41. Betäubt

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Erik starrte entsetzt auf das verbrannte Dickicht.

Er wollte etwas tun.

Er musste irgendetwas tun, doch sein Körper war zu keiner Reaktion fähig.

Er stand nur da und starrte auf die Stelle, von der aus Luis vor ein paar Sekunden in das Totenreich Ishalhat hinabgestiegen war.

Ganz langsam drängten sich Stimmen in sein Bewusstsein. Sie waren leise und klangen so, als wären sie weit weg. So als hätte Erik seinen Kopf tief unter Wasser getaucht und über ihm am Ufer unterhielten sich Menschen.

Alles erschien gedämpft.

Die Stimmen wurden lauter und Erik bemerkte, dass sie aufgeregt klangen. Er konnte sich noch immer nicht regen. Er zwang sich, den Blick von dem Eingang des Totenreichs abzuwenden und starrte auf die Lichtung. Die Lichtung, auf der bis vor ein paar Minuten noch ein glückliches Fest gefeiert worden war.

Die Lichtung, auf der er wild getanzt und sich zum ersten Mal seit Monaten wieder frei gefühlt hatte.

Die Lichtung, auf der die Bewohner Baldriens den schrecklichen Krieg für einen kurzen Moment vergessen und ein Ritual gefeiert hatten, das so alt war, wie Baldrien selbst.

Die Lichtung, auf der die Baldrianer nun aufgeregt umherliefen, mit panischem Ausdruck in den Augen nach ihren Kindern suchten und wild aufeinander einredeten.

Erik schloss die Augen.

Als er sie wieder öffnete blickte er in dunkle, weit aufgerissene Augen. Er bemerkte, dass Askan ihn an den Armen gepackt hatte und schüttelte.

„... wieder einen klaren Kopf bekommen, hörst du mich?", rief Askan laut.

Erik tauchte in diesem Moment wieder aus dem Wasser auf. 

„Was ist passiert?", fragte Erik, der noch ein wenig verwirrt war. Er hörte nun die lauten Schreie der Baldrianer und verfolgte ihre dunklen Gestalten mit seinen Augen, während sie schnell von der Lichtung in den schützenden Wald rannten.

„Wir müssen sofort zu Königin Zera!", sagte Askan eindringlich.

Er hielt Erik noch immer fest an den Armen, wie um sich zu vergewissern, dass er nicht wieder abtauchte. „Der Eingang zum Totenreich Ishalhat ist komplett zerstört worden! Luis ist verloren!".

Erik schüttelte seinen Kopf.

Er konnte noch immer keinen klaren Gedanken fassen.

Plötzlich wurde ihm bewusst, was passiert war.

Erik erkannte, was Luis war, und riss entsetzt die Augen auf.

„Luis ist ein Ahazur!", platzte es aus ihm heraus.

Askan nickte ernst.

„Komm. Wir müssen sofort zu der Königin!". Askan drehte sich um und rannte von der Lichtung in den Wald.

Erik folgte ihm.

Chroniken der Hexer IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt