38. Die arrogante Prinzessin

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Luis stapfte hinter Prinzessin Alana her, die ganz offensichtlich kein Interesse daran hatte, auch nur ein Wort mit ihm zu wechseln. Er wusste nicht woran es lag, immerhin hatte er ihr nichts getan.

Unhöflich war er auch nicht gewesen.

Glaubte er zumindest.

Immerhin kannte er die Etikette der Nohorar nicht.

„War ich unhöflich zu dir?", fragte er und ging ein wenig schneller, um aufzuholen. Sie schritt mit erhobenem Kopf voran und betrachtete ihn einmal kurz aus den Augenwinkeln.

Dann blickte sie wieder stur geradeaus.

„Nein. Warst du nicht", ließ sie sich zu einer Antwort herab. Luis fiel auf, dass sie keinen Akzent hatte.

Sie marschierte weiter, ohne ihn eines Blickes zu würdigen, dann blieb sie so abrupt stehen, dass Luis beinahe ihn sie hineingerannt wäre.

„Hier. Deine Hütte", sagte sie kurz angebunden und machte Anstalten sich wieder umzudrehen und zu gehen, als Luis plötzlich einfiel woher er sie kannte.

„Du warst das Mädchen aus Ensgard!", rief er aus und packte sie am Arm.

Sie blickte auf seine Hand, die sie festhielt und Luis ließ sofort los, da er fürchtete, sie würde ihn schlagen.

„An dem Abend als die Ishdur Ensgard überfallen haben!", redete Luis weiter. „Du warst in der Seitenstraße!".

Sie machte einen schnellen Schritt auf ihn zu und drückte ihn mit beiden Armen gegen die Wand der Hütte.

Luis musste schmerzlich feststellen, dass sie nicht so schwach war, wie sie aussah.

„Meine Eltern dürfen davon nichts erfahren!", sagte sie in einem bedrohlichen Tonfall. „Sie lassen mich den Stamm niemals verlassen. Ich war dort, ohne ihr Wissen. Also verplappere dich lieber nicht bei ihnen, sonst werde ich dir sehr wehtun müssen. Das schwöre ich bei Eartha!".

Sie blickte ihn mit ihren hellen Augen an.

Luis blickte sich hilfesuchend um.

Er entdeckte allerdings nur seinen Catori, der ein wenig abseits saß und sich mit einer Pfote am Ohr kratzte.

Na, du bist mir ja eine große Hilfe! dachte Luis.

„Ich werde nichts verraten", sagte er ergeben. „Aber warum warst du überhaupt da?".

Sie kniff die Augen zusammen.

„Das werde ich dir mit Sicherheit nicht verraten!", das „Dir" hatte sie so gesagt, als wäre Luis eine kleine unbedeutende Kakerlake.

Er befreite sich aus ihrem Griff.

„Schön!", sagte er. „Dann sei eben weiterhin so eine ätzende Zicke".

„Wie kannst du es wagen so mit mir zu sprechen?!", fragte sie empört. „Ich bin Prinzessin Alana, die Thronfolgerin der Nohorar!".

Luis winkte ab.

„Ist mir egal was du bist. Nett bist du jedenfalls nicht!".

Er schritt an ihr vorbei in seine Hütte und ließ sie draußen stehen.

Der Innenraum seiner Hütte war nicht ganz so edel, wie das Innere der Hütte der Königin. Aber das hatte Luis sich bereits gedacht.

In der Mitte stand eine kleine Liege, auf der er schlafen konnte und er ging darauf zu. Er war hundemüde von der langen Reise und er brauchte dringend ein wenig Schlaf. Er setzte sich auf die Liege und zog seine Schuhe aus. Dann ließ er sich nach hinten fallen, schloss seine Augen und schlief sofort.

Chroniken der Hexer IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt