Kapitel 2

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Während ich Sachen vor mich hinmurmelte und noch immer die Straße hinunterlief, setzte ich mich irgendwann auf eine Bank. Zum Glück trug ich irgendwelche Schlappen, die ich mir angezogen hatte, bevor ich nach unten gelaufen war. Ansonsten würde ich jetzt barfuß herumlaufen.

Meinen Schlüssel hatte ich nicht dabei, der lag in meinem Zimmer, welches ich wohl sowieso nie wieder sehen würde. Alles, was ich bei mir hatte, war mein Handy. Ich hatte nicht einmal mein Portemonnaie bei mir, um mir irgendwas kaufen zu können.

Alle meine Geburtstage waren scheiße, aber dieser toppte wirklich alles.
Ich war froh, dass diese Versager nicht meine Eltern waren, dennoch hatten sie mich ebenfalls als Versager großgezogen.

Wenn sie also nicht meine richtigen Eltern waren, wo waren sie dann? Hatte es sie nicht interessiert, wo ihr Kind gelandet war? Bei was für Leuten? Ich schätzte, meine richtigen Eltern waren genauso Arschlöcher oder Versager.

Hatte ich vielleicht sogar einen Bruder? Eine Schwester? Beides?
Fragen, die mir durch den Kopf schossen, auf die ich wahrscheinlich auch nie eine Antwort bekommen würde.

Es war mir aber auch egal.
Ich wollte meine leiblichen Eltern nicht einmal kennenlernen. Wäre ich ihnen wichtig, hätten sie mich nicht einmal weggegeben.

Ich wäre nie in diesem Drecksloch gelandet und unter diesen Bedingungen aufgewachsen, wenn sie mich nicht weggegeben hätten. Naja, ich wusste zwar nicht unter welchen Bedingungen sie zum Beispiel lebten, aber sicher eine bessere als ich es tat.

Als ich noch etwas jünger war, hatte ich mir geschworen an dem Tag, an dem ich 18 werden würde, meinem Vater eine reinzuhauen und von Zuhause zu verschwinden. Ich schätzte, mein Wunsch ging in Erfüllung, auch wenn etwas anders als erwartet.

Es verging circa eine Stunde, als mein Handy in der Hosentasche anfing zu vibrieren.
Auf dem Display stand der Name meiner Mutter. Ich überlegte einfach nicht heranzugehen, aber sie war immer diejenige der beiden, die sich irgendwo doch noch ein Stück um mich gekümmert hatte.

Als ich heranging, ertönte jedoch nicht ihre, sondern eine etwas ältere und männliche Stimme.
,,Clay Barnes?''
,,Ja?'' entgegnete ich in den Hörer.
,,Hier spricht Herr Vendel von der Polizei. Wo befinden Sie sich gerade?'' fragte er.
,,Ich sitze die Straße runter auf einer Bank, warum?''
,,Kommen Sie bitte nach Hause. Es gibt etwas, dass mit ihnen sofort persönlich beredet werden muss.'' Irritiert legte ich auf.

Ich streckte mich noch einmal und stand auf. Während ich die Straße wieder hinauflief fragte ich mich, warum die Polizei das Handy meiner Mutter hatte und wieso sie mich anriefen. Wahrscheinlich hatten sie die Drogen meines Vaters gefunden und mich nun als Mittäter im Visier oder so ein Scheiß.

Als ich am Haus ankam, waren Polizeiwagen und zwei Krankenwagen auf der Straße zusehen. Die zwei Krankenwagen fuhren jedoch gerade los. Unbedacht lief ich ins Haus und in die Küche, wo ich zwei Polizisten stehen und in der Küche Blut verteilt sehen sah.

,,Was für eine scheiße - '' fing ich an und stoppte, als sie sich umdrehten und mich anschauten.
,,Sind Sie Clay Barnes?'' fragte mich einer der zwei Typen. Seine Stimme kam mir bekannt vor, er musste das vorhin am Handy gewesen sein. Ich nickte.
,,Lassen Sie uns in einen anderen Raum gehen'' sagte er und lief mit mir in Richtung Haustüre wieder.

,,Die Nachbarn haben vor einer Stunde Lärmbelästigung und Verdacht auf häusliche Gewalt bei der Polizei gemeldet. Als wir hier ankamen, wurden Ihre Eltern beide tot aufgefunden'' fing er an zu erzählen.

,,Wir gehen davon aus, dass es zu einem gewalttätigen Streit zwischen Ihren Eltern kam, woraufhin Ihre Mutter nach einem Messer und auf Ihren Vater eingestochen hat. Da sie ebenfalls Stichwunden aufweist, gehen wir davon aus, dass sie sich nach dieser Tat das Leben genommen hat'' fuhr er fort.

Ich war sprachlos und hatte absolut keine Ahnung, was ich sagen sollte. Meinem Vater hätte ich das Morden eher angetraut, da meine Mutter nur eine einfache Diebin war. Sie musste die Verfassung nach der Prügelei mit mir und ihm verloren haben.

Er zuckte auf einmal die Geburtstagskarte hervor.
,,Wir haben Sie prüfen lassen und müssen Ihnen leider noch weitere Sachen mitteilen. Eine davon scheinen Sie bereits zu wissen'' sagte er.

,,Was ist das andere?'' fragte ich.
,,Sie und auch Ihre Adoptiveltern scheinen zu glauben, dass heute ihr Geburtstag wäre. Ihr Geburtstag ist jedoch der 16.9 und nicht der 11.8.''
Ich konnte nicht anders, als anfangen, spöttisch zu lachen. Sie wussten nicht einmal, wann ich wirklich Geburtstag hatte oder hatten es einfach vergessen und sich ein neues ausgedacht.

,,Heißt das ich bin immer noch 17?'' fragte ich, woraufhin er nickte.
,,Da Sie noch minderjährig sind und es keine aufzufindenden Verwandten Ihrer Adoptiveltern gibt, mussten wir Ihre leibliche Mutter kontaktieren, die Sie auf der Wache empfangen wird.''

Meine leibliche Mutter?
Die Mutter, die mich als Baby in die Klapse für Babys gebracht hatte?
Der Tag wurde doch immer besser, an meinem Geburtstag.


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In dieser Ff erwartet euch so viel Drama, Liebe, Hass und Trauer, haha.



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