12. Der General

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Eine Weile später standen sie in dem kleinen Waldstück vor dem Stadttor, von dem Eskil gesprochen hatte, welches von Soldaten in schweren, schwarzen Rüstungen bewacht wurde. Askan hatte Luis' und Bens Hände mit dicken Stricken hinter ihren Rücken zusammengebunden und betrachtete sie nun prüfend.

„Ihr solltet etwas an eurer Mimik ändern. Ihr seht etwas zu glücklich aus. Versucht etwas gequälter auszusehen, immerhin seid ihr Gefangene".

Luis und Ben runzelten die Stirn und blickten Askan verwirrt an.

„Schon besser, bleibt so!", rief er zufrieden aus.

Eskil stand an einen Baum gelehnt und beobachtete die Stadtwachen.

„Beeil dich, Askan. Es bleibt nicht mehr lange Zeit bis zum Sonnenuntergang". Erik hatte sich vor einer Weile in seine Wolfsgestalt verwandelt und war näher an die Stadtwachen herangeschlichen. Luis beobachtete ihn durch die Blätter der Bäume hindurch. Auf den ersten Blick wirkte er wie ein harmloser Streuner, was Luis wie die perfekte Tarnung vorkam.

Askan klatschte zwei Mal in seine Hände. Luis merkte, wie ihn ein leichter Lufthauch umfing.

Als der Wind nachgelassen hatte, hatte sich Askans Gestalt komplett verändert. Anstelle von ihm, lächelte Ben und Luis nun ein brutal aussehender Soldat entgegen.

„Schon viel besser", sagte Askan und blickte zufrieden an sich herunter.

„Du siehst fürchterlich aus!", bemerkte Ben schaudernd.

„Das nehme ich mal als Kompliment", antwortete Askan und nahm die Fesseln in die Hand. „Kommt jetzt! Wir müssen uns beeilen". Sie traten aus dem Waldstück heraus und Askan trieb die beiden Jungen vor sich her wie zwei Gefangene. Als sie dem Stadttor immer näherkamen, merkte Luis, dass sich ein ungutes Gefühl in seiner Magengegend breitmachte. Er war unglaublich nervös.

„Habt keine Angst", raunte Askan ihnen zu, so als hätte er Luis' Gedanken gelesen. „Die meisten Soldaten haben nur Weiber und Bier im Kopf".

Vor dem Tor blieben sie stehen. Ein brutal aussehender Soldat trat vor.

„Name?", fragte er Askan, während er die beiden gefesselten Jungen ausgiebig musterte.

„Mist!", raunte er Luis und Ben leise zu. „Ähm...Ich bin Otto von...".

„Furzpo", flüsterte Ben spontan, was Askan, ohne nachzudenken sofort wiederholte.

„Wollt ihr Euch über mich lustig machen, Soldat?", fragte der Soldat wütend und legte eine Hand an den Griff seines Schwertes.

„Entschuldigung!", rief Askan aus. „Ich hatte wohl ein paar Bier zu viel. Mein Name ist Otto von Heldenhausen. Ich habe die zwei hier in einer Schenke aufgelesen. Haben davor herumgelungert und Magie praktiziert".

Der Soldat entspannte sich ein wenig und lockerte den Griff um sein Schwert. „Dann habt Ihr eine reiche Ausbeute gemacht. Ihr dürft eintreten!". Er trat zur Seite und Luis, der, seit gefühlten zwei Minuten die Luft angehalten hatte, atmete erleichtert aus. Als sie an dem Soldaten vorbeitreten wollten, packte dieser Askan plötzlich fest an der Schulter. „Einen Moment noch!", raunte er.

Askan blieb stehen.

„Ich und ein paar andere Soldaten wollen nachher noch einen heben gehen. Wenn Ihr ein guter, standhafter Trinker seid, könnt Ihr Euch uns anschließen!".

Luis sah, dass Askan sich sofort ein wenig entspannte.

„Ich bin der Trinkfesteste von allen", sagte Askan und sie gingen weiter in die Stadt hinein. Plötzlich schlug Askan Ben auf den Hinterkopf.

Chroniken der Hexer IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt