Kapitel 34

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„Also, wer ist der Glückliche?" Eli verschränkt verlegen ihre Arme. Wir sitzen in einem Café, das sich direkt auf dem Campus befindet. Da ich nach dem Vorfall in der Uni nicht unbedingt alleine nach Hause gehen wollte, habe ich Eli gesagt, dass meine Bauchschmerzen schon besser sind und wir uns noch einen Kaffee holen können damit sie mir die Geschichte erzählen kann. „Also. Ich darf eigentlich nicht wirklich darüber reden." Ihr Gesicht verfärbt sich rot. Ich werfe ihr einen fragenden Blick zu. „Wir haben uns im Sommer heimlich getroffen und er ist ein wenig älter. Das ist alles was ich darüber sagen kann." Ihre Worten versetzen mir einen Stich. Für einen kurzen Moment - nein. Das ist unmöglich. „Okay - ein Fakt noch: Sein Name beginnt mit einem ‚S'". Wie eingefroren sitze ich da und bewege mich keinen Millimeter. „Du kennst ihn." Jedes Wort macht meine Vermutungen etwas klarer. Kann das wirklich sein? Plötzlich dreht sie sich um und verfällt in eine Schockstarre. Dann lehnt sie sich zu mir vor. „Oh mein Gott - jetzt kommt er hierher!" Ich wage einen Blick zum Eingangsbereich und sehe ihn in unsere Richtung kommen. Ich wende den Blick ab und starre auf den Kaffee in meiner Hand. Bitte lass ihn nicht hierherkommen. Das würde er nicht machen. Mein Kopf malt sich die schlimmsten Bilder aus. Was wenn er zu Eli geht. In mir machen sich Gefühle breit, die ich vorher noch nicht gefühlt habe. Ich wage einen Blick in seine Richtung - er steht direkt vor mir. Seine Kollegen, oder wie er diese auch immer nennt, haben sich bereits auf einen Tisch etwas weiter weg von uns gesetzt. „Guten Tag Sophia. Schön, dich hier zu treffen". Ich versuche mich zusammenzureißen und halte für einen kurzen Moment inne. „Hi." Eli fällt gleich die Kinnlade herunter. Ich kann an ihrem Blick erkennen, dass sie ihn definitiv nicht gemeint hat. Ein Stein fällt mir vom Herzen. „Das hier ist Eli, eine Freundin und Studienkollegin. Sie fand die Rede toll". Er nickt. „Eli - schön Sie zu treffen". Er schüttelt ihre Hand und Eli bringt kein Wort heraus. Das kenne ich allzu gut. Sein Blick wandert zurück zu mir. „Und du?". Was soll mit mir sein? Ich zögere einen Moment mit meiner Antwort. „Ich fand den kurzen Vortrag interessant. Klingt ganz so, als ob du dich mit dem Thema intensiv auseinandergesetzt hättest." Er schmunzelt. „Kann man so sagen." Er wendet den Blick nicht ab. Ich versuche standzuhalten doch verliere - ich checke ob Eli noch lebt. Sie sitzt nach wie vor mit einem starren Gesichtsausdruck da und beobachtet die Situation. „Es war schön dich zu treffen-". Sein Blick wandert kurz zu Eli. „Es hat mich sehr gefreut - ich wünsche euch einen schönen Nachmittag und hoffe, man sieht sich bald wieder". Ich muss mich zusammenreißen, Eli darf nicht merken was hier läuft. Warum muss er das so provozieren? Eli presst ein leises ‚Ebenso' heraus und ich nicke bloß. Würde ich etwas sagen, hätte ich keine Kontrolle darüber, was dabei heraus kommt. Denn umso mehr ich an vorher denke, umso lieber würde ich nun mit ihm an einem Tisch sitzen. Alleine. Wo uns niemand sehen kann. Ich schüttle den Kopf. „Oh mein Gott. Was war das denn eben? Warum kennt er dich??" Eli packt mich am Arm. Ich schaue hinab auf ihre Hand und löse mich. „Eli, alles okay bei dir?". Sie atmet laut. Ich muss lachen. Er macht mich nach wie vor nervös, jedoch kann ich mich in solchen Situationen zusammenreißen. „Mary hat mich mal zu einem Vortrag ins Parlament mitgenommen und außerdem war er schon öfter's im Café". Ich versuche so normal wie möglich zu klingen. Eigentlich wäre es realistischer, wenn ich auch ausflippen würde. Ich schaue unauffällig an Eli vorbei zu seinem Tisch. Er nimmt gerade Platz und die Kellnerin kommt sofort zu ihm gerannt. In mir macht sich ein ungutes Gefühl breit. Die Kellnerin lacht verlegen und versucht ihn in ein Gespräch zu verwickeln. Ich kann nicht hören, was er sagt. Man kann ihm auch nicht ansehen, ob er sich geschmeichelt fühlt oder was er überhaupt fühlt - er hat einfach sein freundliches Gesicht aufgesetzt. „Sophia?". Eli fuchtelt mit ihrer Hand vor meinem Gesicht. „Ja?". Sie dreht sich ebenfalls um. Wir haben nun seine Aufmerksamkeit - na toll. Jetzt denkt er bestimmt wir reden über ihn oder ich erzähle ihr etwas über uns. „Ich hab mit dem Bundeskanzler gesprochen!". Ich versuche sie ein wenig abzulenken, doch das klappt eher weniger. „Was wolltest du mir nun erzählen? Was ist im Sommer passiert?". Sie hört mir gar nicht richtig zu. „Was hast du mit ihm im Café gesprochen?". Ich verdrehe die Augen. „Eli, er ist auch nur ein Mensch." Sofort schießen mir Erinnerungen durch den Kopf. Als ich in seinem Bett in seinem Shirt aufgewacht bin. Als er mich im Club verteidigt hat und seinen Fahrer ins Zimmer von Mary geschickt hat, um mich rauszuholen. Eli zieht die Augenbrauen hoch. „Ein Mensch, gegen den niemand eine wirkliche Chance hat". Ich fühle mich unwohl, wenn andere so über ihn sprechen. Ich hätte mir das von Eli nie gedacht - ich meine, ich weiß, dass Mary so über ihn denkt aber Eli?

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 25, 2022 ⏰

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Die romantische Seite der Politik (Sebastian Kurz)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt