Es ist der erste Tag, an dem ich richtig aufschnaufen kann. Die nächsten sechs Wochen habe ich Pause von der Uni und kann mal so richtig Dampf ablassen und entspannen. Ich gehe den Campus entlang und sehe auch schon meine beste Freundin Mary, die freudig auf mich wartet. Ich kann mir schon denken, was sie vorhat. Freudig klatscht sie in die Hände, als ich sie erreiche. "Sophia!!! Was hat denn da so lange gedauert??". "Hey, entspann dich, ich musste noch eine Arbeit abgeben und meinen Spind räumen." Mary schaut mich fragend an, als hätte sie etwas nicht verstanden. "Warum zur Hölle nimmst du all deine Bücher mit? Wir werden jeden Tag feiern!! Nicht lernen, das machen wir schon lange genug!". Ich seufze. Diese Art von Gespräch gibt es öfter, als mir lieb ist. Jedes einzelne Mal muss ich ihr erklären, wie wichtig mir meine Noten sind und wie wenig ich fürs Feiern übrig habe. Doch nicht heute, viel zu lange habe ich mein Versprechen, in einen Club mitzukommen, immer wieder aufgeschoben. "Weißt du was, du kannst froh sein, meine beste Freundin zu sein, sonst hätte ich dich schon längst stehengelassen, wie du diesen einen Typen .... wie hieß er noch schnell? Alex? Kommt der heute auch mit?" Ich lege einen Arm um sie. Ihre Augen strahlen. "Das heißt du kommst wirklich mit? Heute? Ich glaub ich raste aus!!!" Sie legt ebenfalls einen Arm um mich. "Ich verspreche dir, du wirst so viel Spaß haben, wie noch nie zuvor."
Ich steige aus der Bahn aus, und gehe in Richtung meine Wohnung. Es gibt zwar die Möglichkeit, direkt am Campus zu wohnen, doch ich wollte Privat und Uni trennen. Angekommen, in meiner 4 - Zimmer Wohnung, lege ich meine Tasche ab, und setze mich auf die Couch. Zurzeit habe ich einen Job in einem noblen Cafè, bei dem ich gut verdiene. Meine Eltern steuern aber die Hälfte zur Miete dazu, da sie nicht wollen, dass ich mehr als 20 Stunden in der Woche arbeite, damit ich "den Fokus auf das Wesentliche", warum ich in Wien bin, nicht verliere: mein Studium. Ich schaue mich um. Im Wohnzimmer steht ein großer Flachbildfernseher und darüber hängt ein Bild von mir und Mary. Wir denken über's Zusammenziehen nach, da ich nicht mehr von meinen Eltern abhängig sein möchte. Mary wohnt am Campus und deshalb fällt die Entscheidung, wer was aufgibt, nicht schwer. Genug Platz hätten wir hier auf jeden Fall. Das Vibrieren meines Handy's reißt mich aus meinen Gedanken. "HALLOOO". "Hallo Mary, was gibt's?". Ich schmunzle, denn in den zwei Jahren, die ich sie nun kenne, kann ich mich auf vielleicht zwei Male erinnern, an denen sie eine Begrüßung, in einer normalen Lautstärke von sich geben konnte. Doch genau das mag ich an ihr, sie verbreitet diese total glückliche Laune. "Ich hoffe dein Lockenstab läuft bereits heiß und du hast einen Eyeliner in der Hand. In drei Stunden geht's los!!!" Ich blicke auf die Uhr. 18:46. "Ich mache mir heute keinen Eyeliner" "Sophia Elena Hofmann! Du nimmst sofort deinen Liquid Eyeliner und beginnst zu streichen! Du siehst hammer aus, deine braunen Augen kommen vieeel besser zur Geltung". Ich mag es genauso wenig, wenn Mary meinen ganzen Namen ausspricht, wie sie, wenn ich anstatt Mary ihren richtigen Namen - Marie - sage. Ihre englische selbstbenennung klingt, ihrer Meinung nach, viel 'cooler'. "Bin schon dabei, wer kommt heute denn überhaupt noch mit?".
21:59. Mary ist wie immer, mindestens zehn Minuten, zu spät. Ich blicke noch ein letztes Mal in den Spiegel. Meine dunklen Haare habe ich zu einem Zopf zusammengebunden, zwei einzelne Strähnen habe ich vorne eingelockt. Mein Make-Up ist relativ schlicht, bräunlicher Lidschatten und Lippenbalsam mit Farbe. Im letzten Moment habe ich mir statt einer Jeans, eine dünne schwarze Strumpfhose und ein schwarzes Kleid, mit etwas mehr Ausschnitt und schwarzen hohen Stiefeletten, angezogen. Meine Ohren schmücken zwei glitzerne Stecker. Endlich klingelt es an der Türe. Ich packe meine Clutch und gehe nach unten. Als Mary mich sieht, rennt sie mich fast um. "Du siehst SO heiß aus!!" Sie befreit sich aus der Umarmung, nur um mich genauer betrachten zu können. "Ich hab dir doch gesagt, mit dem Eyeliner kannst du nichts falsch machen". Mary grinst über beide Ohren. "Du siehst aber auch nicht schlecht aus". Sie trägt einen Jeansrock und ein weißes Crop-Top, ihre Haare sind zu einem Dutt zusammengebunden und auf ihren Füßen glänzen glitzerfarbene High Heels.
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Die romantische Seite der Politik (Sebastian Kurz)
RomanceFanfiction über Sebastian Kurz