte sie nicht verdient. Das Leben hatte sie sich nur genommen, da sie Ben ab gemuckst hatte, um uns beide befreien zu können, sie jedoch hinter Gitter gelandet wäre, was sie nicht überlebt hätte in ihrem Zustand.

Karl war mal mein bester Freund. Ich hatte keine Ahnung, was wir heute überhaupt noch waren. Mit ihm hatte ich es mir schon viel zu oft verspielt. Er war immer für mich da, wenn ich seine Hilfe brauchte, doch ich war nie für ihn da, wenn er meine brauchte. Ich war kein guter Freund, ich achtete nur auf mich selbst.

Ich bemerkte, wie mir eine Träne die Wange hinunterlief, während ich an einer weiteren Zigarette zog. Es war hart zu realisieren, was für ein beschissenes Leben man hatte und sich niemals ändern würde, weil es einem bestimmt war.

Schwäche zeigte ich normalerweise nie. Ben hatte mir immer beigebracht, dass Schwäche etwas für Hosenscheißer war, die ein Chromosom zu viel mit sich trugen. Die keine richtigen Männer waren. Gott, wie ich diesen Typen noch immer abgrundtief hasse. Am liebsten würde ich ihn noch einmal ins Grab befördern.

Während ich in Gedankenversunken war bekam ich nicht mit, wie jemand mein Zimmer betrat. Erst, als ich die paar Schritte wahrnahm, mich umdrehte und George dort stehen sah, der mich anschaute und musterte.


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Was George wohl jetzt da will so random?🤔



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