30. Verrückte Träume

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Ben träumte. Er war zu Hause in dem Wald in Falkenstein.

Er saß auf einer Baumwurzel und spielte mit einem kleinen schwarzhaarigen Mädchen.

Ihre Haare waren wild und ungekämmt und sie trug ein kleines geblümtes Kleid. Vor ihm stand ein kleiner Spieltisch, auf dem ein Teeservice zum Spielen angerichtet war.

„Du hältst deine Tasse ganz falsch!", tadelte ihn das kleine Mädchen mit strengem Blick. „Du musst sie so halten", erklärte sie, griff mit Daumen und Zeigefinger nach dem Henkel der Teetasse und spreizte den kleinen Finger ab, während sie so tat als würde sie aus der Tasse trinken.

„Entschuldigung", sagte Ben, der es merkwürdig fand mit einem kleinen Mädchen im Wald zu sitzen und so zu tun, als würde er Tee aus einer Spielzeugtasse trinken. Ben griff nach der Teetasse und ahmte die Bewegungen, die ihm das Mädchen gezeigt hatte nach.

Ihre Miene hellte sich auf.

„Sehr gut!", lobte sie ihn und klatschte fröhlich in die Hände. „Trinken sie ihren Tee nur nicht zu hastig, Misses Beaufort!".

Sie griff nach der Teekanne und tat so, als würde sie Ben noch etwas nachschenken.

„Ich heiße nicht Misses Beaufort", sagte Ben, dem das Spiel des Mädchens langsam zu dumm wurde. „Ich bin ein Junge".

Das Mädchen blickte zu ihm herauf. Sie kniff die Augen leicht zusammen, so als würde sie Ben zum ersten Mal richtig ansehen. Dann griff sie wieder zu ihrer Teetasse.

„Ist mir egal", antwortete sie knapp und nahm noch einen imaginären Schluck Tee aus ihrer Tasse.

Ben stand auf. „Ich werde jetzt gehen. Ich habe keine Zeit, um mit dir zu spielen".

Das Mädchen griff nach dem Teddy, der rechts von ihr auf einem kleinen rosa Stuhl saß und streichelte seinen Kopf.

„Du kannst aber noch nicht gehen, Misses Beaufort".

„Ich heiße nicht Misses Beaufort!", rief Ben laut aus.

Dem Mädchen traten Tränen in die Augen und Ben bereute sofort, dass er sie angeschrien hatte. Er setzte sich wieder auf die Baumwurzel.

„Es tut mir leid", sagte er und suchte den Blick des Mädchens, das noch immer den Kopf ihres Teddys streichelte. „Ich habe nur leider wirklich keine Zeit zu spielen", versuchte er zu erklären. „Ich bin gefangen genommen worden und auf meinen Fesseln liegt ein Blutfluch. Außerdem habe ich eine große Wunde auf meinem Arm und sie hat sich entzündet. Ich muss meinen Freunden helfen". Er hielt inne.

Es hatte keinen Sinn mit einem kleinen Mädchen zu reden.

Sie verstand sowieso nicht, wovon er redete.

Das Mädchen nahm ihren Teddy und ließ ihn ein Schluck von ihrem Tee trinken.

Ben seufzte. Er musste dringend aufwachen. Er wusste nur nicht wie. Er stand wieder auf und wandte sich zum Gehen.

„Du darfst ihm nicht vertrauen!", sagte das Mädchen plötzlich. Ben drehte sich wieder zu ihr um.

„Was?", fragte er.

Sie blickte zu ihm auf. „Er ist kein guter Mensch!", sagte sie und ihre Stimme klang warnend.

„Wer ist kein guter Mensch?", fragte Ben.

Das Mädchen verzog angeekelt das Gesicht.

„Er hat schon vielen Menschen wehgetan". Ihr kleiner Körper zitterte.

Ben verstand nicht, was sie von ihm wollte. Er nickte nur und drehte sich wieder um. „Ich gehe jetzt".

„Mach nur", sagte das Mädchen leise. „Wir sehen uns bald wieder".

Chroniken der Hexer IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt